Österreich hat noch Nachholbedarf bei Spin-offs
Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es in Österreich rund um heimische Universitäten und Fachhochschulen relativ wenige Spin-offs und Start-ups. Seit vergangenem Jahr wollen dies der österreichische Investor und ARM-Mitgründer, Hermann Hauser, und der Risikokapitalgeber Herbert Gartner (eQventure) mit der Initiative "Spin-off Austria" ändern. Unis und FHs müssten Unternehmensbeteiligungsgesellschaft etablieren, um ihre Spin-off-Beteiligungen zu managen, sagte Hauser zur APA.
Wesentlich bei akademischen Spin-offs ist, dass die Gründung auf Basis von neuen wissenschaftlichen Verfahren oder der Nutzung von Forschungsergebnissen der Universität beruht. Die Finanzierung erfolgt meist durch die Gründer, öffentliche Förderungen, Risikokapitalgeber oder Banken. Die Suchmaschine Google ist beispielsweise ein Spin-off der Stanford University in Kalifornien. Die Universität trennte sich aber kurz nach dem Börsengang von seinen Google-Aktien.
Positives Beispiel: Uni Innsbruck
Um langwierige Verhandlungen zwischen Bildungseinrichtungen und Spin-off-Gründern im Hinblick auf geistiges Eigentum zu vermeiden, sollten Universitäten und Fachhochschulen wie im angloamerikanischen Raum normalerweise 5 bis 10 Prozent der Firmenanteile erhalten, so Hauser. Als positives Beispiel in Österreich sieht er die Universität Innsbruck. Dort gibt es seit 2008 eine Unternehmensbeteiligungsgesellschaft, die sich an kommerziell ausgerichteten Spin-offs der Universität beteiligt. Derzeit umfasst das Portfolio unter anderem Textil- und Faserspezialisten, Software-Unternehmen und Umwelttechnik-Firmen. Ein anderes positives Beispiel gibt es auch in Tirol: Im Jahr 2018 übernahm der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim das Biotechunternehmen ViraTherapeutics - ein Spin-off der Medizinischen Universität Innsbruck - um 210 Mio. Euro.
Die "Spin-off Austria"-Initiative will dazu beitragen, dass bis 2030 in Österreich 1.000 neue Spin-offs und Start-ups rund um österreichische Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen entstehen. Neben Spin-offs mit direktem Forschungsbezug werden Start-ups auch häufig von Uni-Absolventen gegründet.
Wandel wird noch dauern
Hauser ortet ein langsames Umdenken bei den Bildungseinrichtungen in Österreich. Der kulturelle Wandel werde noch dauern, es müssten aber nun Taten der Unis und der Politik folgen. Ein gutes Umfeld für akademische Spin-offs und Start-ups würden beispielsweise die ETH in Zürich und das Imperial College in London im technischen Bereich und die Cambridge Universität bieten.
Um das Thema Spin-offs stärker auf die Agenda zu setzen, organisiert die Initiative zum zweiten Mal eine Konferenz. Die virtuelle und für alle Teilnehmer kostenlose Veranstaltung https://www.spin-off-austria.at/conferences/conference-2021 findet am 23. November 2021 statt. Unter anderem wird BioNTech-Mitgründerin Özlem Türeci einen Vortrag halten. Auch die Gründer von österreichischen Spin-Off-Unicorns - Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als 1 Mrd. Dollar - werden Einblick in ihre Firmengeschichte geben, dazu zählen Georg Kopetz, Mitgründer der SoftwarefirmaTTTech Auto, Erich Tauber, Gründer der Biotechfirma Themis Bioscience und Wolfgang Platz, Firmengründer des Software-Testunternehmens Tricentis.