Österreicher suchen mit Mars-Rover "Perseverance" nach Impakt-Spuren
Wenn am 18. Februar der Nasa-Rover "Perseverance" zur Landung am Mars ansetzt, werden auch heimische Forscher mit Spannung die Ankunft verfolgen. Schließlich lieferten Grazer und Wiener Forschungseinrichtungen Software-Komponenten für eine der Kameras des Rovers. Und mit dem Geochemiker Christian Köberl gehört ein Österreicher dem Wissenschafts-Team der Mission an. Er will mit den scharfen Bildern dieser Kamera nach Spuren von Meteoriten-Einschlägen am Mars suchen.
Beteiligt sind die Österreicher an der sogenannten "Mastcam-Z" am Rover. Dies sei eine verbesserte Version der Kamera am Nasa-Rover "Curiosity", der 2012 am Mars landete, mit höherer Auflösung, erklärte Köberl gegenüber der APA. Der Professor für Planetare Geologie und Impaktforschung an der Universität Wien ist Spezialist für Meteoriteneinschläge (Impakte). "Perseverance" soll ja im rund 50 Kilometer großen Jezero-Krater auf der nördlichen Halbkugel des Planeten landen, der durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist und wo sich einst ein See befunden haben dürfte.
"Mein Ansatz war, mit der hochauflösenden Kamera, die viel bessere, schärfere Bilder liefert als bisher, in den Kratergesteinen nach typischen Deformierungen zu suchen, die für Impakte charakteristisch sind", so Köberl. Ein Beispiel dafür sind sogenannte "Shatter Cones". Solche Strahlenkegel kennt man gut von Einschlagskratern auf der Erde, aber am Mars seien sie bisher noch nie gefunden worden.
Spannende Deformationen
Der Wissenschafter interessiert sich zudem für das Vorkommen von Meteoriten auf der Mars-Oberfläche. Von den bisherigen Mars-Rovern seien bereits einige Eisenmeteorite gefunden worden - was für Köberl aus mehreren Gründen spannend ist: "Sie zeigen an der Oberfläche Vertiefungen, die wir als Regmaglypten bezeichnen, und auf der Erde als Zeichen dafür interpretiert werden, dass sie auf ihrem Weg durch die Atmosphäre angeschmolzen wurden." Doch die Marsatmosphäre sei um fast einen Faktor 1.000 dünner als jene der Erde und es sei erstaunlich, solche Deformationen auch auf dem Mars zu finden.
Zudem habe man am Mars bereits über ein Dutzend Eisenmeteorite entdeckt. "Das ist viel, denn wenn man auf der Erde ein paar Dutzend Kilometer herumfahren würde, würde man keinen einzigen finden", so Köberl. Während 95 Prozent der auf der Erde entdeckten Meteoriten Steinmeteoriten seien, habe man am Mars bisher keinen einzigen davon gefunden. "Vielleicht unterscheiden sie sich aus der Entfernung nicht sehr vom übrigen Marsgesteinen oder man hat noch nicht genau genug danach gesucht", vermutet der Experte.
Zugang fast in Echtzeit
Die österreichischen Forscher bekommen jedenfalls nahezu in Echtzeit Zugang zu den zur Erde gesendeten Bildern. Um diese möglichst rasch auszuwerten, wollen sie auch maschinelles Lernen nutzen. Köberl hat dazu Mars-Analog-Untersuchungen durchgeführt und in der Danakil-Senke in Äthiopien in marsähnlichen Regionen "Shatter Cones" platziert und fotografiert. Anhand dieser Bilder soll die Künstliche Intelligenz lernen, entsprechende Strukturen zu erkennen. "Die Ergebnisse sind positiv, aber noch nicht eindeutig, da gibt es schon noch einiges zu tun", sagte Köberl.
Eine rasche Auswertung der Bilder wäre wichtig, um bei interessanten Strukturen näher hinzuzoomen. Ob der Rover dann auch dorthin fährt, sei eine Entscheidung des Gesamtprojekt-Teams. Interessant wäre das für Köberl jedenfalls, denn das Vehikel könnte dann chemische Zusammensetzungen von Meteoriten untersuchen. Und diese könnten "dort schon Millionen Jahre herumliegen, weil die Verwitterungsrate am Mars viel geringer ist als auf der Erde".
Köberl ist sich bewusst, dass seine Arbeit im Gegensatz zum Schwerpunkt der Mission, der Suche nach Lebensspuren, nicht ganz so öffentlichkeitswirksam ist. Er ist aber überzeugt, dass dies in den nächsten Jahren durch Rover gar nicht möglich sein wird, und bis man Mars-Proben auf der Erde untersuchen können wird, würden noch viele Jahre vergehen. "Bis dahin werden wir noch viele andere spannende Dinge am Mars finden können."
Wer übrigens schon jetzt Mars-Proben betrachten möchte, kann das im Naturhistorischen Museum Wien (NHM) tun: Dieses beherbergt die größte Sammlung an Mars-Meteoriten in Europa. Diese wurden vor einigen Millionen Jahren bei großen Einschlägen auf dem Mars ins All geschleudert, ehe sie vom Schwerfeld der Erde eingefangen wurden und bis zum Boden gelangten.
Service: Liste der anerkannten Mars-Meteoriten: http://go.apa.at/Fjey9elZ ; Von "Curiosity" entdeckte Mars-Meteoriten: http://go.apa.at/EVYes6xV; "Perseverance"-Website: https://mars.nasa.gov/mars2020/