Nonverbale Kommunikation soll für Sehbehinderte möglich werden
Nonverbale Kommunikation für Blinde und Sehbehinderte soll künftig mit technischen Hilfsmitteln möglich werden. Daran arbeitet ein Forschungsteam unter der Leitung von Klaus Miesenberger von der Universität Linz. Die Wissenschafter entwickeln derzeit ein System zur Erfassung und Bewertung von nonverbalen Daten sowie ein Assistenzsystem zur Kommunikation für Blinde und Sehbehinderte in Gruppensituation wie Arbeitskonferenzen.
"Die Herausforderung liegt darin, Gesichtsausdrücke, Gesten und andere nonverbale Kommunikationsformen in einer Konferenzsituation zu tracken, zu sammeln und mithilfe eines intelligenten Systems den sehbehinderten Menschen auf unterschiedliche Weise zugänglich zu machen", erklärt der am Institut Integriert Studieren tätige Wissenschafter in einer Presseaussendung des Wissenschaftsfonds FWF. In einem ersten Schritt werden Zielgruppen, Informationsbedarf und Interaktionsmöglichkeiten definiert, um so eine Plattform zur Bewertung der Daten zu schaffen. So sollen wichtige nonverbale Signale von nebensächlichen Informationen unterschieden werden.
Hinweise durch Vibrationen
Zur Vermittlung nonverbaler Kommunikation können Lautsprecher im Ohr, eine Braille-Zeile (Ausgabegerät für Blindenschrift), sowie Smartwatches und Smartphones verwendet werden. Reinhard Koutny, ein Doktorand Miesenbergers, erstellte einen ersten Prototypen zur Teilnahme an nonverbaler Kommunikation. "Ein häufig auftretendes Szenario in Meetings ist das gemeinsame Brainstorming mithilfe von Postings, die auf einem Flipchart angeordnet werden", erklärte der Doktorand. Mithilfe von Vibrationen am Smartphone kann die Bewegung eines Postings angezeigt werden und die genaue Beschreibung erfolgt per Audiogerät. Der Verwender selbst kann dann durch das Drücken einer Taste am Smartphone ein Posting bewegen.
Die entwickelten Systeme des vom FWF geförderten Projekts der Universität Linz, der ETH Zürich und der TU Darmstadt sollen in zukünftigen Schritten mit der Welt der Künstlichen Intelligenz (KI) verbunden werden. "Die Systeme sollen lernen, die Situationen besser zu interpretieren, um treffsicher die adäquaten Interaktionsmöglichkeiten bereitzustellen", erklärte Miesenberger.
Service: Publikationen zur Forschungsarbeit: https://doi.org/10.1007/978-3-030-58805-2_3 und https://doi.org/10.1007/978-3-030-58805-2_2