FTI-Monitor 2023: Die Stärken und Schwächen des österreichischen FTI-Systems
Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE) hat den FTI-Monitor 2023 sowie den darauf basierenden Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs 2023 veröffentlicht. Insgesamt ergibt die Stärken-Schwächen-Analyse für das Jahr 2023 ein ähnliches Bild wie im Vorjahr, in dem Österreich gegenüber dem EU-Durchschnitt gut abschneidet, es jedoch nicht schafft, gemäß der FTI-Strategie der Bundesregierung zu den Innovation Leaders (2023: Schweden, Finnland, Dänemark, Niederlande und Belgien) aufzuschließen.
"Österreich hat zwar in den vergangenen Jahren in einigen Aspekten des FTI-Systems stark aufgeholt, dennoch gibt es Bereiche, die Schwachstellen bleiben", konstatiert Ratsvorsitzende Sylvia Schwaag Serger.
Problembereiche auch 2023 Geschlechtergerechtigkeit, Gründungen und Digitalisierung
Weiterhin auf dem Niveau der Innovation Leaders – allerdings leicht rückläufig – bleiben Österreichs internationale Verflechtung und die Standortattraktivität, wesentlich darüber liegt nach wie vor die Finanzierung durch die öffentliche Hand.
Ambitionierten Handlungsbedarf hingegen erfordert etwa die Teilhabe von Frauen in Forschung, Technologie und Innovation, die gegenüber den Innovation Leaders seit Jahren rückläufig ist. Um den Ursachen wirksam zu begegnen, braucht es neben privatwirtschaftlichen und politischen Commitments eine politikfeldübergreifende, verbindliche Umsetzungsstrategie, die sich auch an erfolgreichen Modellen anderer Länder orientiert.
Im Bereich der Gründungen bleibt Österreich erneut weit zurück und kommt nicht über das Ergebnis des Vorjahres hinaus. Besondere Schwachstellen bilden eine ausgesprochen niedrige Risikokapitalintensität und fehlende Motivation für unternehmerisches Handeln. Im derzeit in Begutachtung befindlichen Gesetz über die neue Gesellschaftsrechtsform FlexKapG sieht stv. Ratsvorsitzende Sabine Herlitschka allerdings das Potenzial, Österreichs Performance deutlich zu befördern: "Das neue Gesetz ist entscheidend für die notwendige Dynamisierung von Unternehmensgründungen und die Skalierungsoptionen am Standort – und spielt damit gerade vor dem Hintergrund der grünen und digitalen Transformation eine wesentliche Rolle für Österreichs Wettbewerbsfähigkeit, Standortattraktivität und Wohlstand. Es ist also äußerst wichtig, die Bedarfe der Start-up- und Investor:innenszene vollumfänglich zu berücksichtigen und effektive Rahmenbedingungen zu schaffen."
Für die digitale Transformation sind natürlich weitere Faktoren relevant, aber auch hier bleibt weiterhin viel zu tun. Zwar entwickelt sich Österreichs Digitalisierungsgrad in einigen Bereichen positiv – darunter die Breitbandnutzung, Glasfaserausbau und die Anzahl der IKT-Fachkräfte –, allerdings nicht stark genug, um sich den ebenfalls stärker werdenden Innovation Leaders oder dem EU-Durchschnitt anzunähern. "Wirksame Maßnahmen, wie etwa Ausbau der Infrastruktur, Umsetzung einer nationalen Datenstrategie oder Investitionen in eine zeitgemäße Bildung und Ausbildung im Bereich der Digitaltechnologien, müssen daher deutlich intensiviert und beschleunigt werden", appelliert Sabine Herlitschka, stv. Ratsvorsitzende.
FTI-Monitor und ECTO als Instrumente für eine transformative Innovationspolitik
Dass Österreichs FTI-System insgesamt stark und leistungsfähig ist, ist für die Bewältigung der aktuellen und künftigen Herausforderungen, vor die uns die Polykrise aus Klima, Ukrainekrieg, Inflation und geopolitischen Verwerfungen stellt, essenziell. Damit das gelingt, darf die österreichische Innovationspolitik nicht in Pfadabhängigkeiten verharren. "Solche ineffizienten Lock-ins führen dazu, dass die Wirkungsfähigkeit neuer Pfade durch den Adoptionsvorsprung bestehender Maßnahmen und Instrumente überkompensiert und so innovative Transformation eher gehemmt als gefördert wird", erläutert Ratsvorsitzende Sylvia Schwaag Serger.
Damit dies gelingt, müssen nicht zuletzt Wirkungszusammenhänge erkannt und Entwicklungen evidenzbasiert abgeschätzt werden können. Daher hat der RFTE den im letzten Jahr vorgestellten FTI-Monitor um zahlreiche Funktionen erweitert. Neben der Visualisierung der zeitlichen Entwicklung der verwendeten Indikatoren werden nun auch ihre langfristigen Veränderungsbeiträge ausgewiesen. Dadurch wird sichtbar, wie sich die einzelnen Aspekte des Systems über die Zeit auf die Leistungsfähigkeit der Bereiche ausgewirkt haben. Darüber hinaus werden Trends und Input/Output-Leistungen dargestellt sowie der Erreichungsgrad der Ziele der FTI-Strategie 2030 prognostiziert. Zudem vergleicht das neu aufgenommene geopolitische Thema Souveränität Europas Souveränitätsgrad in Schlüsseltechnologien mit den USA, Japan, Korea und China.
Tiefer in den FTI-Monitor integriert und substanziell erweitert wurde darüber hinaus das ECTO-Dashboard (Economic Complexity and Green Transformation Opportunities) des RFTE, das Österreichs Potenziale zur Erzeugung grüner Produkte identifiziert. Eine neue Funktion ermöglicht nun, die Anzahl und Kompetenzen der Fachkräfte zu berechnen, die notwendig sind, um diese Produkte herzustellen.
Über FTI-Monitor und Bericht
Mit dem 2022 gestarteten FTI-Monitor und dem darauf basierenden Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs analysiert der RFTE Österreichs FTI-Performance im Vergleich zu den Innovation Leaders (Schweden, Finnland, Dänemark, Niederlande und Belgien), den jeweiligen Top 3 und dem EU-Durschnitt, um so Stärken und Schwächen festzustellen und Entwicklungstendenzen abschätzen zu können. Der FTI-Monitor nutzt eine große Bandbreite an Daten, Quellen und anderen Ressourcen und bereitet sie mit dem Ziel auf, Akteur:innen und politischen Entscheidungsträger:innen belastbare, datenbasierte Informationsgrundlagen zur Maßnahmensetzung zur Verfügung zu stellen. Im Frühjahr 2023 wurde der Rat eingeladen, den FTI-Monitor auf Ebene der Europäischen Kommission als best practice-Beispiel zu präsentieren.
Zum FTI-Monitor: https://fti-monitor.rfte.at
Zum Bericht (PDF): https://fti-monitor.rfte.at/docs/pdf/L100012.pdf
Zum ECTO-Dashboard: https://ecto.rfte.at
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