150 Jahre "Franz-Josef-Land"-Entdeckung mit viel musealer Begleitung
Am 30. August 1873 "entdeckte" die "Payer-Weyprecht-" oder "Tegetthoff-Expedition" die heute unter dem Namen "Franz-Josef-Land" firmierende Inselgruppe im Nordpolmeers. Zwar waren die rund 16.000 Quadratkilometer umfassenden Inseln bereits zuvor norwegischen Fischern bekannt, das Auffinden durch die österreichischen Arktisforscher ging trotzdem in die heimische Wissenschaftshistorie ein. Dem Jubiläum widmen sich dementsprechend heuer auch mehrere Ausstellungen.
Bereits im Februar diente die Expedition als historischer Anknüpfungspunkt für die in Wien durchgeführte "Arctic Science Summit Week 2023" (ASSW). Im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien widmet man sich im Rahmen der Ausstellung "Arktis. Polare Welt im Wandel" ab 8. November prominent der "Payer-Weyprecht-Expedition" und den in ihrem Rahmen gemachten Entdeckungen.
Dadurch habe Österreich "seit 150 Jahren eine direkte Beziehung zur Arktis", heißt es seitens dem NHM in einer Ankündigung. So spielen von den Forschern mitgebrachte zoologische Objekte auch heute noch eine wichtige Rolle in den Sammlungen des Museums. Wissenschaftshistorisch ist vor allem interessant, dass Ko-Expeditionsleiter Carl Weyprecht auf Basis der Erfahrungen im hohen Norden grundlegende Thesen für die moderne Arktisforschung formulierte.
Diese bildeten auch die Grundlage für das "Erste internationale Polarjahr", das zwischen 1882 und 1883 begangen wurde. Seine nächste Auflage erlebt das Polarjahr in den Jahren 2032-2033. Es wird das fünfte seiner Art sein.
Zur weiteren Entwicklung der Arktis bis dahin kursieren angesichts des Klimawandels, der in dieser Weltregion bereits massive Veränderungen mit sich gebracht hat, düstere Prognosen. Wie sich das Archipel, in dem sich heute nach dem Hauptfinanzier des Unterfangens Graf Hans Wilczek, nach Julius Payer oder auch nach der Stadt Wiener Neustadt benannte Inseln befinden, dann präsentiert, ist offen. Der Wandel wird aber grundlegend sein.
Als die beiden k.u.k. Offiziere Payer und Weyprecht mit dem Schiff "Admiral Tegetthoff" und 24 Mann Besatzung am 14. Juli 1872 vom norwegischen Hafen Tromsø aus starteten, geriet das Schiff bald in die Fänge des Eises. Die angestrebte Entdeckung der "Nordostpassage" war schon zum Scheitern verurteilt als am 21. August die Tegetthoff nördlich von Nowaja Semlja vom Eis eingeschlossen war. Das änderte sich über ein Jahr auch nicht.
"Land, Land, endlich Land", hieß es trotzdem am 30. August 1873. Diesen Ausruf wählten auch die Ausstellungsmacher von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) für ihre am 14. Juli zu Ende gegangene Schau in der ÖAW-Bibliothek in Wien. Als Highlight fungierte hier die von Weyprecht 1874 verfasse Flaschenpost, die über Umwege nach ihrer Entdeckung im Jahr 1978 durch einen russischen Forscher wieder nach Wien gelangte. Das historische Dokument wird ab November auch im Rahmen der NHM-Sonderschau zu sehen sein.
Wer sich noch einen bildlichen Eindruck von den Strapazen der Expeditionsteilnehmer machen möchte, kann im Heeresgeschichtlichen Museum Wien das von Payer höchstselbst gemalte Monumentalgemälde "Nie zurück" besichtigen.
Service: https://www.nhm-wien.ac.at/arktis