Wissenschaft stärken, Zukunft sichern
Gastbeitrag --- Nicht nur, aber gerade in Zeiten großer gesellschaftlicher Herausforderungen ist es unerlässlich, dass Wissenschaft, Forschung und Entwicklung nachhaltig gestärkt werden, um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Daher möchte ich im Namen der Forschung drei zentrale Wünsche für die kommenden Jahre formulieren: die nachhaltige Bereitstellung von Ressourcen, die Stärkung kollaborativer Systeme und die Reduktion von Wissenschaftsskepsis.
Nachhaltige Bereitstellung von Ressourcen
Nachhaltige wissenschaftliche Entwicklung ist ohne ausreichende finanzielle Mittel nicht möglich. Die langfristige Bereitstellung von Ressourcen gemäß Forschungsfinanzierungsgesetz (FoFinAG) ist daher von entscheidender Bedeutung. Mein Wunsch ist es, dass die Politik stabile und verlässliche Finanzierungsstrukturen sichert, die es den Forschungseinrichtungen erleichtern, langfristig zu planen und zu arbeiten. Dies schließt nicht nur die Finanzierung von Projekten ein, sondern auch die Bereitstellung von Mitteln für die Infrastruktur und die Ausbildung von Nachwuchswissenschafterinnen und -wissenschaftern. Eine nachhaltige Finanzierung ist die Grundlage für innovative Forschung und Entwicklung, die unsere Gesellschaft voranbringen und Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit bieten kann.
Stärkung kollaborativer Systeme
Die Wissenschaft steht heutzutage vor komplexen Problemen, die eine interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit erfordern. Kollaborative Systeme wie Open Innovation in Science Center spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Sie fördern beispielsweise in den Gesundheitswissenschaften den Austausch von Ideen und ermöglichen die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und Expertise. Mein Wunsch ist es, dass dies weiter ausgebaut und gefördert wird. Dabei geht es nicht nur um die Bereitstellung von Plattformen für den Austausch, sondern auch um die Förderung einer Kultur der Zusammenarbeit, die über institutionelle und nationale Grenzen hinausgeht. Durch die Stärkung kollaborativer Systeme können wir sicherstellen, dass die besten Köpfe aus unterschiedlichen Disziplinen und Regionen zusammenarbeiten, um innovative Lösungen für die drängendsten Probleme unserer Zeit zu entwickeln.
Abbau von Wissenschaftsskepsis
Gesellschaftliche Unsicherheit berührt uns alle. Die wachsende Wissenschaftsskepsis als eine der Folgen dieser Unsicherheit gefährdet nicht nur die Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern auch das Vertrauen in die Wissenschaft insgesamt. Ein zentraler Schritt zur Bekämpfung dieser Skepsis ist die frühzeitige und verständliche Erklärung, wie Wissenschaft funktioniert. Wissenschaftliche Bildung sollte bereits in der Schule beginnen und den Schülerinnen und Schülern ein grundlegendes Verständnis der wissenschaftlichen Methode und der Bedeutung von Evidenz vermitteln. Darüber hinaus sollten Wissenschafterinnen und Wissenschafter verstärkt in den Dialog mit der Öffentlichkeit treten und transparent über ihre Arbeit und ihre Ergebnisse informieren. Mein Wunsch ist es, dass Wissenschaftskommunikation als integraler Bestandteil der wissenschaftlichen Tätigkeit anerkannt und gefördert wird, um das Vertrauen der Gesellschaft in die Wissenschaft nachhaltig zu stärken.
Die Europawahlen im Juni und die Nationalratswahlen im September werden wichtige Weichenstellungen für die Zukunft der Wissenschaft in Österreich und Europa bringen. Nur durch eine konsequente und nachhaltige Finanzierung der Wissenschaft und neue, innovative Forschungssysteme können wir den gesellschaftlichen Herausforderungen erfolgreich begegnen und eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen sichern.
Zur Person:
Elvira Welzig ist seit Oktober 2022 Geschäftsführerin der Ludwig Boltzmann Gesellschaft. Die Doktorin der Technischen Chemie und Expertin für Forschungsmanagement war vorher unter anderem bei der Christian Doppler Forschungsgesellschaft, AIT Austrian Institute of Technology und aws Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH tätig.
Service: Dieser Gastbeitrag ist Teil der Rubrik "Nachgefragt" auf APA-Science. Die inhaltliche Verantwortung liegt bei der Autorin.