Grazer Forscher wollen PFAS effizienter aus Kläranlagen entfernen
PFAS (Per- und Polyfluorierten Alkylverbindungen) genannte Chemikalien verleihen Produkten wasser-, fett- und schmutzabweisende Eigenschaften, lassen sich aber in der Umwelt nicht abbauen und reichern sich im Körper an. Die Substanzen sind nun im Visier von Forschenden der Universität Graz. Sie haben Kläranlagen auf Rückstände untersucht und erkannt, dass PFAS hier nicht effizient aus dem Abwasser entfernt werden. Bei einigen dieser Stoffe war die Konzentration sogar erhöht.
PFAS werden für Beschichtungen von Outdoor-Kleidung ebenso eingesetzt, wie bei Skiwachs, beim Backpapier oder zur Beschichtung von Windrädern. Weil sich diese Gruppe von Industriechemikalien äußerst langsam zersetzen wird, werden sie auch als Ewigkeitsmaterialien bezeichnet. Sie gelten aber auch als Umwelt- und Gesundheitsrisiko, schilderte Jörg Feldman vom Institut für Chemie der Uni Graz gegenüber der APA. Sein Grazer Team hat steirische Kläranlagen entlang der Mur auf PFAS-Rückstände untersucht. Die Laborergebnisse zeigten, dass die eingeleiteten Abwässer - wie erwartet - mit unterschiedlichen PFAS-Verbindungen belastet sind. Auch die Menge an Abbau-Stoffen wie extrahierbares organisch gebundenes Fluor (EOF) waren deutlich erhöht.
Kaum Veröffentlichungen zu PFAS aus mitteleuropäischen Kläranlagen
Auf die Steiermark bezogen sagte Feldmann gegenüber der APA: "Die gemessenen Werte liegen dort, wo man sie in jeder Großstadt antreffen würde. Sie sind nicht super-niedrig, aber auch nicht dramatisch hoch." "Obwohl es weltweit mehrere Veröffentlichungen zu PFAS in Kläranlagen gibt, sind nur wenige Veröffentlichungen aus Mitteleuropa verfügbar, was erforderlich ist, um PFAS weltweit vollständig zu veranschaulichen", erklärte Feldmann. Dennoch sah er eine problematische Situation: "Die messbaren PFAS sind sehr mobil und können sogar das Grundwasser erreichen und so auch im Trinkwasser auftreten", wie der Wissenschafter schilderte.
Zu bedenken sei auch, dass die Konzentration einiger dieser Stoffe im geklärten Wasser sogar zusätzlich erhöht war. Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter gehen davon aus, dass im Zuge der biologischen Klärung neue PFAS aus synthetischen Vorläufersubstanzen entstehen. Die Massenbilanzanalyse zeigte einen Anstieg der identifizierten PFAS-Verbindungen im Abwasser im Vergleich zum Zufluss (von 0,9 bis 1,3 Prozent auf 3,6 bis 6,1 Prozent). Das deute auf eine - auch schon von anderen Forschergruppe vermutete Biotransformation von nicht zielgerichteten PFAS-Vorläuferverbindungen in Kläranlagen hin. Hier fehle es schlichtweg noch an der nötigen Technologie, wie Feldmann erklärte.
An der Uni Graz wird bereits eine Folgestudie geplant: Man will untersuchen, ob verbesserte Filteranlagen und die Behandlung des Wassers mit Ozon die Konzentration von PFAS reduzieren können.
Service: V. Müller, A. Freundlichkeit, J. Feldmann: "Fluorine mass balance analysis of PFAS in communal waters at a wastewater plant from Austria. Viktoria Müller, Andrew Kindness, Jörg Feldmann. Water Researchn Volume 244, Oktober 2023, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0043135423009417