Goffin-Kakadus weichen Zwieback ein bevor sie ihn fressen
Goffin-Kakadus sind erfinderisch, wenn es darum geht an Futter zu gelangen. Sie nutzen etwa verschiedene Gegenstände oder stellen Werkzeug her, um sich ihr Lieblingsfutter zu holen. Offensichtlich bereiten die Vögel auch ihr Futter zu, wenn sich dadurch die Qualität seiner Konsistenz verbessert, wie Wiener Forscher im Fachjournal "Biology Letters" berichten. Sie beobachteten, wie in Gefangenschaft gehaltene Goffin-Kakadus Zwieback in Wasser einweichten, bevor sie ihn fraßen.
Die Biologin Alice Auersperg vom Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersucht seit Jahren an dem von ihr geleiteten Goffin Lab Goldegg die Entwicklung von Spielverhalten, Innovation, technische Kognition und Werkzeuggebrauch vor allem bei Goffin-Kakadus. Sie hat dabei erstaunliche Fähigkeiten dieser Papageienart festgestellt, zuletzt etwa, dass die Vögel einzelnen Werkzeugteile als "Set" verstehen und nutzen, um an ihr Lieblingsfutter (Cashewnüsse) zu gelangen.
Bei der Fütterung der Tiere entdeckten die Forscher um Auersperg zufällig, dass einige ihrer Kakadus Zwiebackstücke, die Teil ihrer Futterration sind, zu Wasserbehältern trugen und dort einige Zeit einweichten, bevor sie sie verzehrten. Gemeinsam mit Jeroen Zewald untersuchte Auersperg dieses Verhalten systematisch.
Das Eintauchen von Futter in Wasser wurde bereits bei mehreren Tierarten in freier Wildbahn dokumentiert, etwa bei Waschbären, aber auch bei verschiedenen Vogelarten. Dafür seien bisher mehrere Gründe vorgeschlagen worden, zum Beispiel um Schmutz vom Futter abzuwaschen, um den Geschmack etwa mit Salzwasser verbessern, um Beute zu ertränken, um Flüssigkeit wie mit einem Schwamm zu transportieren oder um die Konsistenz des Futters zu verbessern und somit die Nahrungsaufnahme zu erleichtern, schreiben die Wissenschafter in ihrer Arbeit.
Verhalten nicht typisch für die Art
Die Forscher beobachteten die Vögel über einen Zeitraum von zwölf Tagen in den ersten 15 Minuten nachdem sie ihre Mittagsration erhalten hatten. Diese bestand aus Zwieback, Trockenfrüchten, Cornflakes, verschiedenen Samen und Vogelpellets. Sie stellten fest, dass sieben der 18 Vögel im Käfig aktiv Futter zu einer Wasserschale transportierten und es eintauchten. Dabei handelte es sich fast immer um Zwieback, einige wenige Male waren es auch getrocknete Bananen- und Kokoschips. Andere Futterarten wie Apfelstücke, getrocknete Beeren, Samen oder Pellets wurden während der Beobachtungen nie eingeweicht.
Die Vögel ließen die Zwiebackstücke im Schnitt 23 Sekunden lang im Wasser - also lange genug, um sie aufzuweichen. Einige der Vögel unternahmen dabei relativ große Anstrengungen, um das Gebäck vor dem Verzehr einzuweichen. So kletterten sie auf Leitern und mussten Gegenstände aus dem Weg räumen, um zur Wasserschale zu gelangen. "Der Transportaufwand und die Wartezeiten während die Nahrung im Wasser aufweicht, deutet darauf hin, dass sie (die Kakadus, Anm.) bereit sind, viel Zeit zu investieren, um ein eingeweichtes Zwiebackstück mit höherer Qualität in der Konsistenz zuzubereiten", schreiben die Forscher in der Arbeit.
Das Verhalten beschränkte sich auf sieben der 18 Goffin-Kakadus, sei also nicht typisch für die Art. Auch bei wildlebenden Kakadus sei dieses Verhalten bisher nicht beobachtet worden. Die Wissenschafter halten es deshalb für wahrscheinlich, dass es sich "um eine Innovation bei der Nahrungssuche handelt". Es könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass die sieben Vögel einfach eingeweichte Nahrung bevorzugen, und die übrigen Tiere lieber trockenes Futter haben.
Service: Publikation: https://doi.org/10.1098/rsbl.2023.0411; Video: https://www.youtube.com/watch?v=wU5ReNDDHoo