Studie: Nur kleines Zuwanderungsminus in Österreich am Pandemiebeginn
Durch die Covid-19-Pandemie und die Eindämmungsmaßnahmen hat sich die Zuwanderung nach Österreich 2020 - gegenüber einer auf Zahlen der vergangenen Jahre basierenden Prognose - um rund elf Prozent verringert. Das berechneten Forscher des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg (NÖ). Noch geringer fiel der Einbruch nur in der Schweiz aus, in Finnland gab es sogar ein Zuwanderungs-Plus, so die Forscher im Fachblatt "Plos One".
Die Wissenschafter um den Studien-Erstautor Miguel González-Leonardo vom IIASA untersuchten Industriestaaten mit traditionell hohen Zuwanderungszahlen. Neben Österreich, der Schweiz und Finnland waren dies noch Australien, Kanada, die USA sowie Dänemark, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, Norwegen, Spanien, Schweden und die Niederlande.
Größter Unterschied in Australien
Sie schätzten aus den Zuwanderungszahlen ab dem Jahr 2012 heraus ab, wie hoch die Werte pro Land im ersten Pandemiejahr gewesen wären, hätte es die Corona-Pandemie nicht gegeben. Die Ergebnisse zeichnen ein höchst uneinheitliches Bild: So gab es im während der Pandemie bekanntlich stark abgeschotteten Australien tatsächlich um fast 60 Prozent weniger Einwanderer als es der Prognose nach ohne Pandemie gewesen wären. Das war der größte Unterschied, den das Team ausmachen konnte.
Bis auf Finnland (plus 3,6 Prozent) war der Corona-Effekt bei allen untersuchten Ländern negativ. So gering wie in Österreich war der Einfluss aber kaum anderswo: Lediglich die Schweiz verzeichnete mit einem Minus von 4,4 Prozent gegenüber der Prognose einen kleineren Rückgang. Ebenfalls einen statistisch nicht signifikanten Zuwanderungsrückgang verzeichneten neben der Schweiz und Österreich nur noch Irland (minus 13,3 Prozent) und Dänemark (minus 13,7 Prozent).
Große Einbrüche auch in Spanien und Schweden
Die größten Einbrüche neben Australien errechneten die Wissenschafter für Spanien und Schweden. Hier lagen die Eurostat-Zahlen 45,4 bzw. 36,4 Prozent unter den Prognosen. Insgesamt sieben Staaten lagen im Bereich moderater Rückgänge zwischen 15 und 30 Prozent, darunter auch Deutschland (minus 21,9 Prozent).
Die Forscher versuchten auch abzuschätzen, wie stark sich die Reiserestriktionen, die Mobilitätseinschränkungen in den Ländern, die Lockdowns, die Arbeitsplatz- und Schulschließungen oder der Anstieg der Arbeitslosenraten im Zuge dieser Pandemiephase auf die Einwanderung auswirkten. Dabei zeigte sich laut einer Aussendung des IIASA am Dienstag, dass die Aufrufe zum Zuhausebleiben sowie die Reise- und Mobilitätseinschränkungen den größten Einfluss hatten. Keinen Effekt hatten demnach hingegen Arbeitsplatz- und Schulschließungen oder die Arbeitslosigkeit.
Bei der Studie handle es sich um "die erste empirische Arbeit, die belegt, wie sich die Pandemie auf die Einwanderung in andere Länder ausgewirkt hat", so González-Leonardo. Ebenso erstmals habe man versucht "die zugrunde liegenden möglichen Triebkräfte dieser Veränderungen" zu untersuchen.
Service: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0280324
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