Mehr Mitgefühl führt nicht immer zu einer besseren Beziehung
Nicht bei allen Paaren führt mehr Mitgefühl zu einer besseren Beziehung. Eine neue Studie der Schweizer Universität Luzern zeigt, dass die bisher für allgemeingültig gehaltene Verbindung zwischen Mitgefühl und gegenseitiger Anziehung nur bei rund der Hälfte der Paare zutrifft. Diese Erkenntnis habe Implikationen für die Paartherapie, schrieb der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in einer Mitteilung zur Studie vom Mittwoch.
"Schaut man Paare einzeln an, so kann das zu anderen Ergebnissen führen, als wenn man von allen den Durchschnitt bildet" wurde Studienleiter Andrew Gloster in der Mitteilung zitiert. Die Annahme, dass alle gleich ticken, die sogenannte psychologische Homogenität, werde schon lange in Frage gestellt. Die psychotherapeutische Forschung sei aber erst vor kurzem darauf aufmerksam geworden.
Bisher sei man davon ausgegangen, dass ein Partner oder eine Partnerin sein Gegenüber attraktiver findet, wenn er oder sie Mitgefühl mit ihm empfindet. Auch Mitgefühl mit sich selbst wurde für eine Bedingung gehalten, um andere zu lieben. Die meisten Beratungen in der Paartherapie tendierten deshalb dazu, diese Qualitäten zu fördern.
Das Team um Gloster analysierte nun Daten, die zuvor im Rahmen einer anderen Studie erhoben wurden. Hierfür führten 84 heterosexuelle Paare aus der Schweiz eine Art Tagebuch in Echtzeit: Sie bewerteten eine Woche lang mehrmals am Tag ihr Mitgefühl für ihr Gegenüber, ihr Selbst-Mitgefühl und die Attraktivität ihres Gegenübers.
Bei der Hälfte der Paare stimmte dieser Zusammenhang laut der Studie, die in der Fachzeitschrift "Journal of Contextual Behavioral Science" veröffentlicht wurde, auch. Bei der anderen Hälfte fanden die Forschenden kaum einen Zusammenhang zwischen Mitgefühl mit dem Gegenüber und Anziehung. Besonders unerwartet war laut SNF aber ein Resultat zum Selbst-Mitgefühl: Männer mit Selbst-Mitgefühl empfanden ihre Frauen oder Freundinnen sogar als weniger attraktiv.