Einverleibte Schwefelmikroben füttern Muscheln von Elba bis Panama
Blau schimmernde Mondmuscheln lassen sich von Elba bis Panama und Australien von einverleibten Schwefelbakterien mit Zuckersaft füttern, berichten Forscher der Universität Wien mit Bremer Kollegen im Fachjournal "Pnas". Die Muscheln bedienen sich dabei meist einer global vertretenen Art, und nicht lokal unterschiedlicher Mikroben. Vor Elba haben sie sogar zwei unterschiedliche Nahrungsmittelerzeuger.
Mondmuscheln haben in ihren Kiemen Bakterien als Partner (Symbionten), die nach faulen Eiern stinkenden Schwefelwasserstoff verwerten und damit abseits vom Sonnenlicht Energie gewinnen, erklären die Forscher um Benedict Yuen und Jillian Petersen vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien in einer Aussendung des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie in Bremen. Die Mikroben erzeugen damit nicht nur Zucker als Nahrung für sich selbst, sondern verköstigen damit auch die Muscheln. Letztere sind auf diesen Lieferservice angewiesen. Wenn sie die Bakterien nicht schon als Larven aufnehmen, verhungern sie später.
Bakterie "Candidatus Thiodiazotropha taylori"
Die Bakterien in den Muscheln sind nicht lokal überall unterschiedlich, sondern es gibt quasi einen globalen, den Muschelfutterservice dominierenden Anbieter. Verschiedenste Mondmuschelarten zum Beispiel vor Florida, den karibischen Inseln, Panama, Ostafrika, Ostasien und Australien beziehen ihren Zucker von einer einzigen, zuvor unbekannten Bakterienart. Die Forscher nannten sie nach einem britischen Mondmuschelforscher namens John Taylor "Candidatus Thiodiazotropha taylori".
Dass die Muscheln meist nicht auf lokale Futterproduzenten, sondern auf einen globalen Anbieter zurückgreifen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie in verschiedenen Lebensräumen weltweit einen passenden Partner finden, meinen sie.
In den Küstengewässern der Mittelmeerinsel Elba existieren hingegen zwei Symbionten einträchtig in den Kiemen der Muscheln. Bisher habe man geglaubt, dass die Muscheln immer nur einen exklusiven Symbionten beherbergen, der sie verköstigt.
Service: https://doi.org/10.1073/pnas.2104378118