Klima-Glossar: Kreislaufwirtschaft
Unsere Produktionsprozesse und unser Konsumverhalten tragen maßgeblich zu Umweltverschmutzung, Biodiversitätsverlust und der Klimakrise bei. Das Abfallaufkommen lag in Österreich 2022 bei rund 73,9 Millionen Tonnen. Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, möglichst wenig Müll zu produzieren, indem Produkte und Materialien länger genutzt, repariert, wiederverwendet und recycelt werden. Das verlangsamt den Konsum, schont natürliche Ressourcen und reduziert die Umweltverschmutzung.
Am Anfang der Kreislaufwirtschaft steht die Frage, ob der Kauf eines Produkts wirklich notwendig ist oder ob man darauf verzichten beziehungsweise es beispielsweise ausleihen kann. Ist dies nicht der Fall, soll das Design den gesamten Lebenszyklus eines Produktes umfassen. Zentral ist dabei die Langlebigkeit, der sparsame Umgang mit Ressourcen im Produktionsprozess und die Recyclingfähigkeit. Ziel ist eine möglichst vollständige Verwertung des Produktes. Rohstoffe, die zur Herstellung notwendig waren, sollen am Ende des Lebenszyklus zurückgewonnen und erneut verwendet werden können.
Kreislaufwirtschaft kontra Wegwertwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft steht dabei im Gegensatz zur Linear- oder "Wegwerfwirtschaft", die durch große Produktionsmengen, große Auswahl, kurze Produktlebensdauer und geringe Recyclingquoten geprägt ist. Auch der Begriff "geplante Obsoleszenz" fällt in diesem Zusammenhang immer wieder. Dabei werden Produkte so designt, dass sie nach oft kurzer Nutzungsdauer kaputt werden und sich nicht oder nur schwer reparieren lassen. Das Produkt muss dann vollständig ersetzt werden, das kurbelt den Konsum an und schlägt sich positiv auf die Wirtschaftsleistung nieder.
Gleichzeitig verursacht die Herstellung immer neuer Produkte mehr Treibhausgasemissionen und einen höheren Ressourcenverbrauch. Auch etwa fix verbaute Akkus in Mobiltelefonen oder Laptops und kurzlebige Modetrends werden oft mit dieser Form des Wirtschaftens in Verbindung gebracht.
Internationales Anliegen
Im Sinne des Umweltschutzes haben sowohl die Vereinten Nationen (UNO) und die Europäische Union (EU) als auch die österreichische Regierung den Wandel von der Wegwerf- zur Kreislaufwirtschaft als zentrales Ziel verankert. Nummer 12 der von der UNO definierten 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) widmet sich den nachhaltigen Konsum- und Produktionsweisen.
Die EU-Kommission legte im März 2020 ihren Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft vor, dessen Entschließung im Februar 2021 vom EU-Parlament angenommen wurde. Das Parlament forderte zusätzlich Maßnahmen, mit denen bis 2050 eine "CO2-neutrale, ökologisch nachhaltige, giftfreie und vollständig kreislauforientierte Wirtschaft" erreicht werden soll. Im Dezember 2022 wurde von der österreichischen Regierung eine Kreislaufwirtschaftsstrategie beschlossen, die etwa die Reduktion des Ressourcenverbrauchs auf 7 Tonnen pro Kopf und Jahr bis 2050 vorsieht.
Kreislaufwirtschaft verlangsamt Ressourcenverbrauch nur
Die Kreislaufwirtschaft hat allerdings Grenzen. Kritisiert wird das Konzept vor allem dann, wenn es idealisiert und als vollständiger Kreislauf dargestellt wird. Langlebiges Design, Reparatur, Wiederverwendung und Recycling können Konsum und Ressourcenverbrauch zwar verlangsamen, ihn aber nicht verhindern. Außerdem können Produkte nicht vollständig recycelt werden, gewisse Materialien werden unweigerlich unverwertbar und müssen ersetzt werden. Darüber hinaus brauchen auch die Prozesse der Wiederverwendung und des Recyclings Energie und Ressourcen und verursachen entsprechend Treibhausgasemissionen.
Das Konzept steht zudem im Widerspruch zu unserem Wirtschafts-und Gesellschaftssystem, in dem Werbung, Trends, das Narrativ "Neu ist besser" und Konsum als Statussymbol zentrale Rollen spielen. Vor diesem Hintergrund wird die Kreislaufwirtschaft nur als eine von vielen Strategien im Kontext der ökologischen Transformation gesehen. Zusätzlich zur Kreislaufwirtschaft sei etwa auch eine Wende in der Konsumkultur notwendig, meinen Forscherinnen und Forscher.