Taxifahrer sterben viel seltener an Morbus Alzheimer
US-Taxi- und professionelle Rettungswagenfahrer haben ein um mindestens die Hälfte geringeres Risiko, an Morbus Alzheimer zu sterben als andere Menschen. Das hat eine epidemiologische Studie unter Auswertung der Daten von neun Millionen Verstorbenen ergeben. Möglicherweise ist das der Effekt komplexer Aufgaben für das Gehirn samt einem "Landkarten-Gedächtnis".
Die wissenschaftliche Arbeit von Anupam Jena von der Abteilung für Gesundheitspolitik der Harvard University in Boston in den USA ist vor kurzem im "British Medical Journal" erschienen (DOI: 10.1136/bmj-2024-082194). Ausgewertet wurden die amtlichen Todesanzeigen in den Vereinigten Staaten zwischen 1. Jänner 2020 und 31. Dezember 2021. In den Dokumenten sind auch die Berufe der Verstorbenen verzeichnet. In der Studie wurde nach insgesamt 443 Berufen analysiert.
Daten von 9 Mio. Verstorbenen in den USA ausgewertet
So fassten die Experten ihre Ergebnisse zusammen: "Von den 8.972.221 Verstorbenen mit Angaben zum Beruf wurde bei 3,88 Prozent (348.328) Alzheimer als Todesursache angegeben. Unter den Taxifahrern starben 1,03 Prozent (171/16.658) an dieser Demenz, während die Rate unter den Krankenwagenfahrern 0,74 Prozent (10/1.348) betrug."
Weil Taxifahrer vor allem aufgrund von sozialen Begleitumständen in den USA eine im Vergleich geringe Lebenserwartung von 67,8 Jahren haben, Rettungswagenfahrer gar nur eine durchschnittliche Lebenserwartung von 64,2 Jahren (Allgemeinbevölkerung in den USA: 74,3 Jahre), passten die Wissenschafter ihre Berechnungen nach den Alterskurven (Alzheimer-Häufigkeit steigt mit Alter) diesem Faktor an.
Die Autoren der Studie: "Nach Anpassung hatten Krankenwagenfahrer (0,91 Prozent) und Taxifahrer (1,03 Prozent) von allen untersuchten Berufen den niedrigsten Anteil an Todesfällen aufgrund von Morbus Alzheimer." Im Durchschnitt lag die Alzheimer-Mortalität in der Gesamtbevölkerung hingegen bei 1,69 Prozent.
Noch kein ursächlicher Beweis
Bleibt die Frage nach dem möglichen Grund für diese Beobachtung, die noch keinen ursächlichen Beweis darstellt. Hier könnte man aber auf Voruntersuchungen zurückgreifen. Die Wissenschafter führten dazu an: "Eine bahnbrechende neurologische Studie mit Bildgebung (Gehirn) ergab, dass es bei Taxifahrern in London zu verstärkten funktionellen Veränderungen in der Hippocampus-Gehirnregion kam. Der Hippocampus ist jene Gehirnregion, die sowohl an der Erstellung kognitiver räumlicher Karten als auch an der Entwicklung der Alzheimer-Krankheit beteiligt ist."
Im Rahmen der Entwicklung der Demenz verkümmert der Hippocampus der Betroffenen. "Dieser Befund legt die Möglichkeit nahe, dass Berufe, die häufig die Verarbeitung räumlicher Informationen erfordern, wie etwa Taxifahren, mit einer geringeren Alzheimer-Mortalität verbunden sein könnten", schrieben die Experten.