Klima-Glossar: Fast Fashion
Die Fashion-Branche ist laut einer im Jahr 2020 im Journal "Nature Reviews Earth & Environment" publizierten Studie der zweitgrößte Umweltverschmutzer weltweit nach der Ölindustrie. Zu den zentralen Problemen zählen der hohe Wasserverbrauch, die Wasserverschmutzung, der Ausstoß an Treibhausgasen und Berge an Müll. Die weltweite Textilindustrie produziert pro Jahr rund 1,2 Mrd. Tonnen an CO2-Äquivalenten.
Einem EU-Bericht zufolge verursacht sie damit zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen - mehr als die internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen. Im Jahr 2011 verursachten Herstellung und Nutzung von Kleidung dem Beratungsunternehmen Carbon Trust zufolge 850 Mio. Tonnen CO2. Oft reist ein Kleidungsstück 20.000 Kilometer, bis es in Europa ankommt.
Wasserverbrauch und -verschmutzung bei der Herstellung
Kleidung verbraucht zudem enorme Mengen an Wasser. Gemäß eines Berichts des Europäischen Parlaments verbrauchte die Textilindustrie im Jahr 2015 rund 79 Mrd. Kubikmeter Wasser. Allein für die Herstellung eines einzigen Baumwoll-T-Shirts werden ganze 2.700 Liter benötigt - etwa so viel wie ein Mensch in zweieinhalb Jahren trinkt. Dabei haben laut UNICEF weltweit etwa 2,2 Mrd. Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Hinzu kommt die Wasserverschmutzung. Rund 20 Prozent der weltweiten Wasserverunreinigung lassen sich auf die Färbungsverfahren bei der Textilherstellung zurückführen. Greenpeace wies im Jahr 2014 nach, dass chinesische Textilunternehmen giftige Chemikalien ins Meer leiten, um sie zu entsorgen.
Auch Mikroplastik aus Kleidung landet im Meer. Fast ein Drittel der Gesamtmenge an Mikroplastik, das am Ende im Meer landet, sind Plastikfasern von Textilien, die aus Polyester bestehen - sagt die Organisation International Union for Conservation of Nature (IUCN). Eine halbe Million Tonnen Mikroplastik gelangt durch das Waschen von Kleidungsstücken mit Synthetikfasern in die Meere. Laut Angaben von Textile Network wurden im Jahr 2018 mehr als 111 Mio. Tonnen Fasern hergestellt, großteils Kunstfasern. Mikroplastik konnte bereits in Tiefen von mehr als 8.000 Metern gefunden werden, berichtete "Der Standard". In einer medizinischen Studie aus dem Jahr 2018 wies man es auch im menschlichen Organismus nach.
Große Nachfrage trotz Ausbeutung
Auch die sozialen Schattenseiten der Textilindustrie sind groß. In Mittel-, Ost- und Südosteuropa können Beschäftigte in der Bekleidungsindustrie mit ihren Gehältern nicht einmal ihre Lebenshaltungskosten bestreiten, wie Recherchen der Clean Clothes Campaign zeigen. Die wichtigsten Exportländer für Bekleidung sind China, Indien und Bangladesch. Die dort Beschäftigten bekommen niedrige Löhne und schuften unter harten Arbeitsbedingungen. In Bangladesch starben im Jahr 2013 mehr als 1.100 Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter, als die Fabrik Rana Plaza einstürzte. Tausende Menschen wurden teils schwer verletzt. Laut eines Berichts der "Süddeutschen Zeitung" ließen 29 Unternehmen bei Rana Plaza Kleidung produzieren.
Dennoch steigt die Nachfrage. Europäerinnen und Europäer haben zwischen 1996 und 2012 ihre Kleidungseinkäufe um 40 Prozent gesteigert. Fast 26 Kilogramm an Textilien erwirbt eine in Europa lebende Person pro Jahr. Gleichzeitig werden Kleidungsstücke weniger lang getragen: Seit 2005 verringerte sich die durchschnittliche Verwendungsdauer um mehr als ein Drittel. Was dazu führt, dass im Schnitt elf Kilogramm Kleidung pro Jahr und Person wieder weggeworfen werden. Ein Großteil - nämlich 87 Prozent davon - landet auf Mülldeponien oder wird verbrannt. Recycelt wird weltweit lediglich ein Prozent der weggeworfenen Kleidung. Pro Jahr fallen - Verbraucherinnen und Verbraucher und Herstellung zusammengenommen - weltweit 92 Mio. Tonnen Müll durch die Textilindustrie an.