Gebirge laut UNO-Bericht zentral für weltweite Wasserversorgung
Gebirge und Hochgebirge spielen für die weltweite Wasserversorgung eine zentrale Rolle. Darauf macht der am Freitag veröffentlichte Weltwasserbericht der UNO aufmerksam. Gebirge seien eine essenzielle Quelle und ein zentraler Speicher für Süßwasser weltweit. "Das Wasser aus dem Hochgebirge und insbesondere von Gletschern ist vor allem während trockenen und heißen Phasen äußerst wichtig", sagte der Schweizer Gletscherforscher Matthias Huss zum Science Media Center (SMC).
Ulrich Strasser von der Uni Innsbruck nannte gegenüber SMC "weniger Versiegelung und weniger Eingriffe in die Natur" als Anpassungsstrategien hinsichtlich der Wasserressourcen, und stattdessen mehr Wald, mehr ungenutzte Flächen, mehr Schutzgebiete. All dies sei aber wegen des enormen Nutzungsdrucks durch den immer weiter zunehmenden Energiebedarf, den Verkehr und den Tourismus nur schwer zu realisieren. Grundsätzlich gelte, dass kommende Veränderungen des Klimas und die entsprechenden Auswirkungen sich nicht mit exakten Vorhersagen beschreiben ließen, sondern nur mit Szenarien und Wahrscheinlichkeiten.
Gebietsweise Knappheit möglich
In Dürreperioden schmelzen die Gletscher Huss zufolge besonders stark und können damit eine Lücke im Wasserangebot füllen. Dies aber nur, solange sie noch eine gewisse Größe haben. Der Beitrag der Gletscher zum Abfluss nehme dabei längerfristig ab, was in trockenen Gebieten wie beispielsweise in Zentralasien zu Wasserknappheit führen könne, fügte Samuel Nussbaumer vom World Glacier Monitoring Service (WGMS) an der Universität Zürich hinzu. "Auch in den Alpen versiegen durch Gletscherwasser gespeiste Quellen, was für Berghütten zum Problem werden kann."
Die Alpen seien zudem auch eine Klimawandelscheide, ergänzte die österreichische Gletscherforscherin Andrea Fischer, "im Süden wird es tendenziell trockener, im Norden könnte mehr Regen fallen. Alle Szenarien in Hinblick auf den Wasserhaushalt sind aber mit erheblichen Unsicherheiten behaftet."
Neue Stauseen als Wasserspeicher
Stellenweise könnte die Speicherwirkung der Gletscher künstlich durch neue Stauseen ersetzt werden, sagte Huss. Auch Gletscherforscherinnen und -forscher aus Deutschland und Österreich schlugen den Bau neuer Speicherbecken als Anpassungsstrategie vor. "Nach dem Rückzug der Gletscherzungen entstehen neue Flächen, oft leblose Geröllwüsten, wo solche Speicherseen angelegt werden könnten. Dies würde eine bessere Bewirtschaftung der knappen Wasserressourcen ermöglichen." Allerdings brauche es eine sorgfältige Abwägung von Natur- und Landschaftsschutz gegenüber solchen Projekten, betonte Huss.
Der erstmals 2003 veröffentlichte Weltwasserbericht der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) erscheint seit 2014 jährlich und widmet sich jeweils einem spezifischen Themenschwerpunkt, der in diesem Jahr die Rolle der Gebirge als "Wasserschlösser" der Erde hervorhebt. Der Veröffentlichungstermin fällt mit dem erstmals begangenen Weltgletschertag zusammen.