Millionenförderung für die globale Biodiversitätsforschung
Das internationale Projekt BIOSCAN erhält von Kanada 24 Mio. kanadische Dollar (16,65 Mio. Euro). Ziel des Vorhaben ist es, die globale Artenvielfalt zu erfassen, Interaktionen von Arten zu dokumentieren und ein globales Biodiversitäts-Monitoring zu etablieren. Mit dem Projekt "Austrian Barcode of Life" ist Österreich als Teil eines internationalen Konsortiums an BIOSCAN beteiligt.
Als "DNA-Barcoding" wird ein standardisiertes Verfahren bezeichnet, mit dem anhand eines bestimmten Abschnittes aus dem Erbgut (DNA) Arten bestimmt werden können. In Referenzdatenbanken werden solche DNA-Barcodes von zuverlässig bestimmten Organismen gespeichert und stehen dann für verschiedene Anwendungen zur Verfügung.
Weltweit bemühen sich zahlreiche Initiativen darum, für bestimmte Organismengruppen, etwa für Fische, Vögel oder Schmetterlinge, Datenbanken mit DNA-Barcode-Sequenzen als Referenzen aufzubauen. Auch hierzulande arbeiten Forscher seit 2014 im Projekt "Austrian Barcode of Life" (ABOL) an einer genetischen Bibliothek aller geschätzt rund 75.000 österreichischen Arten. Koordiniert werden diese verschiedenen Initiativen von der in Kanada angesiedelten Dachorganisation "International Barcode of Life" (IBOL).
Kostengünstige und schnelle Analyse
Mit dem "genetischen Strichcode" lassen sich zahlreiche wissenschaftliche Fragestellungen bearbeiten. Millionen von unbekannten Arten, die weltweit bisher nicht erfasst wurden, können so nachgewiesen werden. Neu entwickelte Methoden machen es zudem möglich, Umwelt- oder Mischproben, die Tausende verschiedene Arten enthalten, kostengünstig und schnell zu analysieren. "Das Hauptaugenmerk der Methode ist natürlich, den Verlust der Biodiversität zu dokumentieren, diesen zu verstehen und etwas dagegen tun zu können", erklärte der Manager des österreichischen Projekts ABOL, Nikola Szucsich vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien, gegenüber der APA.
Szucsich sitzt im wissenschaftlichen Beirat von IBOL und war Mitantragsteller für das Projekt "BIOSCAN: Tracing the Patterns of Life on a Changing Planet" (Auf den Spuren des Lebens auf einem sich verändernden Planeten). Dieses von Paul Hebert von der University of Guelph (Kanada) beantragte Projekt stellt wohl das weltweit größte und ehrgeizigste Forschungsvorhaben in der Biodiversitätsforschung dar.
"Von jetzt rund 600.000 Arten in der Referenzdatenbank von IBOL wollen wir bis 2027 auf zwei Millionen Arten kommen", sagte Szucsich. Zudem soll es möglich sein, Aussagen darüber zu treffen, wie Organismen miteinander interagieren, also etwa wer von wem gefressen wird, oder welche Parasiten sich in unterschiedlichen Organismen finden. Möglich ist dies beispielsweise durch die DNA-Analyse von Kotproben. Schließlich sollen auch weniger entwickelte Länder dabei unterstützt werden, Kompetenzen in diesem Bereich aufzubauen und Referenzdatenbanken einzurichten.
Referenzdatenbank längerfristig gesichert
Durch die kanadischen Fördermittel sei die Existenz der Dachorganisation und damit die weltweite Referenzdatenbank, auf die jeder zugreifen kann, längerfristig gesichert. Nach Österreich könnten diese Mittel höchstens indirekt fließen, "wenn wir etwa bei Projekten mit dabei sind, die nun mit Hilfe der Förderung starten können", sagte Szucsich.
In Österreich sei nur die nationale Koordination der verschiedenen "ABOL"-Projekte durch eine Finanzierung seitens des Wissenschaftsministeriums gesichert, "für die Projekte selbst müssen wir Drittmittel einwerben", so Szucsich. Was gar nicht so einfach ist. So sei man etwa bei der ersten Ausschreibungsrunde des neuen Biodiversitätsfonds mit Anträgen nicht erfolgreich gewesen, "weil zu wenig Geld da war".
Dabei sind erst etwa 25 bis 30 Prozent der geschätzt rund 75.000 in Österreich vorkommenden Arten in der nationalen Referenzdatenbank erfasst. "Vom Großteil braucht es noch Sequenzen."
Service: Internationale Initiative IBOL: https://ibol.org/; Österreichische Initiative ABOL: https://www.abol.ac.at/