IDSAxArs Electonica Founding Lab: IDSA als offene, selbstbewusste Uni
Zusammenarbeit, Interdisziplinarität und Offenheit haben sich im Founding Lab des IDSA (Institute of Digital Sciences Austria) am Ars Electronica Festival in Linz als unbedingte Assets für die neue Uni abgezeichnet. Bei einer Präsentation der internationalen Fellows, die im Forum mit 75 Studierenden gearbeitet hatten, wurde deutlich, dass sich die neue Uni aus ihrer Sicht sehr selbstbewusst positionieren solle.
"Es ist die erste neue Universität in Österreich seit 50 Jahren, die Möglichkeit die Institution ganz neu zu gestalten, dass die Toptalente anlockt. Alle sind müde von den gängigen Modellen", brachte Informatiker und Designer Ziv Epstein ein. Die Uni soll Partner für Unternehmen sein, aber die Unternehmen sollen ihre Vorschläge für Projekte an die Uni heranbringen und nicht wie bisher die Studierenden Praktika in den Unternehmen absolvieren.
Es sei viel über Abstraktes gesprochen worden, die Gruppe konnte aber auch konkrete Ergebnisse vorweisen, wie Epstein anhand eines Diagramms zeigte: Als Stakeholder der Uni werden Kunst, Wissenschaft, Gesellschaft und Unternehmen gesehen. "Sie alle können Vorschläge machen für Projekte an der Uni." Beim Lehren und Lernen solle man sowohl in die Tiefe als auch in die Breite gehen können, immer auch von KI unterstützt. "Kunst und Wissenschaft schauen beide voraus, die Uni muss Gegenwart und Zukunft vermischen", so Epstein.
"Für mich ist Leidenschaft die wahre Vision", sagte Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt in ihrem Abschluss-Statement. "Wir brauchen engagierte Leute und wenn ihr sicher gehen wollt, dass wir unabhängig bleiben von politischem Einfluss, dann müssen wir schauen, dass wir internationale Leute in den Gremien haben, die neue Ideen einbringen. Dafür habe ich im Hintergrund gekämpft."
"Neue Uni kann kein Elfenbeinturm sein"
Julia Kloiber, Managing Director und Mitgründerin des Superrr Lab, brachte ein, dass Kunst nicht nur eine Beigabe sein sollte sondern helfen kann, diese Universität zu installieren. "Kunstschaffende sind immer Leute, die eine neue Technik als erste annehmen, die Ars Electronica gibt hier die Möglichkeit zur Interdisziplinarität", ergänzte Alex Putzer, Forscher und UNO-Experte für Harmonie mit der Natur.
"Ich mag das Konzept der Offenheit, Diversität im Denken und in der Gemeinschaft zuzulassen. Die neue Uni kann kein Elfenbeinturm sein, sie muss Teil der Gesellschaft sein und braucht einen Anker, der Leute hierher und hierher zurückbringt", sagte Unternehmer Gerhard Grimm, Unis hätten auch die Pflicht dafür zu sorgen, dass die Studierenden etwas mitnehmen können, das sie brauchen um ihr Ziel zu erreichen. "Wir blicken in eine unsichere Zukunft, es ist nötig an einer Universität zu lernen, wie wir mit Problemen umgehen", sagte Kloiber.
"Die Jugend hat vor allem von Fürsorge gesprochen, sie wollen gut sein als Gruppe, als Universität, und das ist es", sprach Metaverse-Pionierin und Unternehmerin Barbara Lippe die Vorstellungen der Studierenden an. Bereits am Mittwoch hatten die 75 Studierenden einen Einblick in ihre Arbeit der vergangenen zwei Wochen im Founding Lab gegeben. Unterteilt in sechs Gruppen wurden in Workshops, Interventionen im öffentlichen Raum und Projekten Themen wie "New Materials", "Creative Robotics" und "Biotech and Arts" erforscht. Am Ende präsentierte Annan Zuo sechs Schlagwörter für die neue Universität: "Perception, Vitalization, Care, Reflection, Interaction, Communication" (Anm.: Wahrnehmung, Aktivierung, Fürsorge, Reflexion, Zusammenspiel, Kommunikation).
"Wer beobachtet wen?"
Die Gruppe "Creative Robotics" etwa arbeitete mit den Fellows Johannes Braumann und Amir Bastan sowie Robo-Hund Spot von Boston Dynamics und ging der Frage nach "Wer beobachtet wen?". "Wir haben dabei viel über uns selbst gelernt, uns selbst gefragt 'Was ist Spot?', finden wir ihn süß oder haben wir ein wenig Angst vor ihm?", erklärte Benedikt Friedl in seiner Zusammenfassung auf der Bühne. Technologie sei mehr als eine Erweiterung von Menschen und die Angst vor dem Unbekannten. "Das sind die Dinge, über die ich in einer Universität der Zukunft mehr erfahren möchte", schloss der Student von der TU Augsburg.
Die Gruppe im NeuroTech-Workshop mit Anouk Wipprecht und Christoph Guger arbeitete mit Brain-Computer-Interfaces und stellte sich die Frage "Reagieren verschiedene Menschen unterschiedlich auf die gleiche Aktion, den gleichen Impuls, die gleiche Vorgabe?". "Einige von uns fühlten sich verwundbar mit einem Ding, das unsere Gedanken lesen kann", erzählte Luisa do Amaral. Andererseits könnte eine Maschine, die das Stresslevel des Gehirns zeigt, beeinflussen, wie wir miteinander umgehen. Zu einer Conclusio seien die Studierenden nicht gekommen. Doch könnten BCI und Computer, die gewisse Informationen aus unserem Gehirn offenlegen, die Antwort auf Kommunikationsprobleme sein.
25 Studierende gehen mit den Fellows, darunter Ziv Epstein, Paolo Cirio, Edwina Portocarrero, Nan Zhao und Dietmar Offenhuber, in das Wintersemester und arbeiten in sechs geblockten Seminaren in Linz zu Themen wie "Infrastructure", "Data & Code", "Machines, Robots & Tangibles" und "Interfaces & Visualization" weiter an einem Lehrplan, inhaltlich begleitet von Experten aus dem Ars Electronica Futurelab. Endgültig entschieden über die Curricula wird nach weiteren Formaten mit der Wirtschaft, der Industrie, anderen Unis, und Austausch mit internationalen Hochschulen im Team um Lindstaedt. Nach der Ausschreibung erster Professuren sollen im Wintersemester 2024/25 die ersten Doktoratsstudierenden, 2025 die ersten Masterprogramme beginnen, so der Zeitplan.
Service: Mehr Infos zum Founding Lab und zu IDSA unter https://ars.electronica.art/university/de/idsa/