Chemie-Nobelpreis - David Baker von Anruf aus Stockholm geweckt
Chemie-Nobelpreisträger David Baker ist in den USA vom berühmten Anruf aus Stockholm geweckt worden. Er habe geschlafen, als das Telefon klingelte, sagte der in Seattle im US-Staat Washington lehrende Professor, als er zu der Preisbekanntgabe in der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften zugeschaltet wurde.
Nachdem er abgehoben und die Nachricht von seiner Auszeichnung gehört habe, habe seine Frau angefangen, vor Freude so laut zu schreien, dass er den Anrufer nicht sehr gut habe verstehen können. "Es war sehr, sehr aufregend. Es erweist sich, ein ziemlich einzigartiger, besonderer Tag zu werden", sagte Baker.
"Auszeichnung für das ganze wissenschaftliche Feld"
Als "grandios" und auch "eine Auszeichnung für das ganze wissenschaftliche Feld" bezeichnete Florian Praetorius, Assistant Professor am Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg (NÖ), die Preisvergabe an Baker. Er hat von 2018 bis Anfang dieses Jahres im Labor von David Baker an der University of Washington als Post-Doc geforscht. "Das war ein Umfeld, das ich so noch nicht gesehen habe - alleine die Zahl an herausragenden Wissenschaftern, die da auf einem Haufen arbeiten, und Baker selbst, der an der Spitze steht und diese große Gruppe von rund 100 Forscherinnen und Forschern zusammenhält und dazu bringt, gemeinsam zu arbeiten", sagte er gegenüber der APA.
Trotz der Größe der Gruppe habe man erstaunlich viel Kontakt zu Baker gehabt, "das ist wahrscheinlich mit sein größtes Talent, dass er es schafft, zu so vielen Menschen den Kontakt zu halten. Es ist seine Lieblingsbeschäftigung, mit den Leuten zu reden, mit jedem Einzelnen so oft wie möglich zu kommunizieren", so Praetorius.
Als Wissenschafter zeichne Baker "Kreativität und absolute Offenheit aus, sowie die vollständige Abwesenheit von Stolz und Sturheit". So sei es häufig passiert, dass man etwas anders gemacht habe, als er es ursprünglich vorgeschlagen hat, und sobald es funktioniert, sei er sehr begeistert - "er beharrt nicht auf Dingen".
Ansatz von DeepMind "besser" gewesen
Als "schönes Beispiel für den fehlenden Stolz Bakers" nannte Praetorius die Werkzeuge zur Vorhersage der Proteinstruktur, für die Demis Hassabis und John Jumper von Google DeepMind die andere Hälfte des diesjährigen Chemie-Nobelpreises erhalten. Der US-Forscher habe selbst auch an diesen Vorhersagemethoden gearbeitet, doch letztlich sei der Ansatz von DeepMind besser gewesen. "Es war damals ein Schock in Bakers Labor, als AlphaFold so gut war, aber überwältigend war auch Bakers Reaktion, der gleich gesagt hat: Das ist grandios, das funktioniert besser, das verwenden wir."
Praetorius arbeitet auch am ISTA am biomolekularen Design mit Proteinen. "Proteine sind die Bausteine, auf denen das Leben basiert - darüber die Kontrolle zu haben und neue Funktionen zu generieren, hat unzählige mögliche Anwendungen", sagte der Wissenschafter und verweist auf Bakers Labor, aus dem bereits 20 bis 30 Start-Ups hervorgegangen seien. Sie würden zum größten Teil an therapeutischen Anwendungen arbeiten, auch Impfstoffe seien ein ganz großes Thema. "Mit dem Design hat man mehr Kontrolle und kann schneller und gezielter auf Dinge eingehen. Nichts davon ist noch auf dem Markt, aber das ist eine Frage der Zeit und wird früher oder später kommen", ist Praetorius überzeugt.