Corona - Kärnten fährt gezieltere Hilfe für Jugend und Familien hoch
Die Corona-Pandemie und ihre Folgen ziehen bei vielen Kindern und Jugendlichen negative Entwicklungen mit sich. In einer Studie im Auftrag des Landes Kärnten wurden 1.281 Pädagoginnen und Pädagogen befragt, wie sie die Folgen der Lockdowns auf ihre Schützlinge einschätzen. Die teils alarmierenden Beobachtungen und Ergebnisse führen nun zu gezielten Maßnahmen, schilderte LH Peter Kaiser (SPÖ) am Samstag, dem internationalen Tag der Familie, bei einer Videokonferenz.
Bei der Studie wurde Lehrpersonal unterschiedlicher Schultypen und von Klassen ab der fünften Schulstufe befragt, erklärte Kärntens Kinder- und Jugendanwältin Astrid Liebhauser. Etwa die Hälfte schätzt, dass unter anderem Anwesenheit, Pünktlichkeit und Mitarbeit der Schüler schlechter als vor der Pandemie sind. Besonders Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status seien gefährdet. Die häufigste Ursache für Beeinträchtigungen ist nach Einschätzung der Lehrer die intensive Nutzung sozialer Medien und generell zu viel Zeit am Computer. Das führe zu depressiver Stimmung, Schlafproblemen, sozialen Rückzug und Ängstlichkeit.
Pro Klasse dürften statistisch gesehen 1,5 Kinder für die Pädagogen schwer oder nicht mehr erreichbar sein. Es sind etwa acht Prozent. Es werde laut Liebhauser ein enormer Aufwand nötig sein, um diese wieder in den geordneten Klassen- und Schulbetrieb zurückzubekommen. Die befragten Lehrer gehen auch davon aus, dass ein sehr großer Bedarf an Unterstützungsmaßnahmen besteht. "Die Kinder brauchen dringend Bewegung, Begegnung und so etwas wie Normalität", fasste Liebhauser zusammen.
Unterstützung in drei Etappen
Kaiser griff den Ball auf und sagte, dass etwa 9.000 von den rund 70.000 Schülerinnen und Schülern in Kärnten nun besondere Aufmerksamkeit brauchen. In drei Etappen wolle man zusätzliche Unterstützung anbieten: Schon bisher wurden zusätzliche 50 Dienstposten besetzt, um ein effektives Distance-Learning zu gewährleisten. Zusätzlich seien die Dienstposten für die außerschulische Lernförderung auf zehn aufgestockt und weitere zehn Dienstposten für Sprachfördermaßnahmen eingesetzt worden.
Ab Montag, wenn die Kinder wieder in den regulären Schulbetrieb zurückkehren, sollen die Beratungslehrerinnen und -lehrer um zusätzliche 50 Stunden pro Woche aufgestockt werden. Für die Corona-Förderstunden würden 63 Dienstposten dazukommen. Zudem werde die Bildungsdirektion beauftragt, alle vorhandenen Unterstützungssysteme auf Covid-Entlastungsmaßnahmen zu fokussieren. Eine zentrale Stelle soll den "Sozialraum Schule" systematisch erheben. "Wir fokussieren die Maßnahmen, um gezielt die Probleme zu bekämpfen", so Kaiser.
Ab September soll es in der dritten Etappe zu einer weiteren Aufstockung bei den Beratungslehrerinnen und -lehrern kommen. Außerdem werde es zusätzliche Sprachfördermaßnahmen, die Fortführung der außerschulischen Lernförderung und den vorgezogenen Ausbau der Schulsozialarbeit - inklusive schulübergreifender, sprich mobiler, Zuständigkeit - geben. "Für die Ausweitung der Schulsozialarbeit wird das Land 600.000 Euro in die Hand nehmen", versprach Kaiser.
Sozialreferentin Beate Prettner (SPÖ) sagte, dass bisherige Hilfeleistungen für Familien mit Problemen oft nicht angenommen würden. Darum soll nun eine zentrale Stelle eingerichtet werden, bei der man sich über die vielfältigen Hilfsangebote informieren kann. Die Stelle soll eine Art Lotsenfunktion übernehmen. Neu werden auch mobile Familiencoaches, die schon bei kleineren Problemen in Familien für Deeskalation sorgen können, ehe es zu Gewalt oder schwerwiegenden Problemen kommt. Weiters werden laut Prettner vier mobile Psychologinnen Familien, Betriebe und Lehrwerkstätten aufsuchen. "Schauen wir nicht weg, schauen wir hin", forderte Kaiser auf.