Grüne Kubikmeter: Digitaler Zwilling für Costa Ricas Regenwald
Die österreichische Tropenstation La Gamba in Costa Rica erstellt in Kooperation mit dem schwedischen Technologiekonzern Hexagon und seiner Tochter R-evolution einen digitalen Zwilling des Regenwalds in der Region. Mittels verschiedener Methoden wie Laserscans (LIDAR) vom Flugzeug aus soll eine digitale 3D-Landschaft des Waldes erstellt werden, um seinen Gesundheitszustand und seine Biodiversität zu verfolgen. Das Projekt soll auch neue Sponsormöglichkeiten eröffnen.
Seit Anfang der 1990er Jahre hat der Verein "Regenwald der Österreicher" Spenden gesammelt, um in Costa Rica einen der artenreichsten Urwälder Mittelamerikas vor der Zerstörung zu retten. Tausende Hektar wurden im Laufe der Jahre freigekauft und in einen Nationalpark eingegliedert. Inzwischen verfolgen der Verein und die Wissenschafter der von einem Uni Wien-nahen Verein getragenen österreichischen Tropenstation La Gamba das Ziel, den Nationalpark mit einem nahe gelegenen Bergregenwald zu verbinden. Für diesen "Biologischen Korridor La Gamba - COBIGA" werden bestehende Wälder und Weideland angekauft und Brachflächen wiederbewaldet.
"Im Vorjahr ist R-evolution an uns herangetreten, ob sie den Regenwald bei uns vermessen können", erklärte Anton Weissenhofer, einer der Leiter der Tropenstation, gegenüber der APA. Ziel sei es, das Volumen des Waldes mittels eines von Hexagon entwickeltem LIDAR-Systems vom Flugzeug aus maßstabsgetreu mit einer Genauigkeit von bis zu drei Zentimeter zu vermessen, heißt es in einer Aussendung des Unternehmens, das seine Initiative "Green Cube" nennt. Dabei registrieren die Sensoren mehrere Lichtspektren, um die Komplexität des Regenwaldes und seiner Artenvielfalt zu erfassen.
100 Quadratkilometer werden kartiert
Voraussichtlich in den nächsten Wochen wird dazu vom Flugzeug aus der Regenwald in der Region um den Golfo Dulce im Südwesten Costa Ricas gescannt. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen Tropenstation und R-evolution sollen den Unternehmensangaben zufolge insgesamt 100 Quadratkilometer kartiert werden, wobei der Schwerpunkt auf rund 500 Hektar vom COBIGA-Korridors liegt. Das entspreche 125 Millionen Green Cubes.
Zusätzlich sollen unterhalb des Kronendachs an ausgewählten Standorten hochauflösende terrestrische LIDAR-Scans die vom Flugzeug aus erfassten Daten ergänzen. Zudem werden mittels passiver akustischer Fallen die Waldgeräusche erfasst, um mithilfe Künstlicher Intelligenz auf die Artenvielfalt und -häufigkeit von Vögeln, Amphibien, Insekten und Fledermäusen rückzuschließen. Kamerafallen sollen Daten über das Vorhandensein von Säugetieren und Vögeln liefern und schließlich mittels Bodenproben die Artenvielfalt des Waldbodens erhoben werden.
Wald in seiner Dreidimensionalität erfassen
Zusammen sollen diese Daten einen genauen und zuverlässigen digitalen Zwilling des Regenwaldes liefern, der Aussagen über dessen Gesundheitszustand und Biodiversität ermöglicht. Durch wiederholte Messungen im Abstand von mehreren Jahren lässt sich damit abschätzen, wie der Wald wächst und sich dessen Gesundheit und Artenvielfalt entwickelt. "Der Clou ist, dass wir damit den Wald in seiner Dreidimensionalität erfassen können, mit allem was darin kreucht und fleucht", so Weissenhofer, "und dass wir mit diesen Daten wissenschaftlich arbeiten können."
R-evolution verfolgt aber noch ein Ziel: Die "Green Cube"-Initiative "ermöglicht es Unternehmen, Regenwaldsegmente auf Kubikmeterbasis zu sponsern". Das Projekt entspreche den ESG-Anforderungen von Sponsoren, also für die Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis (ESG) von Unternehmen, betont man seitens R-evolution. Weissenhofer hofft, dass so auch "die Vergrößerung des COBIGA-Korridors und die Erforschung der Regenwälder und des Korridors unterstützt werden kann".
Service: Tropenstation: http://www.lagamba.at; R-evolution: https://r-evolution.com/