Studie mit JKU Beteiligung zeigt: Hybrides Angebot bei Kongressen entlastet Klima
Die Europäische Gesellschaft für Gesundheitspsychologie (EHPS) hat das Ziel, Verhaltensänderungen im Sinne einer nachhaltigen Zukunft zu fördern. Dazu veranstaltet die EHPS auch zahlreiche Kongresse. Eine Studie unter Beteiligung der Johannes Kepler Universität Linz hat nun untersucht, ob die hybride Abhaltung solcher Konferenzen einen Beitrag zur Rettung unseres Klimas leisten kann.
Wissenschaft lebt vom Austausch - dazu dienen Tagungen, an denen Forscher*innen aus der ganzen Welt zusammenkommen. Auch wenn dadurch der Fortschritt gefördert wird: Wissenschaftler*innen stoßen durch ihre Reisetätigkeit viel mehr Treibhausgase aus als Nicht-Wissenschaftler*innen.
"Das haben wir nun untersucht", so Univ.-Prof.in Dr.in Gudrun Sproesser, Leiterin der Abteilung für Gesundheitspsychologie an der JKU. Die Flugreise für eine interkontinentale Konferenz kann zwei bis fünf Tonnen CO2 verursachen. Das liegt weit über dem jährlichen Grenzwert von 1,5-2,3 Tonnen CO2 pro Person, der erforderlich ist, um den Klimawandel einzudämmen und das Pariser Abkommen zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad bis 2030 einzuhalten.
Gewaltiges Einsparpotenzial
Ihre Forschung zeigt: Die Abhaltung hybrider Kongresse kann den CO2-Ausstoß um über 50 Prozent reduzieren im Vergleich zu reinen Präsenz-Kongressen. "Das ist allerdings eher ein Maximalwert. Es hängt auch von der Lage des Konferenzorts ab, seiner Erreichbarkeit mit Auto oder Zug und anderen Faktoren", so Sproesser. Aber auch wenn die Lage des Konferenzorts vergleichbar war, kann die Einsparung bei hybriden im Vergleich zu Präsenzkongressen bei 15 Prozent liegen.
Untersucht wurden Kongresse der European Health Psychology Society, allerdings können die Ergebnisse auch auf alle anderen wissenschaftlichen Konferenzen umgelegt werden. "Das ist sogar das wesentliche Ergebnis: Wird eine attraktive Online-Teilnahme bei Kongressen ermöglicht, lassen sich Reisewege minimieren und so die CO2-Belastung deutlich reduzieren."
Das sei kein symbolischer Akt, sondern tatsächlich überaus relevant: Flugverkehr macht mit 80-96 Prozent der Emissionen den Hauptanteil der CO2-Belastung durch Wissenschaftstagungen aus. Unterbringung (10 Prozent) und Verpflegung (3 Prozent) fallen deutlich weniger ins Gewicht.
Hybrides Angebot ausbauen
Eine generelle Umstellung auf Online-Veranstaltungen sieht Sproesser zwar als nicht sinnvoll: "Da geht doch viel - auch informeller - Austausch verloren". Aber eine Reduktion insbesondere des transatlantischen Flugverkehrs wäre angesichts der Vielzahl an wissenschaftlichen Kongressen ein wesentlicher Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Die Studie ist nun in der renommierten Fachzeitschrift "Health Psychology and Behavioral Medicine" erschienen.
Ein Umdenken finde schon statt, meint Sproesser. So gibt es bereits Kongresse mit dem Österreichischen Umweltzeichen. Dennoch sei hier noch viel mehr möglich. Und sie selbst? "Mein Reiseverhalten hat sich in den letzten Jahren schon deutlich geändert. Ich versuche, Flugreisen, wenn möglich, zu vermeiden und so viel wie möglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen", erklärt die JKU Forscherin.
Zum Paper: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/21642850.2024.2447454
Rückfragen: Univ.-Prof. Dr. Gudrun Sproesser Abteilung für Gesundheitspsychologie Tel.: 0732 2468 7511 E-Mail:gudrun.sproesser@jku.at