Salzburger Umweltpsychologin: "Warum machen wir es nicht einfach?"
Einfach ist es sicherlich nicht, der Umwelt zu liebe aus der Komfortzone zu schlüpfen. Aber so schwer ist es offenbar auch nicht, festgefrorene Verhaltensmuster zu ändern - durch Vorbilder, Belohnung, Abschreckung und wenn es sein muss, auch Strafen. In ihrem ersten Buch "Warum machen wir es nicht einfach" liefert die Salzburger Umweltpsychologin Isabella Uhl-Hädicke mit Humor Lösungsvorschläge und erklärt, wie der innere "Umweltschweinehund" überwunden werden kann.
Klimakrise und Umweltschutz, diese Themen sind - neben der Coronakrise - medial zum Dauerbrenner geworden. Isabella Uhl-Hädicke appelliert in ihrem Buch an jeden Einzelnen, aber auch an die Wirtschaft und Politik, sich nicht damit abzufinden, sondern rasch zu handeln. Sonst sei es zu spät, die Klimakrise bewältigen zu können. In verständlicher Sprache, aber wissenschaftlich fundiert versucht sie ohne erhobenen Zeigefinger mit vielen Bespielen und auch Selbsttests, die Leserinnen und Leser zu Verhaltensänderungen zu motivieren. So gerät der "Umweltschweinehund", der um Ausreden nicht verlegen ist, immer mehr ins Abseits und die "Umweltheldin" dominiert das Feld, indem sie ihm Paroli bietet.
"Ich habe in den vergangenen Jahren viele Vorträge und Workshops gehalten und bekam das Feedback, dass viele Erkenntnisse hilfreich waren. Deshalb habe ich das Buch geschrieben - damit ich noch mehr Menschen erreichen kann", schildert die Umweltpsychologin im APA-Gespräch. Das Werk entstand in der Karenz. Ein persönlicher Antrieb war auch die bevorstehende Geburt ihres ersten Kindes. "Wir müssen jetzt für uns, unsere Kinder und Kindeskinder aktiv werden." Sie habe bemerkt, dass es in der Forschung viele Erkenntnisse in der Umweltpsychologie gibt, die aber zu wenig nach außen an interessierte Personen, NGOs, Entscheidungsträger und Unternehmen gebracht werden.
Verhaltensmuster ändern - aber wie?
Die Verhaltensmuster für ein umweltgerechteres Leben zu ändern, "ist leicht und schwierig zu gleich", sagt sie. Einige Jahre hat es gedauert, bis die Autorin ihren hartnäckigsten "Umweltschweinehund", das unreflektierte Shoppen von Kleidern, überwunden hatte. "Zwei Drittel von dem, was ich gekauft habe, habe ich nicht getragen." Jetzt kauft sie weniger, greift zu umweltfreundlichen Alternativen, empfindet dadurch mehr Lebensqualität und fühlt sich dabei auch sehr wohl.
Es geht aber nicht darum, unbedingt eine Heldin oder ein Held zu werden. Man sollte sich nicht selbst geißeln, wenn nicht gleich alles auf Anhieb funktioniert, sondern Verantwortung übernehmen und nicht aufgeben, wenn man in die Umweltfalle, die Komplizin des "Umweltschweinehunds", wieder hineintappt - das passiert auch der Autorin. Schritt für Schritt, aber so schnell wie möglich raus aus der Falle heißt ihre Devise. Sie beschreibt in ihrem Buch sechs Veränderungsphasen, die eine Einzelperson beim Umstieg auf einen grünen Lebensstil durchläuft. Anhand eines Tests kann der Leser erkennen, in welcher Stufe er sich gerade befindet.
Ein grüner Lebensstil bietet aus Sicht der Wissenschafterin viele Vorteile: Ein höheres subjektives Wohlbefinden verbunden mit der Reduktion des Ressourcenverbrauches und der Umweltverschmutzung. Damit bleibt die notwendige Lebensgrundlage für die Folgegenerationen erhalten. Umweltfreundliche Alltagshandlungen wie Strom und Wasser in den eigenen vier Wänden sparen oder eine Stoff- statt eine Plastiktasche zum Einkaufen mitzunehmen "sind wichtig und richtig", doch es braucht viel mehr. "Neben der gesellschaftlichen kommen wir nicht ohne wirtschaftliche und politische Kursänderungen aus." Weil der zeitliche Handlungsspielraum immer kleiner wird, müsse auch an den großen Hebeln geschraubt werden. Die Politik und Gesellschaft habe zu lange zugesehen.
Rasches Handeln notwendig
"Es braucht jetzt rasches Handeln, mit finanziellen Anreizen wie das Klimaticket und verpflichtenden Maßnahmen wie die CO2-Steuer, sonst dauert die Umsetzung zu lange, um eine lebenswerte Zukunft zu erreichen. Man wird um beides nicht herumkommen. Politische Maßnahmen haben eine raschere Wirkung als freiwillige Initiativen." Letztere würden zwar als nette Maßnahme empfunden, aber nicht die Botschaft einer notwendigen Umweltschutzmaßnahme vermitteln. "Eine freiwillige 30 km/h-Zone, die durch eine Bewegung in der Gesellschaft initiiert wurde, erzeugt potenziell weniger Verhaltensänderungen als ein gesetzlich bindendes Tempolimit von 30 km/h." Auch nicht-monetäre Konsequenzen für klimafreundliches Handeln würden aus umweltpsychologischer Sicht Potenzial innewohnen: Lob, generelle Vorteile, öffentliche Anerkennung, "oder schlicht, dass man sich besser fühlt".
Die Ziele im Kampf gegen die Klimakrise "müssen hoch sein, die Barrieren aber möglichst niedrig", weiß die Psychologin. Die Ausreden des "Umweltschweinehunds", der Klimawandel sei ein natürliches Phänomen in der Erdgeschichte, bezeichnet sie im APA-Gespräch als Schutzmechanismus. "Damit man nichts ändern muss und kein schlechtes Gewissen hat. Es gab zwar immer Klimaschwankungen, aber es ist definitiv bewiesen, dass die rasante Klimaänderung, wie wir sie jetzt erleben, den Einfluss menschlichen Verhaltens zeigt. Da gibt es wissenschaftlich keine Diskussion mehr. Es liegt in unseren Händen."
Isabella Uhl-Hädicke lehrt und forscht an der Universität Salzburg zu den Themen Förderung von umweltfreundlichem Verhalten und Klimawandelkommunikation. Sie ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Klimarats des österreichischen Bundesministeriums für Klimaschutz und tritt seit Jänner 2022 im ORF in einer Klimaserie mit Marcus Wadsak auf.
Service: Isabella Uhl-Hädicke: Warum machen wir es nicht einfach? Die Psychologie der Klimakrise. Molden Verlag, 176 Seiten, Hardcover-Preis 25 Euro, Erscheinungsdatum 24. Februar 2022