Asteroidenabwehr: ESA-Sonde "Hera" ins All gestartet
Die "Hera"-Mission der Europäischen Raumfahrtagentur ESA zur Asteroidenabwehr ist ins All gestartet. Die Sonde flog an Bord einer Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX vom Kennedy Space Centre in Florida ab, wie Bilder einer Liveübertragung im ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt im deutschen Bundesland Hessen zeigten. Die Sonde soll untersuchen, was der Einschlag der Sonde "Dart" vor zwei Jahren auf dem Asteroiden Dimorphos angerichtet hat.
Die Ergebnisse können dabei helfen, die Erde künftig vor verheerenden Asteroideneinschlägen zu schützen. "Einen Schritt zur planetaren Verteidigung", nannte der österreichische ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher die Mission. Der Direktor des Kontrollzentrums, Rolf Densing, fügte hinzu: "Es ist erstmals in der Geschichte der Menschheit, dass wir die Möglichkeit haben, den Planeten zu verteidigen." Laut Aschbacher wisse man aber derzeit von keinem Asteroiden, der in den nächsten drei Generationen eine tödliche Wirkung auf der Erde entfalten könne.
Österreichisches Weltraumunternehmen mit an Bord
Das in nur vier Jahren im Auftrag der ESA unter industrieller Federführung des deutschen Unternehmens OHB entwickelte Hera-System (Gesamtkosten 383 Mio. Euro) umfasst zwölf Instrumente sowie zwei weitere Kleinsatelliten, die unabhängig von der Raumsonde operieren werden. Unter den beteiligten Institutionen und Unternehmen aus den 18 beteiligten ESA-Mitgliedsstaaten - zudem war Japan mit an Bord - findet sich auch das österreichische Weltraumunternehmen Beyond Gravity. Es lieferte Antriebselektronik für jene Mechanismen, die zur Stromversorgung die Solarpaneele des "Hera"-Satelliten optimal zur Sonne ausrichten.
Zunächst wird "Hera" sich den Asteroiden aus einiger Entfernung anschauen. Dann sollen die Tochtersonden "Juventas" und "Milani" sogar noch ein gewagtes Manöver anschließen: auf Dimorphos landen. Da die Anziehung des Brocken sehr schwach ist, wird erwartet, dass "Milani" dabei mehrfach wieder wegspringt.
Vorbild für "Ramses"
Die Sonde soll auch Vorbild werden für "Ramses" ("Rapid Apophis Mission for Space Safety"). Diese Sonde könnte 2029 den Asteroiden Apophis bei seinem Vorbeiflug an der Erde untersuchen. Der Brocken mit einer Größe von rund 375 Metern wird nach ESA-Angaben am 13. April 2029 das nächste Mal an der Erde vorbeifliegen - in einer Entfernung von nur 32.000 Kilometern. Zum Vergleich: Der Mond ist durchschnittlich 384.400 Kilometer entfernt, also mehr als zehnmal so weit.
Größere Asteroiden können verheerende Wirkungen entfalten. So gilt ein Treffer vor rund 66 Millionen Jahren als hauptverantwortlich für das Aussterben der Dinosaurier und vieler anderer Lebewesen. Im Jahr 2013 explodierte ein nur etwa 20 Meter großer Asteroid über der Millionenstadt Tscheljabinsk. Durch die Druckwelle wurden rund 1.500 Menschen verletzt, meist durch splitterndes Fensterglas.
Service - ESA-Website: https://www.esa.int/Space_Safety/Hera