Klima-Glossar: Sharing Economy
Bei der "Sharing Economy" geht es um die gemeinsame Nutzung von Ressourcen. Autos teilen, Gemeinschaftsgärten bewirtschaften oder das passende Werkzeug für Reparaturen ausleihen - die Grundidee ist die gleiche: Wer teilt, tauscht oder leiht, nutzt nicht nur vorhandene Kapazitäten besser aus und spart oft Kosten, sondern verbraucht auch weniger Ressourcen und schont damit die Umwelt. Fachleute sehen aber auch Grenzen der "Wirtschaft des Teilens".
Das Prinzip der Sharing Economy ist nicht neu. Bereits in den 1960er-Jahren schlossen sich in Österreich beispielsweise landwirtschaftliche Betriebe zusammen, um gemeinsam Maschinen anzuschaffen und zu nutzen. Diese sogenannten Maschinenringe ermöglichten damit auch kleineren Betrieben den Zugang zu teuren Maschinen. Auch Bibliotheken oder Genossenschaften etwa basieren auf der Idee, Güter zu teilen, anstatt sie zu kaufen.
Gemeinschaftsgärten sind dabei eine Form der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen bzw. der Sharing Economy. Sie gelten als Positivbeispiel. In diesem Fall wird ein Stück Land von einer Gruppe von Personen gemeinsam bewirtschaftet. Sie finden sich meistens in der Stadt und sind öffentlich zugänglich. Dabei steht einerseits der Anbau und die Produktion von Lebensmitteln im Vordergrund, andererseits auch die Gemeinschaft. Gerade in Städten, wo Grünraum und eigene Gärten immer rarer werden, soll so mehr Menschen Gartenarbeit und die damit verbundenen Vorteile ermöglicht werden.
Online-Plattformen als Vermittler
Die Organisation der Sharing Economy im Allgemeinen in den letzten Jahren verändert. Sie hat sich ins Internet verlagert, wo Online-Plattformen als Vermittler auftreten. Ein Beispiel dafür ist die Online-Nachbarschaftsplattform FragNebenan, auf der sich Menschen in derselben Wohngegend vernetzen, Empfehlungen einholen oder Haushaltsgeräte ausleihen können. Plattformen wie diese erleichtern im urbanen Raum den Kontakt zur Nachbarschaft, die sonst oft anonym bleibt.
Im Zusammenhang mit der Sharing Economy werden aber auch häufig große Unternehmen genannt wie Airbnb, eine Internetplattform für die kurzfristige Vermietung von Unterkünften oder Uber, ein Fahrdienst. Hier steht nicht der Gedanke des Teilens, sondern des Verkaufens im Vordergrund. Plattformen wie diese erweitern also eher den klassischen Markt und bieten keine Alternative dazu. Das zeigt sich auch an den steigenden Umsätzen der Unternehmen, die der Sharing Economy zugerechnet werden. Fachleute von Proficient Market Insights erwarten, dass der globale Sharing-Economy-Markt von 113 Mrd. US-Dollar (gut 100 Mrd. Euro) im Jahr 2021 auf 600 Mrd. US-Dollar im Jahr 2027 anwachsen wird.
Online-Vermittler wie Airbnb und Uber geraten zunehmend in die Kritik. Unter dem Deckmantel einer sozialen und nachhaltigen Bewegung würden sie Arbeitsstandards aushöhlen, Preise drücken und die Gentrifizierung - also die Verdrängung einkommensschwacher durch wohlhabendere Haushalte - vorantreiben, so die Kritik.
Bei Ökobilanz gemischtes Bild
Sharing-Angebote sind auch nicht immer die nachhaltigste Option, sagen die Forscher Jan Peuckert und Jonas Pentzien vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin. "Ökobilanziell ergibt sich ein gemischtes Bild", schreiben sie zum Beispiel mit Blick auf das private Carsharing in ihrem Arbeitsbericht "Kompromisse des Teilens". So könnte zusätzlicher Verkehr auf den Straßen entstehen, wenn Personen, die sonst öffentliche Verkehrsmittel oder Mitfahrgelegenheiten nutzen würden, stattdessen Carsharing in Anspruch nehmen. Ein positiver ökologischer Effekt ergibt sich hingegen, wenn durch Carsharing die Anschaffung eines eigenen Autos vermieden werden kann. Zudem ermöglichen Carsharing-Angebote auch Personen, die sich kein eigenes Fahrzeug leisten können, den Zugang zu einem Auto.
Zusammengefasst ist Sharing dann nachhaltig oder von gesellschaftlichem Wert, wenn weniger Ressourcen verbraucht werden und kein zusätzlicher Konsum entsteht, Menschen den Zugang zu Gütern und Dienstleistungen erhalten, die ihnen sonst verwehrt blieben, oder wenn es mehr menschliche Begegnungen ermöglicht, zum Beispiel durch Nachbarschaftsplattformen, Gemeinschaftsprojekte oder eben Gemeinschaftsgärten. Oft wird in diesem Zusammenhang auch vom Teilen des sozialen Reichtums gesprochen.
Für unseren Lebensstil benötigen wir in Österreich heute fast viermal so viele natürliche Ressourcen, als uns tatsächlich zur Verfügung stehen. Würden wir unseren Konsum auf die ganze Welt hochrechnen, bräuchten wir laut der Forschungsorganisation Global Footprint Network 3,8 Erden. Die Sharing Economy kann mitunter dazu beitragen, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren.