Antivirale Beschichtung für Kunststoffe und -filme entwickelt
Viren und Bakterien können auf glatten Oberflächen mehrere Tage überleben und nach Berührung weitergereicht werden. Eine Beschichtung für Kunststoffe, die Viren und Bakterien wirkungsvoll bekämpfen kann, wurde von Forschenden der Montanuniversität Leoben gemeinsam mit einem obersteirischem Start-up entwickelt. An der Med-Uni Graz wurde die Wirksamkeit der Beschichtung gegen ausgewählte Viren nachgewiesen, nun wird sie auch auf unterschiedliche Bakterien untersucht.
Unter Photopolymeren versteht man Polymere, die unter Einfluss von kleinen Mengen Lichtenergie aushärten. Das macht sie zu einem gefragten Material im Bereich des 3D-Drucks, wo die Erzeugung immer feinerer Strukturen gewünscht ist. "Daneben werden sie als Beschichtung für Möbel oder Fußböden eingesetzt", erklärte Thomas Grießer vom Lehrstuhl für Chemie der Kunststoffe an der Montanuniversität Leoben gegenüber der APA. Er hat in Kooperation mit dem Uni-Spin-off Luxinergy GmbH ein Verfahren entwickelt, mit dem eine zusätzliche antimikrobielle Schicht aufgebracht werden kann. Das wäre beispielsweise für Möbel in der Spitalsausstattung interessant, so der Experte, der seine Forschung speziell für die Anwendung der Photopolymere im medizintechnischen Bereich ausgerichtet hat.
"Wir haben bei unserem Verfahren die besondere Oberflächenbeschaffenheit der Photopolymere ausgenützt", erklärte Grießer. Das fertige Photopolymer-Objekt oder das mit einem photoreaktiven Lack überzogene Objekt wird dazu nachträglich in eine wässrige Lösung aus Kupfer-Nanopartikeln gelegt. "Die Kupferpartikel gehen eine sehr starke Bindung mit dem Polymer ein - sie sind fixiert", betonte Grießer.
Auf Corona- und Influenza-Viren getestet
Die Wirksamkeit der Nanobeschichtung auf Viren wurde am Diagnostik- und Forschungszentrum für Molekulare Biomedizin der Med-Uni Graz getestet. Hierzu wurden ausgewählte Modellviren u. a. für SARS-2- und Influenza-Viren herangezogen. Sie wurden unter höchsten Sicherheitsbestimmungen auf den Testflächen ausgesetzt und anschließend überprüft, wie sie sich vermehren. "Wir kamen zu dem Ergebnis, dass innerhalb von 30 Minuten die Viruslast deutlich verringert war bzw. die Viren ganz deaktiviert wurden", berichtete Clemens Kittinger vom Diagnostik- und Forschungszentrum in einer Mitteilung der Montanuni am Dienstag. In der Virologie ist bereits bekannt, dass Kupfer eine starke antivirale Aktivität aufweist und etwa Viren, die unter anderem Bronchitis, Polio, Herpes-Simplex oder auch Influenza und Masern auslösen, den Garaus machen kann.
Das Verfahren wurde bereits zur Patentierung eingereicht. Aktuell untersuchen die Forscher die Wirkung der Kupfer-Nanopartikel auf unterschiedliche Bakterienstämme. Parallel dazu testet die Luxinergy das Verfahren auch für die Beschichtung von 3D-gedruckten Medizinprodukten.