Klima-Glossar: Green Event und Umweltzeichen für Veranstaltungen
Um Veranstaltungen "grün" abhalten zu können, wurde in Österreich die Initiative "Green Events Austria" und das Zertifikat "Umweltzeichen für Green Meetings und Green Events" etabliert. Dahinter steht ein mehrstufiges Konzept, das von unverbindlichen Mindeststandards für nachhaltige Veranstaltungen bis zur "Hall of Fame" führt. Die Initiative Green Events Austria wird von mehreren Ministerien und den Bundesländern getragen - daher hat auch jedes Land ein eigenes Programm.
Basis des gesamten Programms sind die "Mindestanforderungen": Dazu zählen Vorgaben, die teils vage und eher qualitativ formuliert sind, was wohl auch damit zusammenhängt, dass so viele Partner mit an Bord sind. So heißt es in diesem gemeinsamen Nenner etwa, "der Veranstaltungsort soll mit öffentlichen Verkehrsmitteln (...) gut erreichbar sein", man biete "überwiegend saisonale und regional produzierte Lebensmittel" an und verwende "nach Möglichkeit" Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen. Zudem sollen möglichst Mehrweg- statt Einweggebinde und digitale Formate statt Drucksorten verwendet werden, der Müll sorgsam getrennt, ein Auge auf Barrierefreiheit gelegt und das Ganze auch deutlich kommuniziert werden. Dafür gibt es keine Zertifizierung, die Mindestanforderungen sollen vielmehr ein Rahmenwerk sein, an dem sich Veranstalter orientieren können. Daher ist auch nicht bekannt, wie viele Veranstaltungen wirklich nach diesem Maßstab ausgerichtet werden.
Von Mindestanforderungen bis zur "Königsklasse"
Die nächste Stufe sind die Green-Event-Regionalprogramme der Bundesländer. Diese bauen auf den Mindestanforderungen auf, gehen aber von Land zu Land verschieden weit darüber hinaus. Sie unterscheiden sich auch in ihren Namen - in Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark und Tirol heißen sie "Green Event", in Vorarlberg beispielsweise "ghörig feschta". Sie vergeben auch ein Prädikat, wenn auch noch keine Zertifizierung, so Hannah Hofbauer von Pulswerk, einem Tochterunternehmen des Österreichischen Ökologie-Instituts.
Die "Königsklasse" sei das "Österreichische Umweltzeichen für Green Meetings und Green Events". Dieses sei eine echte Zertifizierung, also ein staatliches Gütesiegel, das von Lizenznehmern - etwa Veranstaltungsagenturen, Beratungsunternehmen etc., u.a. auch von Pulswerk - vergeben wird, so Hofbauer. Hier liegt eine Prüfung zugrunde, die Checkliste dafür ist präziser als die Mindestanforderungen. Es gibt auch eigene "Green Locations", die das Umweltzeichen erhalten haben. Sie werden für vier Jahre zertifiziert und dann wieder neu geprüft, im Idealfall sollten sie sich dann weiterentwickelt haben. Regelmäßig stattfindende Veranstaltungen müssen jedes Jahr neu einreichen, bestehen sie aus mehreren Events an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten, werden die Einzelteile getrennt behandelt.
Derzeit tragen mehr als 650 Tourismus-, Gastro- und Kulturbetriebe das Umweltzeichen, vom Campingplatz bis zum Burgtheater. 2023 wurden 348 Veranstaltungen mit dem Umweltzeichen zertifiziert, rund zwei Drittel davon (Firmen-)Tagungen, Kongresse und Seminare. Die meisten gibt es in Wien - von 2.594 Veranstaltungen mit Gütesiegel im Zeitraum von 2010 bis 2023 fanden 1.181 in der Bundeshauptstadt statt, der Rest verteilte sich auf die Bundesländer. Jedes Jahr werden zudem im Rahmen des Wettbewerbs "nachhaltig gewinnen!" Veranstaltungen ausgezeichnet. Wer dreimal nominiert war und einmal gewonnen hat, darf nicht mehr mitmachen, sondern steigt in die "Hall of Fame" auf. Musterschüler sind etwa die Wear Fair oder die Diagonale, die schon in der Hall of Fame angekommen sind. Auch das Ars Electronica Festival wurde bei dem Wettbewerb bereits ausgezeichnet und sei ein "Leuchtturm".
"Umweltschutz ist Chefsache"
Die Erfahrung der Zertifizierer zeigt jedenfalls: "Umweltschutz ist Chefsache. Wenn die Chefin oder der Chef sagt, das soll passieren, dann passiert es auch", so Hofbauer. Der Weg zum Green Event geht aber meist nicht von heute auf morgen. Viele starten mit einer Erstberatung, werden irgendwann Green Event des jeweiligen Bundeslands und streben dann das Umweltzeichen an, sagt Christian Pladerer von Pulswerk. Allerdings: "Bei strategisch wichtigen Events empfehlen wir von vornherein das Umweltzeichen anzustreben".
Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin von Greenpeace Österreich, sieht allerdings Bedarf für einige Nachschärfungen: Beginn- und Endzeiten sollten etwa verpflichtend Öffi-kompatibel sein, zudem fehlt ihr der Punkt "Sponsoren" in den Kriterien - es sei ein Widerspruch, sich als Green Event zertifizieren zu lassen und gleichzeitig einen Sponsor aus dem Bereich der fossilen Energieträger zu haben. Greenwashing-Gefahr ortet sie vor allem dort, wo die Grundausrichtung nicht zum Nachhaltigkeitsgedanken passt - soll heißen: Wenn die Veranstaltung Flugreisen oder Palmölproduktion bewirbt, nützt das vegane Buffet auch nichts. Beispielsweise im Skiweltcup oder bei Olympia bestehe die Gefahr, dass etwas als Green Event beworben werde, manche Dinge wie Salz auf den Pisten, extra errichtete Bauten oder die Anreise von Gästen im Privatjet aber unter den Tisch fallen würden. Alles in allem wäre es aus ihrer Sicht angebracht, "dass man Ökologie auf die gleiche Ebene stellt wie die Wirtschaftlichkeit". Wenn man eine Veranstaltung nicht wirklich grün abhalten kann, solle man es lassen - wenn das Budget nicht reicht, würde man das ja auch tun, meint sie sinngemäß.