TU-Studentin will Atlantik rudernd und forschend überqueren
Zwei Stunden Rudern, zwei Stunden Schlaf - in diesem Rhythmus wird Ciara Burns, Studentin an der Technischen Universität (TU) Wien, voraussichtlich ab kommenden Dienstag (23.3.) für 30 bis 40 Tage leben. Sie nimmt an einer Atlantiküberquerung eines britischen Teams teil, die seitens der TU auch wissenschaftlich begleitet wird. In Kooperation mit einem Hersteller von EKG-Sensoren werden Burns' körperliche Reaktionen auf die Extrembelastung aufgezeichnet und analysiert.
Von der Kanareninsel Teneriffa aus will man es in wenigen Wochen bis zur Karibikinsel Antigua schaffen. Man strebe 35 Tage für die Herkulesaufgabe an, im besten Fall könnten es 30 werden, sagte Burns, die sich im Bereich "Biomedical Engineering" spezialisiert hat. Gelingt das, wird sie die erste Österreicherin sein, die den Atlantischen Ozean rudernd überquert hat, erklärte die bereits auf Teneriffa weilende 26-Jährige am Mittwoch im Gespräch mit der APA: "Wir habe jetzt eine Woche intensivstes Training, sowohl am Boot, als auch Erste Hilfe und Wetterkunde. Wir bereiten uns jetzt dezidiert vor und starten dann nächsten Dienstag - sofern das Wetter passt."
Strömung und Wind müssen passen
Passen müssen vor allem die Strömung und der Wind, die am Beginn möglichst von den Inseln aufs offene Meer hinaus gehen sollten, denn sonst wird es schwer mit dem "nicht sonderlich wendigen Boot" die rund 5.500 Kilometer in Richtung Amerika in Angriff zu nehmen. Weiter draußen sei ein etwaiges Abdriften dann nicht so schlimm, so die Abenteurerin, die seit dem Lesen eines Buches über eine Atlantiküberquerung im Ruderboot als 16-Jährige mit dem Gedanken an so ein Unterfangen spielt. Aufgrund des Windschattens der Insel "sollten die ersten zwölf Stunden halbwegs ruhig sein. Dann könnte es zum ersten Mal turbulent werden", so die in Tirol geborene Niederösterreicherin.
Gleich von Beginn an geht es auch "ganz brutal" mit dem Leben in der Zwei-Stunden-Taktung los - und zwar rund um die Uhr. Dabei gilt die Devise, so viel zu schlafen, wie möglich, auch wenn das "mit den Nerven gerade schwierig ist. Die ersten drei Tage sind laut Erfahrungsberichten hart, aber wenn man im Rhythmus drinnen ist, dann geht es".
Bei der Ankunft in der Karibik werden die Teilnehmer dann voraussichtlich rund zehn Kilogramm weniger wiegen. Trotz Astronautennahrung und zehn Litern Wasseraufnahme täglich fordern die Strapazen ihren Tribut. Immerhin um die 10.000 Kalorien pro Tag wird das Abenteuer verschlingen, das können die Teilnehmer nicht vollständig über Astronautennahrung zuführen. Neben Burns setzt sich das Team aus elf Briten zusammen. Darunter fungiert als Skipper der Konstrukteur des Zwölf-Mann-Ruderbootes und Gründer der Firma "Rannoch Adventure", Charlie Pitcher. Damit habe man viel Erfahrung zu Langzeit-Ruder-Unterfangen dabei. Burns: "Das beruhigt mich schon sehr und ist auch für die Angehörigen angenehm."
Berichte über Fortschritt der Expedition
Das Boot richtet sich im Fall eines Kenterns von selbst wieder auf. Mit dabei sind auch elektronische Geräte, um zu navigieren oder Hilferufe abzusenden. Mit den Angehörigen kann man über Satellitentelefon in Kontakt bleiben. Unter www.rannochadventure.com/rowing-adventures wird Burns auch über den Fortschritt der Expedition berichten. Das dann mit Muscheln und anderen Meerestieren besetzte Boot wird mit der Zeit auch zu einer Art "Oase" am offenen Wasser werden und bestimmt auch Haie, Wale, Schildkröten oder Vögel anziehen, erklärte Burns: "Hoffentlich entsteht dann ein kleines Ökosystem um unser Boot."
Zur Sicherheit werden die Teilnehmer mit einer Rettungsleine am Boot befestigt sein und einen Peilsender am Körper tragen. Neben harter Arbeit bei Wind und Wetter bieten das Boot zwei kleine Kabinen für etwas Privatsphäre. Toilette gibt es keine, ein Kübel muss reichen. Bei all den Strapazen soll auch Zeit für einen Weltrekordversuch sein: "Alle zwölf werden Mitten im Atlantik, wenn das Meer ruhig ist, ein Synchronschwimmen absolvieren. Das ist bei den Guinness Word Records als am weitesten abgelegener Synchronschwimmversuch eingereicht. Auch das ist Teil unseres Trainings jetzt auf Teneriffa."
Nicht zuletzt wird Eugenijus Kaniusas vom Forschungsbereich "Biomedical Electronics" der TU Wien das Unterfangen wissenschaftlich begleiten. Dazu wird Burns zwei Herzmonitoring-Geräte mitnehmen, um ihre Herzfrequenz aufzuzeichnen. "Wir werden untersuchen, wie stark die Herzfrequenz in welchen Phasen variiert, und mit eigens dafür entwickelten Analysemethoden werden wir dann daraus ableiten können, wie gut sich der Körper unter welchen Bedingungen regeneriert", so Kaniusas in einer Aussendung der Uni. Interessant ist auch, wie der Körper auf den höchst ungewohnten Rhythmus mit wenig Schlaf reagiert. Dazu gibt es einen Vergleich vor und nach dem Unterfangen, was etwa die vom Nervensystem initiierten Beruhigungs- und Aktivierungsphasen betrifft, erklärte Burns.