Starke Universitäten für eine starke Gesellschaft
Gastbeitrag --- Universitäten machen stark - und das gleich mehrfach: die nächste Generation junger Menschen, die von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern darauf vorbereitet wird, die Lösungen von morgen zu denken. Und Universitäten machen auch die Demokratie stark und wehrhaft: durch die Art, wie miteinander gearbeitet wird und der nächsten Generation auch ein Experimentierraum für ihre Ideen und Projekte geboten wird. In der Gesellschaft und für die Gesellschaft wirksam werden: ein Anspruch der Universität in der Forschung und in der Begleitung Studierender zum Abschluss.
Meine drei Wünsche an die Politik beziehen sich daher auf drei prioritäre Herausforderungen der Bildungs- und Forschungspolitik:
Schule und Ausbildung neu gestalten. Im Blick auf die junge Generation sind Ausbildungssysteme wie Schule und Universitäten neu zu denken. Schulen sollen ein inspirierendes und stärkendes Umfeld für Schülerinnen und Schüler sein. Schulische Erfahrungen legen den Grundstein für die lebenslange Lernfähigkeit und Lernbereitschaft. Die Lehrerinnen und Lehrer für diese Aufgabe bestmöglich zu qualifizieren, ist Aufgabe der Universitäten (gemeinsam mit Pädagogischen Hochschulen). Ein Wunsch in diesem Zusammenhang ist, mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei den Formaten der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern zu bekommen, damit der Lehrberuf Zukunft hat.
Spitzenförderung in der Forschung. Im Sinne der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ist eine Zusatzfinanzierung von Spitzenforschung notwendig; insbesondere in Bereichen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz wie Künstlicher Intelligenz, Klima- und Umweltforschung oder Globale Gesundheit. Neben einer besseren finanziellen Ausstattung der Universitäten sollte dies auf nationaler Ebene durch eine höhere Dotierung des FWF inkl. der Finanzierung der Overheads und durch eine strukturierte Fortsetzung der Exzellenzinitiative verfolgt werden; auf europäischer Ebene durch einen finanziellen Ausbau der Säule für exzellente Grundlagenforschung, insb. des ERC-Fundings. Ein Wunsch der Wissenschaft wären sozial- und pensionsversicherungsrechtliche Erleichterungen beim Wechsel von Forschungsstandorten innerhalb Europas, um der Vision des Europäischen Forschungs- und Hochschulraums weiter näher zu kommen.
Unigebäude nachhaltig und zukunftsfit machen. Der Campus der Zukunft bedeutet, dass Universitäten auch in ihrer räumlichen Infrastruktur einen Schritt voraus sind, um Studierenden und Forschenden international anschlussfähige Rahmenbedingungen zu bieten. Die Schaffung nachhaltig gestalteter Forschungs-, Lehr-, Lern- und Arbeitsumgebungen erfordert weitsichtige Investitionen, den Willen zu mutigen Lösungen und Kooperationen zwischen Universitäten, um Synergieeffekte zu erzeugen.
Nur so kann die Universität ihre Absolventinnen und Absolventen bestmöglich auf ihr Wirken in der Forschung und in der Gesellschaft vorbereiten. Investitionen in die Universitäten sind Investitionen in die Gesellschaft von morgen.
Zur Person:
Sebastian Schütze wurde nach Stationen an der Freien Universität Berlin, an der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte) in Rom und der Queen's University in Kingston/Kanada 2009 Professor für Neuere Kunstgeschichte an der Universität Wien und dort 2018 Dekan der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. Seit 2022 ist er Rektor der Universität Wien.
Service: Dieser Gastbeitrag ist Teil der Rubrik "Nachgefragt" auf APA-Science. Die inhaltliche Verantwortung liegt beim Autor/der Autorin.