Bürger weisen Wissenschafter auf dringend zu klärende Fragen hin
Patienten, deren Angehörige und Fachleute haben der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) geholfen, Themen im Bereich psychischer Erkrankungen zu identifizieren, die dringend erforscht werden sollten. Dazu zählt etwa die Gesundheit von Kindern psychisch Erkrankter oder die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen. Am 2. Dezember wurde dieses Bürgerbeteiligungsprojekt in Wien präsentiert.
Vor einem Jahr hat die LBG das Projekt "Reden Sie mit!" gestartet und Betroffene, Angehörige, Experten und Interessierte aufgefordert, Forschungsfragen zu psychischen Erkrankungen mitzuentwickeln. Auf Neudeutsch wird das Vorgehen, die Bevölkerung (engl. "Crowd" für Menschenmenge) in Wissenschaft und Produktverbesserung einzubinden, "Open Innovation" genannt.
LPG-Präsident Josef Pröll verwies auf die rund 900.000 psychisch erkrankten Menschen in Österreich. "Mit der Methode, die Crowd zu befragen, haben wird das Potenzial aller Betroffenen gebündelt und um deren Erfahrungen und Probleme gefragt und dabei ein enormes Bedürfnis an neuen Forschungsarbeiten gesehen", so Pröll.
Drei Forschungsfelder identifiziert
Die Online-Plattform wurde von 20.000 Personen aus 80 Ländern besucht, 400 Beiträge abgegeben. Diese wurden analysiert, thematisch zusammengefasst und neuerlich vom Publikum bewertet. Daraus haben die Wissenschafter drei Themenfelder identifiziert, deren Erforschung für die Beteiligten besonders dringlich seien, was auch von einer Fachjury bestätigt wurde.
So ist man daran interessiert, die Rolle der Betroffenen bei der Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen zu erforschen. Weiters will man wissen, wie verhindert werden kann, dass Kinder aus Familien mit psychisch Erkrankten selbst psychisch erkranken. Schließlich sollte es darum gehen, die optimalen Rahmenbedingungen für die Betreuung psychisch Erkrankter zu erforschen.
Die LBG will nun die Ergebnisse des Projekts rasch in konkrete Forschungsaktivitäten umsetzen. Dazu sei man weltweit auf der Suche nach den besten Trägern für Forschungsprojekte, die sich diesen Fragen widmen, sagte LBG-Geschäftsführerin Claudia Lingner.
Für Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) zeigen die Ergebnisse, "dass Open Innovation neue Perspektiven in der Wissenschaft ermöglicht". Er verwies auf die begonnene Ausarbeitung einer "Open Innovation"-Strategie der Bundesregierung, mit der brachliegendes Innovationspotenzial in Österreich gehoben werden soll.
Service: Ludwig Boltzmann-Gesellschaft: www.lbg.ac.at; "Open Innovation"-Strategie der Bundesregierung: http://openinnovation.gv.at