Wien wird Schallungsraum
Die Welt des Hörens, der Töne und des Lärms steht im Zentrum der Jahrestagung für Akustik. Auf Einladung des Instituts für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften diskutieren dabei internationale Expert/innen von 15. bis 18. August in Wien unter anderem, wie man Elektroautos künstlich lauter macht, aber auch, wie durch die Pandemie die Welt kurzfristig leiser wurde. Einer der Keynote-Speaker der Konferenz ist der Entwickler des Audio-Formats MP3, Karlheinz Brandenburg.
Ohne diese Erfindung würde die Welt heute anders hören: Das vor knapp 25 Jahren entstandene Audio-Format MP3 ebnete der Musik den Weg in das digitale Zeitalter. Es steckt heute in Smartphones, Stereoanlagen und Auto-Radios und es war Vorreiter der hochqualitativen Übertragung von Musik über Streaming-Dienste. Maßgeblich an der Entstehung von MP3 beteiligt war Karlheinz Brandenburg, Gründungsdirektor des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie in Deutschland. Er machte damals die Komprimierung von Musik zum Thema seiner Doktorarbeit am Lehrstuhl für Technische Elektronik in Erlangen. "Es ist doch der Traum jedes Forschers, etwas Nützliches für die Menschheit zu entwickeln", sagte Karlheinz Brandenburg dazu.
Von MP3 über Konzerthausakustik bis zu Cochlea-Implantaten
Wer Karlheinz Brandenburg live erleben möchte, hat die Gelegenheit dazu bei der 47. Jahrestagung für Akustik, die von 15. bis 18. August in Wien stattfindet und von Wissenschaftsminister Heinz Faßmann virtuell eröffnet wird. Organisiert wird die größte Fachtagung für Akustik im deutschsprachigen Raum vom Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sowie der Deutschen Gesellschaft für Akustik. Nachdem die Konferenz im vergangenen Jahr pandemiebedingt abgesagt werden musste, findet sie heuer mit rund 1.000 Teilnehmer/innen als hybride Veranstaltung statt - so kann der Vortrag von Karlheinz Brandenburg beispielsweise auch online verfolgt werden.
Wie das Beispiel des MP3-Formats zeigt: Die Ergebnisse akustischer Forschung sind aus dem alltäglichen Leben nicht mehr weg zu denken - und so stehen auf dem Tagungsprogramm die unterschiedlichsten Anwendungen der Akustik. Etwa die Psychoakustik, die als Lehre von der Schallwahrnehmung auch genutzt wird, um Signalverarbeitungsalgorithmen für Hörgeräte und Cochlea-¬Implantate zu verbessern und damit hörgeschädigten Menschen eine umfassendere gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Oder die Raum-¬ und Bauakustik, die sich unter anderem mit der akustischen Gestaltung und dem Wohlklang von Theatern, Kirchen und Konzerthäusern beschäftigt.
Sounddesign von E-Fahrzeugen und Pandenoise
Wegweisende Entwicklungen kommen auch aus dem Bereich der Fahrzeugakustik, der sich etwa dem Sound von Motorersatzgeräuschen in modernen und nahezu lautlosen Elektrofahrzeugen widmet. Diese akustischen Warngeräusche sollen etwa sehbehinderte Fußgänger/innen, Kinder oder auch Fahrradfahrer/innen schützen und sind seit Juli 2021 für alle Neuzulassungen von E-Autos verpflichtend.
Mit der Stille beschäftigt sich ein anderer Forschungsbereich, der ebenfalls bei der Tagung vorgestellt wird: "Pandenoise" heißt das Projekt von ÖAW-Schallforscher/innen, das den Lärmpegel vor und während der Pandemie an öffentlichen Orten aufzeichnete. Sogenannte Lärmkarten geben Einblick in die kurze Zeit der Stille während der pandemiebedingten Lockdowns.
Vortragswettbewerb, Exkursionen und Preise
Zu Vorträgen und Präsentationen kommen auch Angebote speziell für junge Wissenschaftler/innen hinzu, etwa der Vortrags-¬Wettbewerb "Research in Shorts" oder Fachexkursionen wie jene ins Future Art Lab der Musikuniversität Wien oder ins Akustik Center Austria. Vorkolloquien geben zum Konferenzstart zudem Einführungen in einzelne akustische Forschungsgebiete, wie Zeit-Frequenz-Methoden, Strömungsakustik oder räumliches Hören.
Und: Die Deutsche Gesellschaft für Akustik (DEGA) verleiht alljährlich zur Tagung Auszeichnungen, darunter der Lothar-¬Cremer-Preis, eine Auszeichnung an Nachwuchswissenschaftler/innen für herausragende Leistungen, und die Helmholtz-¬Medaille, die in diesem Jahr an Karlheinz Brandenburg für sein bedeutendes Lebenswerk gehen wird.
KONFERENZ
47. Jahrestagung für Akustik
Zeit: 15. bis 18. August 2021
Ort: Reed Messe Wien, Messeplatz 1, 1020 Wien
Rückfragehinweis: Sven Hartwig Leiter Öffentlichkeit & Kommunikation Österreichische Akademie der Wissenschaften Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien T +43 1 51581-1331 sven.hartwig@oeaw.ac.at