Food Data Digestion: Erster italienischer Theatertext aus der Feder von Künstler*innen und Künstlicher Intelligenz
Am 15. Februar um 15 Uhr werden an der Freien Universität Bozen die Ergebnisse eines besonderen Experiments vorgestellt: erstmals wurde ein Theatertext in italienischer Sprache mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Protagonisten dieser Premiere sind eine Gruppe von Dramatikern unter der Leitung des Autors und Regisseurs Mariano Dammacco und Forschende im Bereich der KI an der unibz.
Bei der Veranstaltung werden die Ergebnisse eines Workshops vorgestellt, in dem vom 13. bis 15. Februar Kunstschaffende der Kulturorganisation Sineglossa, Ideatorin und Kuratorin des Projekts, und Forschende des Labors für humanistische Technologien der Fakultät für Informatik unter Leitung von Prof. Antonella De Angeli zusammenarbeiten. Es ist Teil der Initiative Food Data Digestion der Stiftung Compagnia Di San Paolo und des Play with Food festival von Turin. Die Bozner Ausgabe wurde durch das Projekt HCI4Inclusion ermöglicht, das von der Freien Universität Bozen sowie von PNRR-Mitteln für Doktorand*innen (DM351 und DM352) finanziert wird.
Im Mittelpunkt stehen Fragen, die aktuell besonders heiß diskutiert wurden: Kann Künstliche Intelligenz kreativ sein? Verfügt sie über Vorstellungsvermögen und visionäre Kraft? Kann die Interaktion zwischen Kunstschaffenden und KI den Menschen die Prozesse von Maschinen näher bringen? Kann eine solche Begegnung neue künstlerische Formen hervorbringen und wenn ja, wer kann die Autorenschaft beanspruchen?
"In den vergangen dreißig Jahren haben wir unterschiedliche Formen von digitalen Werkzeugen erlebt, deren Funktionen von der Vereinfachung und Optimierung der Leistung am Arbeitsplatz bis hin zur politischen Instrumentalisierung oder Aktivierung von Massen reichte", erklärt Professorin De Angeli. In all diesen Fällen ging es aber darum, dass Maschinen unter der direkten Kontrolle von Menschen Aufgaben erfüllten. Nun habe sich das Szenario gänzlich verändert, mit Technologien, die in der Lage sind, kreative Aufgaben wie das Schreiben, Malen oder Komponieren von Musik auszuführen. "Diese KIs arbeiten extrem effizient und autonom, sind aber so intransparent, dass selbst erfahrene Informatiker*innen den Zusammenhang zwischen Eingabe und Ausgabe nicht nachvollziehen können. In meinem Labor begleiten wir diese Revolution mit einem stark interdisziplinären und ethischen Ansatz, der den Menschen und seine Grundrechte in den Mittelpunkt stellt. Wir entwickeln keine Algorithmen, sondern untersuchen sie von einem humanistischen Standpunkt aus. Umso bahnbrechender ist nun die Konfrontation mit der Theatergruppe von Dammacco, weil sie es uns ermöglicht, vor Ort die Anfänge neuer Formen der gemeinsamen Kreativität von Mensch und Maschinen zu analysieren, um einen partizipativen Prozess der Gestaltung neuer Schnittstellen, Erfahrungen und Intelligenzen zu ermöglichen", so de Angeli.
Mariano Dammacco, eine der interessantesten Stimmen der aktuellen italienischen Theaterszene, war sofort fasziniert von der Idee, mit intelligenten Maschinen zusammenzuarbeiten und lässt sich begeistert auf das Experiment ein. "Ich glaube, dass die Begegnung mit Künstlicher Intelligenz zahlreiche Chancen mit sich bringen kann: zunächst einmal die Chance für Begegnungen zwischen Menschen, zwischen menschlichen Intelligenzen, Sensibilitäten und Fähigkeiten. Darüber hinaus bietet dieser Versuch, den richtigen Weg zur Einbeziehung Künstlicher Intelligenz in kreative Prozesse zu finden, Denkanstöße für die Kommunikation zwischen Kunstschaffenden innerhalb eines gemeinsamen Schaffensprozesses. Vor allem aber konfrontieren uns diese Erfahrung und dieses Forschungsgebiet mit wichtigen Sinnfragen zu unserem Leben, unseren Beziehungen zu Maschinen und unserer Zukunft", sagt Dammacco.
Eine wichtige Rolle in dieser Kooperation von Theater und Künstlicher Intelligenz spielt Federico Bomba, künstlerischer Leiter von Sineglossa und zugleich Forschungsstipendiat des Labors für Humanistische Technologien. "Diese Art von Forschung öffnet nicht nur Wege, künstliche Intelligenz für die Generierung neuer Ideen zu nutzen und ein Out-of-the-Box-Denken und Kreativität mit Prozessen der Co-Autorenschaft zu fördern. Sie reflektiert auch, welche Beziehung wir mit Maschinen aufbauen wollen, und unterstützt uns dabei, die Zukunft, die uns erwartet, menschlicher zu gestalten."
Die Arbeitsgruppe, bestehend aus den Künstlern Lorenzo Bartoli, Antonio Careddu, Luca D'Arrigo, Erica Galante, Martina Michelini und Bruno Orlando wurde im Juni 2022 im Rahmen eines Dramaturgie-Meisterkurses gebildet, den Dammacco für die erste Ausgabe von Cantieri veranstaltete, ein hochkarätiges künstlerisches Ausbildungs- und Experimentierprojekt im Bereich der darstellenden Künste, das vom Play with Food Festival gemeinsam mit Casa Fool organisiert wird. Die Gruppe wurde dann von den Forschenden Michele Cremaschi, Paolo Grigis, Maria Menendez Blanco, Liu Yi Yang und Prof. Rosella Gennari unterstützt. Im Juni 2023, anlässlich der nächsten Ausgabe der Cantieri in Turin, werden einige Texte, die auf diesem Weg entstanden sind, zum ersten Mal von einer Gruppe von Schauspielerinnen und Schauspielern unter der Regie von Dammacco aufgeführt werden.
Die Plätze für die Veranstaltung am 15. Februar um 15 Uhr im Hörsaal F6 des Campus Bozen sind begrenzt. Eine Anmeldung wird über den folgenden Link empfohlen: https://unibz.ungerboeck.com/PROD/emc00/PublicSignIn.aspx?&aat=R7AUFuD5OFBFanMs0SMQpY4A5BqejWmZYsjKNe7Gy9w%3d
Weitere Informationen über das Projekt Food Data Digestion: https://sineglossa.it/progetti/food-data-digestion/
Das Projekt FDD - Food Data Digestion wird von der Stiftung Compagnia di San Paolo im Rahmen des Wettbewerbs "ART~WAVES. Per la creatività, dall'idea alla scena" gefördert. Im Mittelpunkt steht die kreative Identität von Regionen, die durch die Unterstützung von Programmen im Bereich der darstellenden Künste und der zeitgenössischen kreativen Produktion unterstützt werden soll und Forschung, Produktion, Angebot und Vertrieb in einer Ökosystemlogik verbindet, um die künstlerischen Berufe des Gebiets zu stärken.
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