Forscher: Umfassend denken lernen gegen Verschwörungstheorie nötig
In der Schule sollten Kinder lernen, analytisch zu denken und Nuancen komplexer, umfassender Situationen zu erkennen, anstatt sie zu vereinfachen, erklärt Gerald Steiner von der Universität für Weiterbildung Krems auf Basis einer Studie, in der untersucht wurde, was den Glauben an Verschwörungstheorien begünstigt. Dann wären sie als Erwachsene weniger anfällig für Verschwörungstheorien, dass etwa SARS-CoV-2-Impfstoffe Mikrochips enthalten und das Virus gar nicht existiert.
Ein Team um Steiner, der am Department für Wissens- und Kommunikationsmanagement der Donau-Uni forscht, und Eva Schernhammer von der Abteilung für Epidemiologie der Medizinischen Universität Wien befragte in der im Fachjournal "SN Social Sciences" veröffentlichten Studie 3.000 Erwachsene in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu ihrer Bildung, dem Lebensstil, der Gesundheit und COVID-19 bezogenen Verhaltensweisen. Die Forscher untersuchten die Antworten-Datensätze mit statistischen Modellen, um Zusammenhänge zwischen ihrer Anfälligkeit zu Verschwörungstheorien und der Befähigung zum "Komplexitätsdenken" zu finden.
"Darunter wird die Fähigkeit verstanden, auch nicht-evidente (nicht-augenscheinliche, Anm.) Strukturen und Zusammenhänge in komplexen realen Systemen zu erkennen", erklären sie in einer Aussendung. Tatsächlich tendierten Teilnehmer mit einem höheren Wert beim Komplexitätsdenken zu einem geringeren Wert bei Verschwörungsglauben.
"Ein Fokus auf die Erziehung hin zum komplexen Denken kann daher eine wertvolle langfristige Strategie zur Verringerung der Neigung zu Verschwörungsvorstellungen darstellen", betonen die Forscher. Wenn Menschen hingegen den wissenschaftlichen Diskurs nicht verstehen, verlören sie das Vertrauen in die Empfehlungen von Experten. Dann bestünde auch die Gefahr, "dass sie sich in einem Umfeld wohlfühlen, das einer Echokammer ähnelt und ihre Ängste oder Skepsis bestätigt."
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