Klima-Glossar - Wüstenklima
Wer Wüstenklima hört, denkt mit hoher Wahrscheinlichkeit an Hitzeflimmern, Sanddünen und kalte, sternenklare Nächte. Es ist aber weniger Hitze, die ein "arides" Klima auszeichnet, sondern vielmehr extreme Trockenheit. Das liegt zum einen am geringen Niederschlag, zum anderen an der hohen Verdunstungsrate in Wüsten. Temperaturextreme - und zwar nicht nur Hitze, sondern auch extreme Kälte - zeichnen ein Wüstenklima ebenfalls aus, und dadurch große Temperaturunterschiede.
Wüsten bedecken etwa ein Fünftel der gesamten Landfläche der Erde, die meisten liegen im subtropischen Wüstengürtel. Laut Definition fällt in ariden Klimata, also Gebieten mit Wüstenklima, weniger als 100 Millimeter Niederschlag pro Jahr. Zum Vergleich: In Österreich ist es in etwa zehn Mal so viel, im Jahr 2021 waren es 999 Millimeter.
Das Land Israel liegt im Übergangsgebiet vom mediterranen Klima zum Wüstenklima. Die Wüste Negev, auch Negeb, nimmt mit etwa 12.000 km2 rund 60 Prozent des Staates ein. Es leben jedoch nur knapp zehn Prozent der Bevölkerung in diesem Gebiet. Insgesamt leben rund 9,2 Millionen Menschen in Israel.
Das Land mit seinen extrem heißen und trockenen Sommern erhält sehr unterschiedlich verteilte Niederschlagsmengen. Im äußersten Süden fällt etwa das ganze Jahr über kaum Regen, im Norden ist es am feuchtesten. Mehr als 70 Prozent der jährlichen Niederschläge fallen hauptsächlich zwischen November und März. Die Niederschlagsmenge ging in Israel laut offiziellen Angaben des nationalen Wetterdienstes von 374,25 Millimeter im Jahr 2020 auf 247,70 Millimeter im Jahr 2021 zurück.
Lange Dürre-Periode in Israel
Zwischen 2013 und 2018 gab es eine ungewöhnlich lange Dürre-Periode in Israel, besonders die Gegend um den See Genezareth, dem einzigen natürlichen Süßwassersee des Landes und lange Zeit einziger Wasserquelle das Landes, war betroffen. 2017 teilte die israelische Wasserbehörde mit, dass der Wasserpegel aufgrund der jahrelangen Dürre den niedrigsten Stand seit einem Jahrhundert erreicht hatte. Der See liegt rund 200 Meter unter dem Meeresspiegel.
Der relativ nasseste Ort hierzulande im Vorjahr war laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Loibl mit 460 Millimetern, einem Minus von 36 Prozent im Vergleich zum Mittelmaß aus den Jahren 1991 bis 2020. Am Weißensee in Kärnten verzeichnete die ZAMG im Jahr 2020 noch mit ganzen 1.833 Millimetern den meisten Niederschlag des Landes.
In Wüstengebieten fällt hingegen auch über sehr lange Zeiten manchmal gar kein Niederschlag. In der chilenischen Atacama-Wüste hat es seit Jahrzehnten nicht mehr geregnet.
Von Wüstenklima spricht man dann, wenn über das Jahr gesehen mehr Wasser verdunstet, als es Niederschlag gibt. Wenn Wasser verdunstet, werden flüssige Tropfen zu Wasserdampf. Die Verdunstungsrate ist in Wüsten zum Teil so hoch, dass sich der Regen verflüchtigt, bevor er zu Boden fällt. Auch Flüsse trocknen aus oder enden in abflusslosen Seen oder Salzpfannen - ein Beispiel hierfür ist der Aralsee in Zentralasien.
Trockenheit und Temperaturschwankungen
Ein wolkenloser Himmel und spärliche Vegetation - wenn die Landschaft also nur vereinzelt bewachsen ist - begünstigen eine hohe Verdunstungsrate. Zudem ist die Sonneneinstrahlung in den meisten Wüstenregionen - die sich oft in Äquatornähe befinden - intensiver. Der Äquator reicht wie eine gedachte Linie einmal um die Erde herum und teilt sie in einer Nord- und eine Südhalbkugel. Die Sonne steht dort oft fast senkrecht und wirkt damit wie ein zielgenau ausgerichteter Heizstrahler.
Wüstenklima herrscht manchmal auch im Hochgebirge und Wüsten sind nicht immer heiß und sandig. Es gibt auch extrem kalte Wüsten, etwa an den Polen. Man nennt sie Kältewüsten, Eiswüsten oder Polarwüsten. Im Osten der Antarktis wurden Temperaturen von minus 98 Grad Celsius gemessen. Der heißeste Ort der Welt liegt in der Wüste Dasht-e Lut im Iran. Dort maß ein Satellit Bodentemperaturen von 70,7 Grad Celsius.
Zu Trockenheit und extremen Temperaturen kommt meist noch ein weiterer Faktor, der Menschen, Tieren und Pflanzen das Leben im Wüstenklima erschwert, nämlich starke Temperaturschwankungen. Während des Tages erhitzt sich die Oberfläche schnell und stark, nachts wird die Wärme rasch wieder abgegeben. Auch starke jahreszeitliche Temperaturschwankungen sind typisch für ein Wüstenklima. In der Wüste Gobi im Grenzgebiet zwischen China und der Mongolei reichen die Temperaturen über das Jahr gesehen von plus 40 bis minus 40 Grad Celsius.
Wüste Gobi nähert sich Peking
Die Wüste Gobi nähert sich bereits bis auf 70 Kilometer an die chinesische Hauptstadt Peking, denn Klimaveränderungen lassen manche Wüsten wachsen. Die Sahara wuchs laut einer US-Studie aus dem Jahr 2018 um rund zehn Prozent. Wie die Forscher feststellten, sind zwei Drittel der zunehmenden Trockenheit in Nordafrika auf natürliche Schwankungen zurückzuführen. Ein Drittel jedoch geht höchstwahrscheinlich auf das Konto des menschgemachten Klimawandels. Der bewirkt auch, dass Polarwüsten schrumpfen.
Wüstengebiete werden weltweit indes kaum geschützt. Wie eine aktuelle Studie der Technischen Universität (TU) München zeigt, sind Schutzgebiete in Bereichen mit hohen Temperaturen und niedrigem Niederschlag verhältnismäßig selten. Für den Erhalt der biologischen Vielfalt wäre es aber wichtig, nicht nur einige Gebiete mit hoher Artenvielfalt zu schützen, sondern "ein möglichst resilientes Schutzgebietsnetzwerk" aufzubauen, welches auch in Zukunft für "alle möglichen Umweltbedingungen und somit alle potenziellen Lebensräume ein Refugium bietet", berichteten die Studienautoren Ende Jänner.
Übrigens: Die größte Wüste der Welt ist nicht etwa die Sahara, sondern die Antarktis mit einer Fläche von fast 14 Millionen Quadratkilometer. Die Sahara bedeckt rund neun Millionen Quadratkilometer Land und ist damit ungefähr hundert Mal so groß wie Österreich.