Ideologie an der Uni? Frankreichs Forschungsministerin in der Kritik
Eine Debatte über angeblich ideologiegeleitete Forschung hält Frankreich im Griff. Die dabei in die Kritik geratene französische Hochschulministerin Frédérique Vidal erhielt Rückendeckung von der Staatsspitze. Vidal hatte vor wenigen Tagen gesagt, der "islamo-gauchisme" korrumpiere die Gesellschaft - auch die Unis seien nicht ausgenommen. Bei dem Begriff geht es um den Vorwurf, Linke solidarisierten sich mit dem Islamismus.
Eine Studie solle nun die Forschung in Frankreich untersuchen, Vidal nannte etwa den Bereich des Postkolonialismus. Die Aussage Vidals lösten heftige Kritik aus - vereinzelt gab es Rücktrittsforderungen. Auf die Frage, ob Vidal weiterhin die Unterstützung von Präsident Emmanuel Macron und Premierminister Jean Castex habe, antwortete Regierungssprecher Gabriel Attal dem Sender France 2: "selbstverständlich".
Die Forschungsorganisation CNRS, die um die Studie gebeten wurde, schrieb, sie bedauere den Versuch, verschiedene Forschungsfelder zu delegitimieren. Die Konferenz der Unipräsidenten schrieben von einer Verwirrung darüber, was unter akademische Freiheit falle, und was ein mögliches Fehlverhalten sei. Beide Organisationen betonten, dass das Konzept des "islamo-gauchisme" nicht wissenschaftlich sei, sondern ein politischer Slogan.