WKÖ fordert F&E-Quote von mindestens vier Prozent bis 2030
Von einer deutlich höheren Forschungsquote über weniger Bürokratie bis hin zur Konzentration auf Schlüsseltechnologien: Mit einer umfangreichen Palette an Forderungen, die an eine künftige Bundesregierung adressiert sind, hat Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer bei einem Pressegespräch in Wien aufgewartet. Er warnt vor einem Zurückfallen im europäischen und globalen Wettbewerb.
"Wir müssen uns in die europäische Gruppe der Innovation Leader hineinkatapultieren", verweist Mahrer auf das von der EU-Kommission publizierte European Innovation Scoreboard 2023. Derzeit zählt Österreich noch zu den "Strong Innovators", was "nett und schön ist, aber nicht genug". Beim Anteil der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung am nominellen Bruttoinlandsprodukt (BIP) - der sogenannten Forschungsquote - sieht der WKÖ-Präsident ebenfalls Handlungsbedarf. Im EU-Vergleich liege man mit rund 3,3 Prozent auf dem dritten Platz hinter Belgien und Schweden, womit man eine führende, aber keine weltweite Spitzenposition einnehme.
4 bis 4,5 Prozent als Ziel
"Die nächste Bundesregierung muss bis 2030 eine F&E-Quote von mindestens vier Prozent ins Visier nehmen. Das ist das absolute Minimum, wenn man hier mitspielen will", so Mahrer. "Smart und mit Rückgrat" müsse man sogar 4,5 Prozent als Ziel haben. Er fordert zudem eine strategische Schwerpunktsetzung auf Schlüsseltechnologien, wie Quanten Computing, Halbleiter und Life Sciences, was aber nicht ohne die besten Köpfe gehe. "Wir müssen es den Forschern möglichst einfach machen, nach Österreich zu kommen", sagte der WKÖ-Chef, der zudem die Notwendigkeit eines Bürokratieabbaus hervor strich und auf eine "Baustelle" bei Risikokapital für Neugründungen abseits der Frühförderung verwies. Das sei auch Tenor bei der WKÖ-Konferenz "Starke Forschung, starker Standort" gewesen, die am Montag in Wien stattgefunden hat.
"Der Kostendruck ist gestiegen und macht auch vor Forschung und Entwicklung nicht halt", betonte Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Inflationsbereinigt seien die F&E-Ausgaben auf einem ähnlichen Niveau geblieben, was im Gleichklang mit gestiegenen Personalkosten Innovationen letztendlich verteuert habe. Besonders Klein- und Mittelbetriebe (KMU) hätten Schwierigkeiten, einen kontinuierlichen Innovationsprozess voranzutreiben. Eine direkte Förderung sei neben der Forschungsprämie gerade in Krisenjahren umso wichtiger, plädierte Egerth für eine Erhöhung der Bottom-up-Unternehmensfinanzierung von derzeit rund 270 auf 330 Mio. Euro pro Jahr.
Der Prozess von der Grundlagenforschung in die angewandte Forschung und letztendlich in den Markt müsse deutlich beschleunigt werden, erklärte Georg Kopetz, Vorstand der TTTech und Mitglied des Rats für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung (FORWIT). Er ortet eine starke internationale Dynamik bei Themen wie Künstliche Intelligenz, die hierzulande eher abstrakt betrachtet werde, aber konkrete Auswirkungen auf die Kernindustrie habe. "Hier braucht es Unterstützung. Da sind wir noch nicht schnell genug." Die heimische Forschungsprämie sei ein Standortvorteil, "den wir behalten müssen", ebenso gelte es den "Fonds Zukunft Österreich", über den von 2022 bis 2025 jährlich rund 140 Mio. Euro ausgeschüttet werden, zu sichern.