Weitere Proben zu "Krankheit X" nötig
Ob im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo wirklich eine "Krankheit X" kursiert oder dort zahlreiche Menschen wegen bekannter Erreger wie Malaria krank sind, bleibt vorerst weiterhin unklar. Die afrikanische Gesundheitsbehörde CDC Africa erklärte, die Proben aus dem betroffenen Gebiet in Panzi seien in schlechtem Zustand gewesen. Deswegen gebe es noch keine weiteren Informationen. Nun sollen zusätzliche Proben eingeholt werden.
CDC-Generaldirektor Jean Kaseya sagte, er stehe in Kontakt mit Placide Mbala, dem Leiter des Instituts für Epidemiologie in Kongos Hauptstadt Kinshasa. Mbala zufolge seien vor Ort keine Abstriche aus dem Nasen- und Rachenraum von möglicherweise infizierten Menschen genommen worden. In einer Nachricht erklärte Mbala: "Wir führen noch einige vorläufige Analysen durch, aber wir werden auf neue Proben warten, um festzustellen, was vor sich geht und um den Erreger möglicherweise zu identifizieren."
Drei Tage, um Gebiet zu erreichen
Ein multidisziplinäres Team der kongolesischen Gesundheitsbehörden, der CDC und der Weltgesundheitsorganisation WHO ist laut Kaseya unterwegs, um neue Proben zu beschaffen. "Aber wir sprechen über 700 Kilometer - man braucht drei Tage von Kinshasa nach Panzi", wies er auf die schlechten Verbindungen in das abgelegene Gebiet in der Provinz Kwango nahe der Grenze zu Angola hin. "Derzeit machen wir keine offiziellen Angaben zu dieser Krankheit."
Dieudonné Mwamba, Direktor des Instituts für nationale Gesundheit in Kinshasa, bestätigte, dass mehrere der untersuchten Proben positiv auf Malaria getestet worden seien. Ob die Patienten aber ausschließlich an Malaria oder doch auch an einer bisher unbekannten Krankheit erkrankt seien, könne erst nach weiteren Untersuchungen festgestellt werden.
"Krankheit X" unwahrscheinlich
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Ort und Stelle unterstützen, geht nicht davon aus, dass es sich um einen Krankheitserreger handelt, der noch nicht bekannt ist. Es sei fast immer so, dass eine wahrgenommene Häufung von Todesfällen dann auf bekannte oder die bekanntesten Erreger zurückzuführen ist, sagte Marcus Bachmann von Ärzte ohne Grenzen Österreich am Donnerstag auf APA-Anfrage. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es sich hier um eine Krankheit X oder Y oder Z handelt."
Die meisten Fälle dürften nach bisherigen Ergebnissen auf Malaria zurückzuführen sein. Viele Betroffene seien Kinder unter fünf Jahren, die akut mangelernährt sind - viele schwerst oder mittelgradig mangelernährt. "Das im Zusammenspiel ist ein lebensgefährlicher Mix", berichtete Bachmann. So entstehe sehr oft eine komplizierte Form der Malaria.
Mehr als 500 Verdachtsfälle
Seit Ende Oktober wurden 527 Krankheitsfälle verzeichnet. Darunter sind 225 Kinder im Alter bis zu fünf Jahren, wie Kaseya sagte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach von 31 Toten, die örtlichen Behörden von mehr als 130 Toten.