Schwangerschaftsdiabetes - Frühe Lebensstiländerung verringert Risiko
Schwangerschaftsdiabetes ist eine häufige schwangerschaftsbegleitende Erkrankung, die das Risiko für Komplikationen vor, nach und während der Geburt erhöht. Besonders übergewichtige Frauen sind betroffen - aktuell etwa jede siebente Schwangere. Bisher wurde dem Schwangerschaftsdiabetes erst im letzten Schwangerschaftsdrittel Beachtung geschenkt. Im Fachjournal "The Lancet" treten Experten für einen stärkeren Fokus noch vor dem vierten Monat und Änderung des Lebensstils ein.
Der Schwangerschaftsdiabetes, auch als Gestationsdiabetes bezeichnet, ist eine Form der Zuckerkrankheit der Mutter, die während der Schwangerschaft entsteht. Dabei sind die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht. Dazu kommt es, wenn das Hormon Insulin nicht ausreichend produziert wird oder die Körperzellen nicht empfindlich genug auf Insulin reagieren. Das kann ungünstige Auswirkungen auf das spätere Leben von Kind und Mutter haben - noch mehr, wenn sie übergewichtig ist. Für die Schwangere und das Ungeborene erhöht sich dabei das Risiko, im späteren Leben an Diabetes mellitus Typ 2 oder anderen Stoffwechselstörungen zu erkranken.
"Die zunehmende Anzahl von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes ist auf Faktoren wie Übergewicht, Stress und ungesunden Lebensstil zurückzuführen", erklärte Gernot Desoye von der Uniklinik für Frauenheilkunde der Med-Uni Graz. Der Biochemiker forscht seit rund 40 Jahren zu Aspekten der schwangerschaftsbegleitenden Erkrankung - zuletzt zu Vorgängen vor allem in der Frühphase - und ist an einer dreiteiligen Serie an Publikationen im Fachjournal "The Lancet" beteiligt.
Langzeitrisiken für das Kind
"Die Stoffwechselstörung kann nach der Geburt verschwinden, birgt aber Langzeitrisiken für das Kind", betonte Mireille van Poppel von der Uni Graz: "Während sich der Glukosestoffwechsel der Mutter nach der Entbindung normalisiert, kann es beim Kind zu Spätfolgen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Adipositas kommen. Wenn der Fötus im Bauch der Mutter ständig Glukose verarbeiten muss, produziert er vermehrt Insulin, was zu Zellschäden führen kann", erklärte van Poppel das Risiko. Die Sportwissenschafterin befasst sich im Zusammenhang mit der Prävention von Schwangerschaftsdiabetes seit mehr als 20 Jahren mit den Auswirkungen und der Förderung von Bewegung in der Schwangerschaft. In einem EU-weiten Forschungsprojekt war sie verantwortlich für die Interventionsentwicklung und Evaluierung und war in weitere internationale Projekte zum Thema gesunder Lebensstil in der Schwangerschaft involviert.
In Österreich sind Tests auf die Krankheit derzeit laut Mutter-Kind-Pass in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche vorgesehen, sodass eine Therapie erst dann eingeleitet werden kann. Neue Erkenntnisse einer australischen Studie aus dem Jahr 2023 würden aber zeigen, dass die Grundlagen für Komplikationen bereits vor der 20. Woche gelegt werden und ihre Vorläufer auch früher als bisher diagnostiziert werden können, wie die beiden Grazer Forschenden festhielten.
"Es ist wichtig, Schwangere mit Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes früh, bestenfalls vor der 14. Schwangerschaftswoche, zu testen und eine notwendige Behandlung einzuleiten. Frühe Erkennung und eine Verbesserung des Lebensstils mit gesünderer Ernährung, mehr Bewegung und weniger Sitzen können zur Verringerung des Komplikationsrisikos beitragen", kommentierten van Poppel und Desoye. Frauen, die an Schwangerschaftsdiabetes litten, sollten auch nach den jüngsten Publikationen in "The Lancet" zudem nach sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt einen Glucosetoleranztest machen und dann jährlich untersucht werden, um mögliche Folgekomplikationen wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen früh zu erkennen.
Service: https://www.thelancet.com/series/gestational-diabetes)