Klima-Glossar: Geosphäre
Unter der Geosphäre eines Planeten wird nicht nur der Himmelskörper selbst verstanden, sondern auch der darüber hinausreichende Bereich. Am bekanntesten - auch in Zusammenhang mit der Klimakrise - ist wohl die Atmosphäre, umgangssprachlich die Luft. In dieser konzentrieren sich die Treibhausgase, allen voran CO2, das vorher vielleicht noch in der Lithosphäre, der festen Erdkruste als harmloser Kohlenstoff gelagert war, und zuvor in der Biosphäre zu diesem umgewandelt wurde.
Mit dem Konzept der Geosphäre lässt sich das dynamische System der Erde besser darstellen. Der Global Climate Observing System (GCOS), ein globales Klimabeobachtungssystem, überträgt das ebenso dynamische Geschehen des Klimawandels auf dieses Konzept. Somit wird aufgezeigt, dass der Klimawandel weit mehr als steigende Temperaturen in der Atmosphäre mit sich bringt, die wiederum durch das Geschehen in der Biosphäre gestaltet wird, etwa durch die Photosynthese. Weitgehend unterschätzt wird dabei die Rolle der Hydrosphäre, der Ozeane und Meere, auf das Klimageschehen.
Es gibt unterschiedliche Modelle, mit der sich Geosphäre unterteilen lässt, gängig ist zumindest jene in die sechs Bereiche bestehend aus Atmosphäre, Lithosphäre, Biosphäre, Hydrosphäre, Kryosphäre und Pedosphäre. Beim GCOS werden sieben Klimaindikatoren verwendet, um so den Klimawandel neben der steigenden Temperatur, die aus der Zusammensetzung der Atmosphäre resultiert, weiter umfassend zu beschreiben.
Jene Teile der Erdoberfläche, die mit Wasser in flüssiger und fester Form bedeckt sind, werden als Hydrosphäre bzw. Kryosphäre bezeichnet, während die Böden die Pedosphäre ausmachen, wo sich dann wiederum Lithosphäre, die Hydrosphäre, die Atmosphäre und die Biosphäre überschneiden. Die Biosphäre umfasst alle Bereiche, in denen jegliche Formen der belebten Natur vorkommen. Die Atmosphäre wird wiederum in mehrere Abschnitte unterteilt, ausgehend von Troposphäre bis hin zur Ozonosphäre.
Um den Klimawandel im dynamischen System Erde besser zu darzustellen, kann die Beschreibung der einzelnen Auswirkungen auf die Komponenten der Geosphäre dienen. Mitgründer des GCOS ist auch die Weltwetterorganisation WMO, die in ihrem jährlichen Klimazustandsbericht vergangenes Jahr warnte, dass vier der sieben zentralen Indikatoren für den Klimawandel ein Rekordniveau erreicht haben.
Drei betreffen hier die Hydrosphäre, nämlich den Anstieg des Meeresspiegels, den Wärmeinhalt der Ozeane und die Versauerung der Meere durch das aufgenommene CO2. Der vierte Indikator bezog sich auf die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre. Der fünfte Indikator, die globale Durchschnittstemperatur, lag 2021 bei 1,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900). Bei den Indikatoren sechs und sieben geht es um die Eismasse von Gletschern und Meereis in der Kyrossphäre: Die Masse schrumpfte nach Angaben der WMO 2021 zwar weniger als im mehrjährigen Durchschnitt, der langfristige Trend zeigt weiterhin massiven Eisverlust.
Die WMO strich schon zuvor die Rolle der Ozeane als "Thermostat und Förderband der Erde" hervor, dass sie ebenso Kohlendioxid wie auch Sonneneinstrahlung aufnehme, Wärme und Wasserdampf um die Erde verteile und mit den Strömungen Wetter und Klima in aller Welt beeinflusse. Der Klimawandel habe aber weitreichende Folgen für die Meere, denn 90 Prozent der durch CO2-Emissionen verursachten überschüssigen Wärme hätten sie zwar aufgenommen. Die bewahre zwar die Welt vor einem stärkeren Temperaturanstieg, aber wirke sich auf die Hurrikan-Saison im Atlantik ebenso aus, wie auf Zyklone im Indischen und südpazifischen Ozean.
Die englische Bezeichnung für die Geosphäre ist seit 2023 auch der Name der aus den beiden Instituten Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und die Geologische Bundesanstalt (GBA) zur "Geosphere Austria" (GSA) fusionierten Organisation. Ein wichtiges Ziel der Vereinigung von ZAMG und GBA zu Geosphere Austria sei die Bearbeitung der Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte in einer fachübergreifende Zusammenarbeit der Bereiche Geologie, Geophysik, Meteorologie und Klimatologie - "also über die gesamte Geosphäre Österreichs", hieß es dazu von der GSA.