Archäologisches Institut stellt neueste Forschungen am Balkan vor
Zeugnisse von 6.000 Jahren Menschheitsgeschichte präsentiert das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in der Ausstellung "Balkanarchäologie im Fokus: Visualisierung neuer Forschungen". Von 13. Oktober bis 7. November wird im ÖAW-Hauptgebäude in Wien-Innere Stadt in Posterform über Ausgrabungen in fünf südosteuropäischen Fundregionen informiert. Zudem ist der 3D-Animationsfilms "Visualising the Unknown Balkans" zu sehen.
"Südosteuropa ist eine Schlüsselregion für die Menschheitsgeschichte, in der fundamentale kulturelle, soziale und technologische Entwicklungen erstmals auftreten und einen nachhaltigen Einfluss auf Europa und seine Gesellschaften haben", heißt es im einführenden Poster zur Ausstellung. Die Schau markiert den Abschluss des von der ÖAW geförderten Projekts "Visualizing the Unknown Balkans". Mit diesem habe man die komplexen Ergebnisse verschiedener Ausgrabungen des ÖAI in der Region einem breiten Publikum bekannt machen wollen, erklärte die wissenschaftliche ÖAI-Direktorin und Leiterin der Abteilung Prähistorie und Westasien/Nordostafrika-Archäologie, Barbara Horejs, gegenüber der APA.
Der maßgebliche Einfluss der Region zeigt sich etwa im Korridor entlang der Flüsse Vardar und Große Morava, der eine entscheidende Rolle bei der Ausbreitung der ersten Bauern nach Europa vor rund 8.000 Jahren spielte. Entsprechend groß war das archäologische Interesse und entsprechend lang ist die Forschungstradition der ÖAW und des ÖAI in Südosteuropa. "Der Beginn der Archäologie auf dem Balkan ist sehr eng mit dem Habsburgerreich verknüpft, wobei man aus selbstkritischer Perspektive auch das kolonialistische Moment hier sehen muss - was auch ein Auftrag an uns ist, sich mit dieser Geschichte reflektiv auseinanderzusetzen", so Horejs.
Von der Jungsteinzeit an
Das zeitliche Spektrum der präsentierten Forschungsarbeiten reicht von der Jungsteinzeit über die Kupfer- bis zur Bronzezeit. So werden etwa die Ergebnisse der Ausgrabungen von Siedlungsresten der ersten sesshaften Ackerbauern aus dem Neolithikum bei Svinjarička Čuka in Südserbien und der Untersuchungen von deren Steingeräten und Keramiken gezeigt. Die Untersuchung des neu entdeckten Grabhügels in Novo Selo (Bosnien-Herzegowina) ermöglichte erste Einblicke in die komplexen Bestattungsrituale kupfer- und bronzezeitlicher Gemeinschaften in der Grenzregion Semberija zwischen Karpatenbecken und Balkan. Vorgestellt werden auch die Forschungsergebnisse zur neolithischen Keramiktechnologie und bronzezeitlichen Metallurgie.
Nach Wien wird die Ausstellung in den nächsten zwei Jahren - mit Postern in den jeweiligen Landessprachen - auf Tour durch Serbien, Bosnien-Herzegowina gehen und sowohl in den National-, als auch in mehreren Regionalmuseen sowie in Schulen gezeigt.
Service: Ausstellung "Balkanarchäologie im Fokus: Visualisierung neuer Forschungen", 13.10. - 7.11., Österreichische Akademie der Wissenschaften, 1., Doktor-Ignaz-Seipel-Platz 2, Montag bis Freitag von 8-17:30 Uhr; Projekt-Website: http://go.apa.at/cEPjQ9h1