Forschungsgemeinschaft ehrt Jan Assmann und posthum Fritz Paschke
Die Österreichische Forschungsgemeinschaft (ÖFG) verleiht am 1. Juli ihren Wissenschaftspreis 2020 an den deutschen Kulturwissenschafter Jan Assmann und posthum an den im März 93-jährig verstorbenen österreichischen Elektrotechniker Fritz Paschke. Mit der Auszeichnung wird die "hervorragende Leistung einer Person oder ein hervorragendes wissenschaftliches Werk" gewürdigt. Die Verleihung erfolgt im Festsaal der Technischen Universität (TU) Wien.
Ebendiese Einrichtung leitete Paschke von 1972 bis 1975 als Rektor. Ursprünglich war die Preisverleihung bereits für November des Vorjahres vorgesehen. Sie musste aufgrund der Corona-Situation allerdings verschoben werden. Die "Response" auf die Übergabe der Ehrung wird nun Paschkes Familie übernehmen, wie es in der Einladung heißt.
Für Bernhard Jakoby, stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der ÖFG und Laudator für Paschke, gab es "wohl kaum jemanden, der das Ideal des Ingenieurwissenschafters so umfassend verdeutlicht, wie Fritz Paschke mit seinem Wirken". Der Elektrotechniker hat in den 1950er-Jahren beim US-Unternehmen RCA gearbeitet und war anschließend Entwicklungsleiter bei Siemens, ehe er 1965 dem Ruf auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Allgemeine Elektrotechnik an der heutigen Technischen Universität (TU) Wien folgte. "Seine Arbeiten demonstrieren eindrucksvoll, dass die vermeintlich lineare Kette Grundlagenforschung - Entwicklung - Vermarktung so nicht existiert und dass praktische Fragestellungen rückwirkend sehr oft grundlegende wissenschaftliche Arbeiten mit wieder neuen Anwendungen stimulieren", so Jakoby in einem von der ÖFG anlässlich der ursprünglichen Ankündigung der Preisverleihung übermittelten Statement.
Würdigung für Assmann für interdisziplinäres Denken
Assmann gilt als einer der wichtigsten Intellektuellen Deutschlands. Bei der Verleihung des ÖFG-Wissenschaftspreises an ihn gehe es "um die Würdigung eines interdisziplinären Denkens auf dem Gebiet der Geistes- und Kulturwissenschaften, das diesen Namen in jeder Hinsicht verdient, und es geht um die Wertschätzung eines kulturellen und gesellschaftlichen Engagements, das dem Geist höchster Wissenschaftlichkeit entspringt", so Heinrich Schmidinger, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der ÖFG, der die Laudatio auf Assmann hält. Der 83-jährige Ägyptologe Assmann war von 1976 bis 2003 an der Universität Heidelberg tätig und ist seit 2005 Honorarprofessor für Kulturwissenschaft und Religionstheorie an der Universität Konstanz. Zusammen mit seiner Frau Aleida Assmann, mit der er 2018 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen hat, entwickelte er die Theorie des kulturellen Gedächtnisses.
Der Wissenschaftspreis der ÖFG wird seit 1988 in unregelmäßigen Abständen verliehen, von 1988 bis 2014 unter dem Namen "Ludwig Wittgenstein-Preis". Bisherige Preisträger waren etwa Ernst H. Gombrich (1988), Viktor F. Weisskopf (1990), Hans Tuppy (2002), Carl E. Schorske (2004), Helmut Rauch (2006) oder Walter Mischel (2012) oder Ingeborg Hochmair-Desoyer (2014).