Ückert nach Aufsichtsrats-Kritik als Tiroler UMIT-Rektorin abberufen
An der Spitze der privaten Tiroler Landesuniversität für Gesundheit UMIT in Hall gibt es einen Wechsel: Rektorin Sandra Ückert muss nach Kritik des Aufsichtsrats gehen. Entsprechende Medienberichte von "Tiroler Tageszeitung" und dem ORF Tirol wurden der APA am Donnerstag aus dem Landhaus bestätigt. Im Visier waren offenbar finanzielle Gebarung sowie Wirtschaftlichkeit an der Uni. Rudolf Steckel, Betriebswirtschaftsprofessor an der Uni Innsbruck, soll interimistisch folgen.
Diese Meldung wurde aktualisiert
Neu: Reaktionen von Oppositionsparteien Liste Fritz und NEOS (6. und 7. Absatz), ÖVP-Mainusch (8. Absatz)
Die Entscheidung sei nach "sorgfältiger Prüfung" gefallen, hieß es seitens des Landes Tirol und der Universität Innsbruck, in deren Besitz die Privatuni mit 1.360 Studierenden ist. Die Zusammenarbeit sei zudem "in beiderseitigem Einvernehmen beendet" worden, teilte die UMIT mit. Mit der Abberufung Ückerts erlischt auch automatisch das Mandat von Vizerektor und Ex-ÖVP-Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg, der Medienberichten zufolge intern ebenfalls schon seit längerem in der Kritik gestanden sein soll. Als Professor stehe es Tilg aber frei, weiter Teil des wissenschaftlichen Teams der UMIT zu sein, hieß es.
Externe Rechtsgutachten
Die Gesellschafter folgten mit dem Schritt einer Empfehlung des Aufsichtsrats, der zwei externe Rechtsgutachten eingeholt hatte. "Die Tatsache, dass nach Feststellung des Aufsichtsrates die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit seitens der Geschäftsführung nicht ausreichend beachtet wurden, macht diese Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt unausweichlich", hieß es zur "TT". Die Wirtschaftlichkeit insbesondere in Zusammenhang mit der Personalpolitik soll dabei zentral gewesen sein. Ückert war im Jahr 2020 zur Rektorin bestellt worden. Ihr Vertrag wäre eigentlich noch bis 2028 gelaufen.
Die Gesundheitsuni war aufgrund ihrer niedrigen Studierendenzahlen immer wieder in die Schlagzeilen geraten und (oppositions-)politischer Kritik ausgesetzt. Die zuständige Gesundheits- und Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) und Uni Innsbruck-Rektorin Veronika Sexl räumten ein, "dass die UMIT Tirol in den vergangenen Jahren immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit gestanden und nie wirklich zur Ruhe gekommen ist." Um nun für "Stabilität und einen reibungslosen Betrieb" zu sorgen, übernimmt Steckl vorerst das Ruder im Rektorat. Gleichzeitig werden die Funktionen im Rektorat sowie die Geschäftsführung neu ausgeschrieben.
Auch Vizerektor Bernhard Tilg geht
Ebenfalls vakant wird das Vizerektorat, nachdem eben das Mandat von Tilg an jenes von Ückert geknüpft war. Der ehemalige Gesundheitslandesrat hatte bereits vor seiner politischen Zeit, von 2004 bis 2008, an der UMIT als Rektor fungiert. Im Jahr 2022 wurde er schließlich als Vizerektor berufen, nachdem er sich im Jahr zuvor aus der schwarz-grünen Landesregierung unter Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zurückgezogen hatte. Tilg war seit Beginn der Corona-Pandemie in der Dauerkritik gestanden. Überregional besonders bekannt wurde der studierte Elektrotechniker durch einen Auftritt in der "ZiB2" im Frühjahr 2020, in dem er mehrmals wiederholte, dass die Behörden in Sachen Ischgl "alles richtig gemacht" hätten.
Kritik von der Opposition
Seitens der Tiroler Opposition wurde am Donnerstag indes Kritik an der Institution UMIT im Gesamten sowie an der politischen Verantwortung laut. Die Liste Fritz sah etwa "UMIT abwickeln und zusperren" als Option, die Lehranstalt gehöre "komplett hinterfragt". Klubobmann Markus Sint vermisste einerseits einen "Mehrwert" der UMIT und kritisierte andererseits "Millionenzahlungen" durch die Steuerzahler. Außerdem monierte Sint, dass eine "klare, verständliche und nachvollziehbare Begründung" für die personelle Änderung seitens der schwarz-roten Landesregierung fehle.
Ähnlich argumentierte NEOS-Landtagsabgeordnete Birgit Obermüller, die von Wissenschaftslandesrätin Hagele Mut einforderte, "das gescheiterte Projekt UMIT zu beenden". Die UMIT sei ein "Verlierermodell", die Trennung von Rektorin Ückert begrüßenswert. Auch wenn Hagele ein geortetes "Chaos" nicht "alleine verursacht" habe, müsse diese nun "umgehend tätig werden und es aufräumen, anstatt sinnlose Entwicklungspläne anzukündigen". Sowohl Liste Fritz als auch die NEOS regten an, die Räumlichkeiten der UMIT in weiterer Folge dem Management Center Innsbruck (MCI) zur Verfügung zu stellen. Dessen in der Landeshauptstadt avisierter Neubau befand sich zuletzt nach jahrelangem Hin und Her weiter in der Warteschleife.
ÖVP-Hochschulsprecher Landtagsvizepräsident Dominik Mainusch ortete hingegen ein "geordnetes Vorgehen" in der Causa. Es sei personell einvernehmlich eine "gute Lösung" gefunden worden, Steckel ein "äußerst kompetenter und erfahrener interimistischer Leiter". Mainusch forderte nun ein, "ruhig und sachlich weiterzuarbeiten" und verwies auf die Reputation der UMIT. "Politisches Kleingeld" zu wechseln sei hingegen "fehl am Platz", so der Landtagsabgeordnete.
Aktuell werden an der UMIT Tirol, die sich auf die Berufs- und Forschungsfelder im Gesundheitswesen und der Technik spezialisiert hat, 22 Studiengänge angeboten. Die Privatuniversität in Hall in Tirol (Bezirk Innsbruck-Land) befindet sich zu 90 Prozent im Besitz des Landes und zu zehn Prozent im Besitz der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.