Studie: Nachholbedarf bei nachhaltiger Ernährungspolitik
Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Ernährungspolitik fehlt in Österreich der ganzheitliche Blick. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie von Forscherinnen des Instituts für Gesundheitswissenschaften der Fachhochschule St. Pölten, wofür die Autorinnen politische Dokumente von zehn österreichischen Ministerien und Institutionen in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Ernährung, Lebensmittel und Nachhaltigkeit analysiert haben.
"Die globale Nahrungsmittelproduktion, speziell Fleischproduktion, trägt massiv zu globalen Umweltproblemen bei, und exzessiver Konsum vor allem von rotem und verarbeitetem Fleisch ist mit chronischen Krankheiten verbunden. Die herausfordernde Transformation zu gesünderer und nachhaltigerer Ernährung verlangt integrierte und kohärente Maßnahmen auf verschiedenen politischen Ebenen", meint Autorin und Senior Researcher Ursula Trübswasser in einer Aussendung.
Ziel der Studie sei es gewesen, politische Dokumente in Bezug auf geplante Maßnahmen zu analysieren, die die Förderung einer nachhaltigen und gesunden Ernährung in der Bevölkerung zum Ziel haben. Der Fokus lag laut den Angaben auf vier Bereichen: die Reduktion des Konsums von tierischen und Erhöhung jenes von pflanzlichen Lebensmitteln, die Reduktion des Konsums von ungesunden Lebensmitteln, die z. B. einen hohen Zucker-, Fett, oder Salzgehalt haben und/oder hochverarbeitet sind, die Erhöhung des Konsums von biologischen Lebensmitteln und die Reduktion von Lebensmittelabfällen.
Handlungsbedarf ist gegeben
Die meisten Maßnahmen, die in den Dokumenten empfohlen wurden, bezogen sich laut den Forscherinnen auf informative Instrumente. Regulative oder finanziellen Instrumente seien hingegen nicht erwähnt worden. In Bezug auf organisatorische Instrumente hätten sich die meisten Maßnahmen auf Gemeinschaftsverpflegungen in Einrichtungen bezogen.
"Wir sehen dringenden Handlungsbedarf für einen systemischen, partizipativen Ansatz, der verschiedene Verhaltensweisen gleichzeitig, kohärent und inklusiv fördert und von verschiedenen Sektoren, Bevölkerungsgruppen und Stakeholdern der Lebensmittelproduktion mit einem Mix an Instrumenten getragen wird", so Trübswasser.
Dementsprechend haben die Forscherinnen mehrere Empfehlungen für politische Maßnahmen formuliert:
Da es keine rechtlich bindenden Vorgaben gebe, werde die Umsetzung der Empfehlungen den Individuen bzw. Einrichtungen, zum Beispiel Schulen überlassen, wofür es Motivation und Kapazität des Schulpersonals brauche. Laut den Autorinnen würden Erfahrung und Evidenz aus anderen Ländern zeigen, dass freiwillige Ansätze kaum oder gar nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen. Daher brauche es konkrete regulative Instrumente.
Außerdem bedürfe es intersektoraler, systemischer Ansätze. "So könnte zum Beispiel ein gleichzeitiger Fokus auf biologischen Landbau, pflanzenbasierte Ernährung und die Reduktion von Lebensmittelabfällen dazu beitragen, die relevanten Ziele des EU Klima- und Energiepolitischen Rahmen bis 2040 zu erreichen", heißt es in der Studie.
Weiters würden die Maßnahmen auf die Wissensvermittlung und Bewusstseinsschaffung von Individuen und damit deren volle Eigenverantwortung abzielen. Diese Maßnahmen sollten jedoch einhergehen mit einer Verbesserung der Verhältnisse im Lebensmittelumfeld und Ernährungssystem allgemein. Die zahlreichen Maßnahmen zur Optimierung des Speisenangebots in der Gemeinschaftsverpflegung seien da ein Schritt in die richtige Richtung.
Die Wissenschafterinnen wünschen sich zudem mehr Augenmerk auf soziale Aspekte wie die Leistbarkeit von nachhaltigen Lebensmittel. Die Involvierung von Nichtregierungsorganisationen in die Planung, Umsetzung und Überwachung von Strategien und Prozessen wäre dabei ein wichtiger Schritt, heißt es weiter.
Service: Link zur Studie: https://phaidra.fhstp.ac.at/detail/o:5535