Die Welt hat gewählt: Und jetzt?
Rückblick & Ausblick: Uni Wien-Experten über die Folgen des Superwahljahrs
Der Politikwissenschafter Fabio Wolkenstein und Ostasien-Experte Alfred Gerstl blicken in ihrem Gastbeitrag im Wissenschaftsmagazin Rudolphina der Universität Wien zurück auf das Wahljahr der Rekorde und geben einen Ausblick über dessen mögliche Folgen. 2024 waren knapp 3,6 Milliarden Menschen in mehr als 60 Ländern aufgerufen, ihre Stimme abzugeben ‒ das ist rund die Hälfte der Weltbevölkerung. Die weitreichendsten Folgen für 2025 könnte die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus haben, sind sich die Experten einig.
Für Fabio Wolkenstein, Assoziierter Professor für Transformationen der Demokratie, ist Trumps Wahl Ausdruck eines klaren Trends im Superwahljahr: "2024 verloren die Regierungsparteien fast ausnahmslos. Vieles spricht dafür, dass dies wirtschaftliche Gründe hat. Nur wenige Regierungen haben die Inflation in den Griff bekommen. Das rächt sich. Die Verschärfung ökonomischer Konfliktlagen erklärt auch, warum die "soziale Frage" in den USA erfolgreich von den Republikanern besetzt wurde."
Ostasien-Experte Alfred Gerstl erwartet, dass sich die Amerikanisch-Chinesische Rivalität zuspitzen wird, mit Folgen für den Ostasiatischen Raum: "Es ist davon auszugehen, dass Trumps Politik die strategische Rivalität mit China noch weiter verschärfen wird. Erwartbar ist zudem, dass er, wie bereits in seiner ersten Amtszeit, Taiwan wirtschaftlich und militärisch stark unterstützen wird. Die Spannungen zwischen dem autoritären China und dem demokratischen Taiwan drohen die regionale Sicherheitslage in Ostasien noch weiter zu verschärfen. Die stärkere Konfrontation zwischen den USA und China könnte es kleineren Staaten erschweren, sich in diesem Konflikt neutral zu verhalten."
Die voraussichtlich enge Zusammenarbeit zwischen Donald Trump und Elon Musk könnte sich als problematisch erweisen, so Fabio Wolkenstein: "Wenn der mächtigste und der reichste Mann der Welt gemeinsame Sache machen, haben wir eine hochproblematische Machtkonzentration. Das Erpressungspotenzial dieser neuen Allianz wird künftig nicht zu unterschätzen sein, auch in sicherheitspolitischen Belangen. J.D. Vance drohte bereits mit einem NATO-Austritt der USA, sollte die EU nicht aufhören, Elon Musks Plattform X inhaltlich regulieren zu wollen."
Insgesamt sieht Alfred Gerstl herausfordernde Zeiten auf Europa zukommen: "Nimmt man Trumps erste Amtszeit zum Maßstab, könnte sich die Europäische Union bei der Verfolgung ihrer wertebasierten Außenpolitik international weitgehend auf sich allein gestellt sehen."
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