Innsbrucks Stadtchef Anzengruber bedauert MCI-Absage
Der Innsbrucker Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA - Jetzt Innsbruck) hat die Absage des Neubaus der Innsbrucker Hochschule Management Center Innsbruck (MCI) durch Tirols Landeshauptmann und Finanzreferent Anton Mattle (ÖVP) bedauert. "Schade um den Standort, den wir dem Land für das MCI zur Verfügung gestellt hätten und jahrelang vorbehalten haben", sagte er am Samstag zur APA. Die Oppositionsparteien FPÖ und Liste Fritz orteten indes Steuergeldverschwendung.
Anzengruber begrüßte jedoch die "klare Entscheidung" Mattles, der sein "Njet" zum 250 Millionen teuren Projekt am Freitag mit der "angespannten Budgetsituation" begründet hatte. "Längst überfällig, aber nun ist es entschieden. Ein Nein ist ein Nein und damit kann man umgehen", sagte der Bürgermeister. Dass der MCI-Standort Innsbruck gesichert sei und die bestehenden Gebäude saniert und verdichtet werden, wertete er positiv. Er ging davon aus, dass die Arbeiten nun "zügig angegangen werden. Der aktuelle Leerstand im Stammhaus ist kein Aushängeschild." Das sogenannte ehemalige Fennerareal neben dem Hofgarten, wo das neue Gebäude entstehen hätte sollen, bleibe nun "wie es ist", hielt Anzengruber fest.
Opposition mit harscher Kritik an ÖVP/SPÖ-Regierung
Die Oppositionsparteien im Tiroler Landtag fanden dagegen schärfere Worte gen schwarz-roter Landesregierung. "Nun ist es also fix. Außer Spesen nix gewesen", kritisierte FPÖ-LAbg. Evelyn Achhorner die Entscheidung Mattles "nach zehn Jahren Planungszeit" "Der Stopp des Planungsdesasters MCI Neu war längst überfällig", meinte sie und sah einen finanziellen Schaden für die Steuerzahler. Dass der designierte SPÖ-Landeshauptmannstellvertreter Philip Wohlgemuth, der kommende Woche die Hochbauagenden des scheidenden stellvertretenden Landeschefs Georg Dornauer (SPÖ) übernehmen wird, die Entscheidung nun als "kostenschonend und effizient" erachtete, empfand Achhorner als "allgemein und unkonkret": "Wohlgemuth handelt schon ganz nach dem Motto: Nur nicht gleich am Anfang die Finger verbrennen."
Für Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint war die MCI-Absage ein "wirtschaftliches und politisches Armutszeugnis der schwarz-roten Landesregierung". Übrig bleibe ein "millionenteurer Scherbenhaufen" für die Bevölkerung. "Die ÖVP-dominierte Landesregierung hat in den letzten Jahren rund 15 Millionen Steuergeld für Planungen, Beratungen, für zwei (!) Architektenwettbewerbe und zwei (!) Siegerprojekte sowie für den immer gleichen Rechtsberater ausgegeben", ärgerte sich Sint. Er konnte nicht nachvollziehen, warum Mattle während des vergangenen Jahres - bei bereits bekannten prognostizierten Kosten von über 250 Millionen Euro - "nicht einmal pipp und nicht einmal papp dazu gesagt" sondern "beharrlich geschwiegen" habe. Er kritisierte zudem, dass Mattle "das MCI ohne Information des Landtages im Alleingang" abdrehe.
"Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende", fasste ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf die Entscheidung aus seiner Sicht zusammen. "In Zeiten angespannter Budgets hat die Bevölkerung kein Verständnis für ein bis zu 250 Millionen teures Projekt wie den MCI Neubau", meinte er. Durch Sanierung und Nachverdichtung können auch so die 3.300 Studienplätze sichergestellt werden, sprach er von einem "Bekenntnis zum Hochschulstandort Tirol".
ÖH "schockiert über Fehlentscheidung"
Die Österreichische Hochschülerschaft am MCI zeigte sich indes "zutiefst schockiert über die katastrophale Fehlentscheidung der Landesregierung". Ein Bekenntnis zum MCI-Standort sei "zwar schön und gut, bringt uns Studierenden am Ende des Tages aber genau gar nichts", meinte Vorsitzender Julian Pfurtscheller in einer Aussendung. Vielmehr brauche es die "lange versprochenen Hörsäle, Labore, Studier-, Aufenthalts-, Projekt- und Start-up Flächen", meinte er und fügte hinzu: "Wir Studierenden sind einfach nur enttäuscht."
MCI-Pläne seit 2008, Projekt zwei Mal auf Eis gelegt
Der MCI-Neubau, der direkt neben dem Hofgarten errichtet werden sollte, beschäftigt die Landespolitik schon seit langem. Seit 2008 gibt es Pläne für einen Neubau. Im Jahr 2018 stoppte der damals zuständige Landesrat Johannes Tratter (ÖVP) das Projekt, weil eine Kostensteigerung von 80 auf 135 Millionen Euro angenommen worden war. Ein Architekturbüro, das bereits mit der Planung begonnen hatte, wurde daraufhin abgezogen und das Projekt neu ausgeschrieben, juristische Auseinandersetzungen waren die Folge.
Im Vorjahr wurde schließlich von einer Jury ein zweites Siegerprojekt zugunsten des Architekturbüros Henning Larsen gekürt. Anschließend hieß es, dass im Winter 2022/2023 der Baustart erfolgen solle. Später sagte Dornauer, dass sich dieser bis zum Winter 2023 verzögern werde. Im Herbst vergangenen Jahres wurde dem Projekt - angesichts der Innsbrucker Bürgermeister- und Gemeinderatswahl im April - schließlich eine "Nachdenkpause" verordnet, alternative Standorte sowie eine Variante mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) als Errichter und Eigentümer wurden geprüft. Die Grundstückseigentümerin Stadt Innsbruck bekannte sich zuletzt zum Neubau.