107 Nobelpreisträger verurteilen russische Kriegsverbrechen
In einem "Offenen Brief" verurteilen insgesamt 107 Nobelpreisträger aus unterschiedlichen Fachgebieten "Kriegsverbrechen der russischen Föderation" im Rahmen ihres Angriffskrieges auf die Ukraine. Auslöser für die federführend vom ungarisch-österreichischen Physik-Nobelpreisträger Ferenc Krausz und der Friedens-Nobelpreisträgerin Jody Williams auf den Weg gebrachten Petition ist vor allem der Angriff auf das Kinderkrankenhaus Okhmatdyt in Kiew am 8. Juli.
Krausz - Nobelpreisträger des Jahres 2023 - hat die Initiative "Science4People" gestartet, um vor allem Binnenflüchtlingen im Westen der Ukraine zu helfen. In seiner Nobelpreisrede hatte er im vergangenen Dezember erklärt, einen Gutteil des Preisgeldes im Rahmen von "Science4People" einzusetzen: Er sehe die Preiszuerkennung auch als Auftrag, "um die größere Sichtbarkeit zum Wohle der Kinder in der Ukraine zu nutzen. So wie Kinder überall verdienen sie eine Chance, ihre Träume zu verwirklichen. Und wir brauchen Sie dringend alle, um weiterzumachen, wenn unsere Zeit abgelaufen ist", so Krausz damals.
"Wir, Nobelpreisträger unterschiedlicher Fachgebiete, verurteilen auf das Schärfste die russischen Angriffe auf Kiew am 8. Juli, insbesondere den verheerenden Anschlag auf das Okhmatdyt National Children's Specialized Hospital, das wichtigste und größte Kinderkrankenhaus in der Ukraine. Bei dieser Attacke starben zwei Menschen und sieben weitere, als eine russische Bombe eine Entbindungs- und Fruchtbarkeitsklinik in der Stadt traf", heißt es nun in dem Schreiben, das u.a. von den Literatur-Nobelpreisträgerinnen Elfriede Jelinek und Herta Müller oder dem aus Wien stammenden Medizin-Preisträger Eric Kandel unterstützt wird: "Angriffe auf medizinische Einrichtungen und Zivilisten sind Kriegsverbrechen."
Reform der Vereinten Nationen überfällig
Diese Bombardierungen "reihen sich in die Liste der Unrechts- und Gräueltaten ein, die von Russland und den russischen Streitkräften seit Putins Entscheidung, am 24. Februar 2022 eine umfassende Invasion der Ukraine zu starten, begangen wurden", schreiben Williams und Krausz. Dass die auf die Ereignisse vom 8. Juli folgende Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats unter russischem Vorsitz stattfand, sei eine "Verhöhnung der Gerechtigkeit unterstreicht die überfällige Reform der Vereinten Nationen. Die Verantwortlichen für diese Verbrechen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Straffreiheit schürt nur weitere Gewalt und Aggression", so die Nobelpreisträger.
"Leider fanden diese Gräueltaten in den jüngsten Angriffen auf die zentralukrainische Stadt Poltawa, bei denen u.a. auch ein Krankenhaus und eine Hochschule getroffen wurden, eine weitere grausame Fortsetzung, die nicht hinnehmbar ist", so Krausz in einer Aussendung. Man sei eben nicht "nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir unterlassen. Deshalb sehen wir uns gezwungen als Nobelpreisträger unsere Stimme zu erheben, um an die Vernunft zu appellieren und diese unmenschlichen Handlungen anzuprangern".
Die Petition online: https://go.apa.at/0VEutOwU; https://www.science4people.org