Regierung stellte nationale Wasserstoff-Strategie vor
Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) haben die Wasserstoff-Strategie der Regierung vorgestellt. Sie sieht bis 2030 über eine halbe Milliarde Euro an Förderungen vor, basiert sowohl auf der Eigenerzeugung als auch auf dem Import und legt fest, dass Wasserstoff in der Industrie, wo andere Energieträger nicht möglich sind, eingesetzt wird. Bis 2030 soll 80 Prozent des fossilen Wasserstoffs durch grünen ersetzt sein.
Wasserstoff sei ein wichtiger Teil der Energiewende, weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energieträgern. "Wir haben auch keine Alternative", sagte Gewessler in der Pressekonferenz mit Blick auf die Klimakrise und die Abhängigkeit gegenüber Russland. "Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger und ein wertvoller Energieträger, er hilft uns, gerade in der Industrie, fossiles Erdgas zu ersetzen", erklärte Gewessler.
Ziel: CO2-neutral bis 2040
Die Wasserstoff-Strategie sei Teil des "ambitionierten Ziels" der ÖVP-Grünen-Regierung, bis 2040 CO2-neutral zu sein, sagte Kocher. Beim Klimaschutzgesetz, das den Pfad bis dahin vorgeben soll, ist die Regierung allerdings seit mehr als 500 Tagen säumig und Teile der Wirtschaft bremsen. Wirtschaftsminister Kocher sagte dazu und den ebenfalls fehlenden Verordnungen zum Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz: "Wir arbeiten dran und haben uns fest auf das Ziel eingestimmt und die nötigen Schritte werden kommen".
Grüner Wasserstoff wird aus Ökostrom hergestellt, die dafür nötigen Elektrolyse-Anlagen brauchen enormen Mengen an Strom. Bis 2030 sollen Anlagen mit einer Leistung von einem Gigawatt entstehen und damit 4 Terawattstunden Erdgas ersetzen, so das Ziel der Bundesregierung.
Ausbau des Ökostroms notwendig
Angesichts des hohen Strombedarfs soll mit der Erzeugung von grünem Wasserstoff auch ein Ausbau des Ökostroms einhergehen, und generell sehr sorgsam mit dem Gut umgegangen werden. Dies bedeute auch, dass er nicht dort eingesetzt werden soll, wo es bessere Alternativen gibt, dies betreffe einerseits den Pkw-Bereich, andererseits die Heizungen, sagte Gewessler. Kocher ergänzte, dass in Teilen des Verkehrssektors, wie im Schwerverkehr, in der Schifffahrt und im Flugverkehr Wasserstoff oder wasserstoffbasierte Treibstoffe vorstellbar seien.
Schon jetzt kommt Wasserstoff in der Industrie zum Einsatz, vor allem in der chemischen Industrie, etwa bei der Borealis zur Erzeugung von Kunstdünger für die Landwirtschaft, wo Wasserstoff für die Ammoniak-Synthese (Haber-Bosch-Verfahren) gebraucht wird. Derzeit wird der Wasserstoff dafür aus Erdgas (Methan) gewonnen, hier soll der Umstieg auf grünen Wasserstoff laut der Strategie als erstes passieren.
Wie Gewessler klarstellte, werde Österreich seinen Energiebedarf bei Wasserstoff trotz der geplanten Eigenerzeugung nicht ohne Importe decken können. Aber: "Wir müssen bewusst darauf achten, nicht in die nächste Abhängigkeit zu schlittern", so die für Energiefragen zuständige Ministerin. Es brauche dazu Partnerschaften mit mehreren, unterschiedlichen Ländern. Gespräche über eine Energiepartnerschaft gebe es etwa mit Tunesien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).