Kindergarten - Weiter Ruf nach Reformen
Im Vorfeld des achten Tags der Elementarbildung am morgigen Freitag gibt es einmal mehr Rufe nach Reformen bei den Kindergärten. Gefordert wurden in Aussendungen neben mehr Geld für den Bereich auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine Personaloffensive. Kritik gab es an kolportierten Plänen der Koalitionsverhandler von FPÖ und ÖVP, die Kinderbetreuung in der Familie finanziell stärker zu fördern.
Im Kindergarten werde das kognitive Fundament für das gesamte spätere Leben gelegt, hier würden Kinder ihre Fantasie, Frustrationstoleranz und Kooperationsfähigkeit schulen, betonte die zuständige Hilfswerk-Fachbereichsleiterin Isabella Ecker. In der Realität würden die Kindergärten dabei aber wegen des Mangels an Pädagoginnen und Pädagogen an ihre Grenzen stoßen, forderte sie eine Personaloffensive. Es brauche Anreize für die Ausbildung, etwa durch Übernahme der Ausbildungskosten, das pädagogische Personal müsse außerdem von Bürokratie entlastet werden, um mehr Zeit für die eigentliche Arbeit mit den Kindern zu haben. Mehr Geld für die Kindergärten wäre auch gerade in Zeiten von Sparbudgets "ein mächtiger Hebel für eine positive und nachhaltige gesellschaftliche wie wirtschaftliche Entwicklung".
Vom Bund müsse "endlich kräftig Geld in die Hand genommen werden", forderten ÖGB, die Gewerkschaften GPA, younion, vida und die AK. Wenn im Kindergarten die Rahmenbedingungen nicht passten, müsse im späteren Bildungsverlauf vieles teuer nachgeholt werden. Konkret brauche es mehr Personal, eine bundesweit einheitliche Ausbildung für Assistenzkräfte und kleinere Gruppen. Ziel müsse ein flächendeckender Ausbau und der Rechtsanspruchs auf beitragsfreie Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag sein.
Kinderfreunde gegen "Biedermeier"
Kleinere Gruppen, mehr Inklusiv-Plätze, faire Arbeitsbedingungen für das Personal und ein "Recht auf beste Bildung statt Biedermeier" forderten die Kinderfreunde. "Anstatt Familien finanziell zu unterstützen, damit ein Elternteil zu Hause bleibt, sollten die Investitionen in den Ausbau qualitativ hochwertiger Betreuungsplätze fließen", plädierte der Bundesvorsitzende Jürgen Czernohorszky. Nur so bekämen alle Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft die gleichen Bildungschancen. Durch "Herdprämien" werde indes die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen eingeschränkt, ihr Wiedereinstieg in den Beruf erschwert und Altersarmut erhöht.
Mit einer "Social- Media-Soap" des Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds (waff) mit dem Titel "Alle lieben Ali" will unterdessen die Stadt Wien neue Zielgruppen für die Arbeit im Kindergarten gewinnen. Die Kampagne gehört zur Initiative "Jobs PLUS Ausbildung", bei der man neben einer kostenlosen Ausbildung eine fixe Jobzusage und während der Ausbildung mindestens 1.400 Euro erhält.
Harsche Kritik an der Situation der Kindergärten in Wien, wo Ende April vorzeitig gewählt wird, kam am Donnerstag hingegen von der Stadt-Opposition. Für 44 Prozent der Kindergartenkinder mit Sprachförderbedarf gebe es keine explizite Deutschförderung und beim Fachkraft-Kind-Schlüssel habe sich - obwohl die Kindergärten Länderkompetenz sind - nichts bewegt, kritisierte ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß NEOS-Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr. Auch nach jahrelangem Kindergartenbesuch würden Kinder in Wien zu Schulbeginn nicht gut genug Deutsch beherrschen, um dem Unterricht folgen zu können.
Die Wiener Grünen pochten per Aussendung auf bessere Arbeitsbedingungen, kleinere Gruppen, einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel und faire Bezahlung für das Personal. Außerdem verlangte das Bildungssprecher-Team aus Julia Malle und Felix Stadler fixe Sprachförderkräfte für jeden Kindergarten, wo dies benötigt wird. "Wiederkehr hat jedoch versäumt, die Möglichkeiten in seinem eigenen Gestaltungsbereich auszuschöpfen."