Zahl innovativer Arzneimittel 2024 auf Rekordhöhe
Die Zahl neuer und innovativer Arzneimittel in der EU war 2024 auf Rekordhöhe. Das geht aus den neuesten Zahlen aus Deutschland hervor, die zum allergrößten Teil auch für Österreich zutreffen. In diesem Jahr kam es zur Zulassung von 43 völlig neuen Wirkstoffen/Wirkprinzipien, teilte jetzt der Verband der forschenden Pharmaindustrie Deutschlands (vfa) mit.
Innovative Substanzen werden in der EU zentral über die Arzneimittelagentur EMA zugelassen. Daher sind die deutschen Zahlen ziemlich repräsentativ. Zu den Innovationen kamen noch 22 Zulassungserweiterungen für neue Anwendungen. Die Entwicklung neuer Arzneimittel scheint sich international längerfristig auf sehr hohem Niveau zu etablieren. Immerhin sind aber auch mit Innovationen der Pharmaindustrie die größten Gewinne zu machen, weil die Generika als Nachahmepräparate ohne Patentschutz bei den Preisen praktisch ständig nachgeben.
Nur dreimal gab es in den vergangenen zwanzig Jahren in einem Jahr mehr Neueinführungen innovativer Medikamente bzw. Wirkprinzipien zu vermelden: 2014 waren es in Deutschland gar 49, 2021 dann 46, 2022 kam man wieder auf 49. 2023 sackte die Zahl kurzfristig auf 30 Präparate ab. Der Verband der Pharmaindustrie in Österreich ging 2022 von 54 Innovationen aus, 2021 waren es 41 gewesen. Das Niveau in Österreich und Deutschland ist damit jeweils in etwa gleich hoch.
Krebsmedikamente führend
Auch 2024 führten in Deutschland die Therapien gegen Krebserkrankungen mit zwölf Neuzulassungen die Statistik an. "Der Innovationsschub zur Behandlung der Todesursache Nummer zwei geht unvermindert weiter. Dabei erweitert sich auch das Arsenal der personalisierten Therapien, etwa zur Behandlung von Speiseröhren-, Magen- oder Brustkrebs, bei Gallengangskarzinomen oder Leukämie", schrieb "Pharma Fakten", ein Informationsdienst von deutschen Arzneimittelherstellern.
Immunologische Erkrankungen (zehn Innovationen) und Infektionen (sechs neue Präparate) kamen nach der Onkologie auf die meisten Neuerungen. Unter den Innovationen sind auch zwei neue Impfstoffe gegen Tollwut und das Atemwegsvirus RSV. "Einen kleinen, aber wichtigen Schritt vorwärts gibt es auch bei der Versorgung mit wirksamen Antibiotika zu melden; zwei neue Reserveantibiotika sind seit diesem Jahr verfügbar. Sie heißen so, weil sie dafür entwickelt wurden, 'nur dann eingesetzt zu werden, wenn wirklich multiresistente Bakterien die Krankheitsursache sind'", teilte der deutsche Pharmaverband mit.
Warten auf EU-Pharmagesetzgebung
Seit Jahren werde diskutiert, wie ein Geschäftsmodell zur Entwicklung von Therapien gegen multiresistente Krankheitserreger aussehen könnte, weil sich mit Arzneimitteln, die für schlechtere Zeiten im Schrank zurückgehalten werden, die Entwicklungskosten nicht wieder einspielen lassen. Hier wird es auch auf die zukünftige Pharmagesetzgebung der EU ankommen.
Unbestritten ist, dass die Neuzulassung von innovativen Therapien zwar ein wichtiger Schritt ist. Diese Voraussetzung für die Anwendung wird aber erst dann zu einem Nutzen für die Patienten, wenn es für diese Arzneimittel - ob im Spital oder in der niedergelassenen Praxis - auch eine Finanzierung gibt. Befürchtungen über Verzögerungen wurden in Österreich im vergangenen Jahr vor allem wegen eines neu eingeführten Bewertungsboards geäußert. In ihm sind zum allergrößten Teil Repräsentanten von Bund, Spitalsträgern, Krankenkassen und Arzneimittelbehörde vertreten. Patientenvertreter und Wissenschafter haben kein Stimmrecht.