Klima-Glossar: Green Jobs
Knapp 200.000 Menschen arbeiteten zuletzt in Österreich in sogenannten Green Jobs. Laut Expertenschätzung werden bis 2030 bis zu 100.000 weitere Umweltfachkräfte benötigt, unter anderem für den Heizungstausch, die Gebäudesanierung oder den Erneuerbaren-Ausbau. Laut der EU-Statistikbehörde Eurostat sind Green Jobs Arbeitsplätze in der Herstellung von Produkten, Technologien und Dienstleistungen, die Umweltschäden vermeiden oder vermindern und natürliche Ressourcen erhalten.
Die Definition von umweltorientierter Produktion und Dienstleistung sowie Green Jobs ist weit gefasst. Grüne Berufe gibt es unter anderen im Energie- und Klimabereich, in der Bauwirtschaft, im Garten- und Bio-Landwirtschaftssektor sowie in der Abfall- und Abwasserwirtschaft und der Trinkwasserversorgung.
Die Statistik Austria zählte für das Jahr 2020 insgesamt 197.027 Personen in Umweltberufen, davon 41.360 im Bereich Schutz und Sanierung von Boden, Grund- und Oberflächenwasser, 33.532 im Bereich Wärme/Energieeinsparung und Management sowie 32.694 im Bereich Erneuerbare Energien. In der Abfallwirtschaft kamen die Statistiker auf 18.708 Umweltbeschäftigte, im Bereich Luftreinhaltung und Klimaschutz auf 16.615.
Grüne Fachkräfte sind gefragt
Österreichs Unternehmen sind verstärkt auf der Suche nach grünen Fachkräften. Über 14.000 offene Stellen in klimarelevanten Bereichen haben Betriebe im März dem Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet. Der Anteil der Klimaberufe an allen offenen Stellen beim AMS betrug 12,5 Prozent. Besonders stark ist der Arbeitskräftemangel laut Arbeitsministerium in den Bereichen Photovoltaik-Technik und Elektrotechnik.
Das Thema grüne Berufe beschäftigt die heimische Politik schon seit Längerem. Im Jahr 2010 wollte das Landwirtschaftsministerium mit dem ambitionierten Masterplan "green jobs" die Zahl der grünen Arbeitsplätze von rund 185.000 auf 285.000 Beschäftigte bis zum Jahr 2020 erhöhen. In der Realität stieg die Zahl der Green Jobs in Österreich nur leicht und stagnierte in den Jahren 2017 bis 2020. Die Arbeiterkammer setzte sich in der Vergangenheit mehrfach kritisch mit Umweltberufen auseinander. Wenn von Green Jobs die Rede sei, würden viele an gut bezahlte Umwelttechnikerinnen und Umwelttechniker denken, die an neuen Windrädern oder Photovoltaik-Anlage arbeiten. Aber nur ein Bruchteil der österreichischen Green Jobs würde diesem Bild entsprechen.
Regierung startete Aktionsplan
Im Jänner präsentierte die Regierung gemeinsam mit den Sozialpartnern und dem Arbeitsmarktservice (AMS) einen Aktionsplan, um die Aus- und Weiterbildung im Bereich Energiewende und Green Jobs zu fördern. Unter anderem sollen aus der Umweltstiftung 17,5 Mio. Euro für Umschulungen und Weiterbildungen im Klima- und Umweltbereich kommen. Außerdem sollen die Lehrinhalte in der Lehrlingsausbildung überarbeitet werden.
Die Energiewende und die Klimakrise werden laut Experteneinschätzung deutliche Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. Ohne politische Unterstützung könnten durch den grünen Wandel neue Ungleichheiten entstehen, warnt OECD-Forscher Lukas Kleine-Rüschkamp kürzlich. Das könnten geografische Ungleichgewichte sein zwischen prosperierenden Regionen, in denen neue grüne Jobs entstehen, und Regionen, die Arbeitsplätze verlieren. Weiters könnten Gräben auf dem Arbeitsmarkt zwischen Männern und Frauen entstehen sowie soziale Ungleichheiten zwischen Arbeitnehmern mit unterschiedlichen Qualifikationen.
Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen erfordere den Umbau der gesamten Wirtschaft, sagte Wifo-Ökonom Franz Sinabell. Manche Jobs seien in Zukunft obsolet, andere grüne Arbeitsplätze würden entstehen. Für den Ausbau der Green Jobs muss sich laut Sinabell das Bildungsangebot anpassen. "Da sind die Weichen gestellt." Den Arbeitskräftemangel dürfe man aber nicht unterschätzen, so der Wifo-Ökonom.