Corona: Innsbrucker Studie: Krebspatienten fühlten sich gut geschützt
Eine Studie unter 240 ambulant betreuten Krebspatienten der Universitätsklinik Innsbruck bescheinigt sowohl der Politik als auch den tirol kliniken ein gutes Corona-Management. Demnach zeigten sich 90 Prozent der während des ersten Lockdowns zwischen dem 20. April und 18. Juni Befragten mit der von der Politik zum Schutz der Risikogruppen getroffenen Maßnahmen zufrieden, sagte Studienleiter und Hämatologe Reinhard Stauder im APA-Gespräch.
Nur elf Prozent der Patienten sorgten sich vor einem Krankenhausbesuch, außerdem sei es kaum zu Terminverschiebungen gekommen. 80 Prozent der Befragten war es wichtig, dass der normale Visiten-Rhythmus bestehen bleibt, berichtete Stauder. "Erfreut" zeigte sich der Wissenschafter über die Erkenntnis, dass ein Großteil der Befragten sich gut informiert und aufgeklärt fühlte. Allerdings müsse man hier einen sogenannten "Selection-Bias" berücksichtigen, fügte Stauder einschränkend hinzu - schließlich seien nur jene befragt worden, die auch zu den Terminen erschienen waren. Unter stationären Patienten wurde keine Befragung durchgeführt. Außerdem sei die Akzeptanz der Maßnahmen generell während des ersten Lockdowns noch höher gewesen.
Die Studie wurde von der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin V (Hämatologie und Onkologie) und der Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie durchgeführt, der Fragebogen wurde in Kooperation mit der Universitätsklinik für Psychiatrie II entwickelt. "Mich interessiert der Patientenaspekt", betonte Stauder. Er erachte es als wesentlich, dass man die Wahrnehmung der Patienten kenne, um zu wissen, "worauf man in der Behandlung besonders achten muss".
Nur 48 Prozent durch Pandemie eingeschränkt
Dass "nur 48 Prozent angaben, dass die Pandemie zu Einschränkungen in ihrem Alltag geführt habe", habe ihn überrascht, meinte Stauder. Möglicherweise sei der geringe Anteil auf den Umstand zurückzuführen, dass Patienten mit "bösartigen Erkrankungen" ohnehin oft geraten werde, etwa Menschenansammlungen zu meiden.
Stauder hob zudem hervor, dass nicht alle Patienten im selben Ausmaß an den Maßnahmen leiden: "Die Einschränkungen im Alltag durch die COVID-19 Pandemie haben signifikant häufiger jüngere Patienten, Frauen und jene, denen es zuvor schon nicht gut ging, belastet", präzisierte der Innsbrucker Mediziner. Die erhobenen Daten können auf andere Risikogruppen übertragen werden, meinte Stauder, und würden die "Basis für die personalisierte Behandlung und psychosoziale Unterstützung vulnerabler Patienten bieten". So wisse man nun, auf welche Patienten man besonders eingehen müsse, wo "eine größere Gefahr einer Lebensqualitätsverschlechterung" bestehe.
Die Befragung sei während der zweiten und dritten Welle fortgeführt worden, berichtete Stauder, die Ergebnisse würden momentan ausgewertet. Künftig solle mehr Wert auf die Patientenwahrnehmung gelegt werden, appellierte der Studienleiter, medizinische Einschätzungen und Entscheidungen sollten "patientenbezogener" getroffen werden. Mittlerweile gebe es auch elektronische Möglichkeiten, erzählte Stauder - etwa eine Erfassung der Lebensqualität über Mobiltelefon oder Tablet von zuhause aus. Jene lasse sich auch mit über Sensoren erhobene biologische Parameter, wie etwa die Herzfrequenz, kombinieren. All dies ermögliche einen ganzheitlichen und umfassenden Einblick in die Befindlichkeit und den Gesundheitszustand der Patienten.